Monatsstatistik August 2020: Sachte Erholung erhält einen Dämpfer
Die Entwicklung des Hochbaus ist nach wie vor von Unsicherheit geprägt. Die auf Basis von Gesuchen ermittelte Summe fiel im Vergleich zum Vorjahresmonat insgesamt um 33,0 Prozent auf den tiefsten Wert der letzten zehn Jahre.
Entsprechend befand sich die Summe geplanter Hochbauprojekte im August 29,0 Prozent unter dem Zehnjahresdurchschnitt. Der gleitende Dreimonatsdurchschnitt der Summe lag aber lediglich 2,1 Prozent im Minus, weil dieser im Juli 7,0 und im Juni 26,3 Prozent zulegen konnte. Die Zahl der Baugesuche erhöhte sich insgesamt um 13,9 Prozent (Juli: +9,2 %; Juni: +25,9 %).
Mehr Einfamilienhäuser geplant
Die Entwicklung stark geprägt hat das Segment Mehrfamilienhäuser (MFH), auf das in der Regel ungefähr die Hälfte der geplanten Hochbausumme entfällt. Im August brach die MFH-Summe um 36,2 Prozent ein nach +17,4 im Juli und +30,2 Prozent im Juni. Dank der guten Vorgaben schwächte sich der Dreimonatsdurchschnitt im August nur leicht um 1,3 Prozent ab (Juli: +6,3 %; Juni -4,9 %). Der Rückgang der im Jahr aufgelaufenen Summe (Year to Date – YTD) belief sich bei den Wohnrenditeliegenschaften aber trotzdem auf -9,4 Prozent.
Beim Segment Einfamilienhäuser (EFH) schoss die Summe im August um 27,0 Prozent nach oben nach guten Zahlen im Juli (+10,9 %) und einem ebenfalls ausserordentlichen Juni (+24,5 %). Auch befand sich die YTD-Summe 6,4 Prozent im Plus. Geplant sind auch viel mehr Einfamilienhäuser, denn die Zahl der Gesuche erhöhte sich im August gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich um 30,0 Prozent (Juli: +17,8 %; Juni: +31,0 %).
Quelle: Gabriel Diezi
Während sich dieses Jahr die geplante Hochbausumme abschwächen dürfte, könnten Infrastrukturprojekte den Rückgang teilweise kompensieren. (Bild: Wehr für die Wasserfassung des neuen Kraftwerks Wiler-Kippel VS).
Industriebau stark rückläufig
Im letzten Monat haben Unternehmen die Investitionen in Produktionsgebäude massiv zusammengestrichen, was im Vergleich zum Vorjahr die geplante Summe um 77,1 % (Juli: +18,8 %; Juni: -7,7 %) und den Dreimonatsdurchschnitt um 31,0 Prozent einbrechen liess. Die YTD-Summe lag 15,3 Prozent im Minus. Der Bürobau brillierte noch im Juni bei der Bausumme mit dem Spitzenwert der letzten zehn Jahre und einem Plus von 18,2 % gegenüber dem Vorjahr sowie einer weit über dem Zehnjahresdurchschnitt liegenden Summe (+61,3 %). Dann drehte die projektierte Summe im Juli stark ins Minus (-49,7 %) und gab im August erneut nach (-47,3 %). Die YTD-Summe ging um 9,8 Prozent zurück.
Die öffentliche Hand plant weniger Schulbauten, denn im August halbierte sich die Summe gegenüber dem Vorjahresmonat (Juli: -5,4 %; Juni +10,9 %), sodass beim Dreimonatsdurchschnitt ein Minus von 13,0 Prozent und bei der YTD-Summe sogar von 42,1 Prozent resultierte. Zwar ging die Summe beim Spitalbau um 23,1 Prozent zurück (Juli: -1,7 %), doch hob der hohe Zuwachs geplanter Investitionen im Juni (+82,3 %) den Dreimonatsdurchschnitt ins Plus (+35,5%) und die YTD-Summe auf ein überdurchschnittlich hohes Niveau (+7,8%).
Im Tourismussegment deuten die stark schwankenden Summen auf eine anhal- tende Nervosität über die Geschäftsentwicklung wegen Corona. Im August brach die projektierte Summe um 34,6 Prozent ein nach einem Minus von lediglich 2,4 Prozent im Juli (Juni: -63,7%). Der gleitende Dreimonatsdurchschnitt des Segments gab um 37,1 Prozent nach, die YTDSumme um 34,6 Prozent. Insgesamt sind die Deutschschweiz und die Romandie (etwas weniger das Tessin) sowie alle bedeutenden Bauregionen gleichermassen vom Rückgang betroffen.
Grosse Bauregionen betroffen
In Zürich und im Aargau halbierten sich im August die Bausummen, in Bern und Luzern lag diese je ein Viertel unter dem Vorjahreswert. Genf fiel am deutlichsten ab (-87,7%). Positiv entwickelten sich dagegen die Bausummen in den Kantonen Waadt (+69,1%), St. Gallen (+13,8%) und Wallis (+9,5%).
In allen gewichtigen Bauregionen lag die YTD-Summe deutlich unter dem Vorjahresniveau mit Ausnahme des Waadtlands (+8,7%), was insgesamt zu einem Minus von 7,8 Prozent führte. Bis Ende Jahr wird der Rückstand nur schwer aufzuholen sein, sodass sich die Hochbautätigkeit abschwächen dürfte.