Mohren-Inschriften: Stadt Zürich hält an Abdecken fest
Die Stadt Zürich soll die Häuserbezeichnungen «Zum Mohrenkopf» und «Zum Mohrentanz» in der Altstadt wie geplant abdecken: Der Gemeinderat hat am Mittwochabend ein Postulat von SVP und FDP mit 59 Nein- zu 53 Ja-Stimmen abgelehnt, das stattdessen eine Kontextualisierung des «M-Wortes» mit Infotafeln verlangt hatte.
Quelle: Schweizer Heimatschutz SHS, Jakob Streich, September 2022
Eines der Häuser im Niederdorf: Solche Hausnamen sollen Geschichte werden.
SVP und FDP forderten in ihrem Postulat auch, dass die Stadt auf weitere rechtliche Schritte verzichtet. Denn das Baurekursgericht hatte einen Rekurs des Zürcher Heimatschutzes gegen die Abdeckung der beiden Hausinschriften in der Altstadt gutgeheissen.
Es fehle an einer vertieften historischen Auseinandersetzung mit den denkmalpflegerischen Interessen, hiess es im Urteil. Und mit Informationen seien eine Erklärung einer rassistischen Konnotation der Begriffe und eine Distanzierung von rassistischen Geisteshaltungen möglich. Der Stadtrat zog dieses Urteil weiter.
Dies zeuge von wenig Einsicht und von fehlendem Willen, die Vielfalt der historischen Bauten integral zu erhalten, kritisierten SVP und FDP in ihrem Postulat.
Mit dem Canceln der Geschichte ändere sich doch die Haltung der Einzelnen nicht, dies lasse sich nur über den Diskurs erreichen, meinte etwa Yasmine Bourgeois (FDP) in der Debatte. Informationen brächten mehr als Verhüllungen, ergänzte Ann-Catherine Nabholz (GLP). «Eine Kontextualisierung fordert uns dazu auf, dass wir uns kritisch mit der Vergangenheit auseinandersetzen.»
«Form von Gewalt im öffentlichen Raum»
Mit dem Postulat werde das Problem von rassistischen Haltungen weiterhin klein geredet, sagte hingegen Anna-Béatrice Schmaltz (Grüne).»"Die M-Inschriften sind eine Form von Gewalt – jede Person hat das Recht, ohne Beleidigungen durch die Stadt zu gehen.» Moritz Bögli (AL) führte aus, dass die Inschriften gar keine Zeitzeugen seien: «Sie sind nicht historisch, sie sind keine 100 Jahre alt.»
Stadtrat André Odermatt (SP) wies darauf hin, dass die Stadt der Empfehlung von Rassismuskommissionen folge. Diese sprächen sich zwar grundsätzlich für eine Kontextualisierung aus – dies reiche aber nicht, wenn Darstellungen oder Hausnamen einen offensichtlich rassistischen, abwertenden Bezug hätten.
«Rassismus darf im Stadtbild keinen Platz haben», sagte Odermatt, der – wie alle Gegner des Vorstosses – während der Debatte nur vom «M-Wort» sprach. Der Stadtrat lehne das Postulat deshalb klar ab. Eine knappe Mehrheit des Gemeinderats folgte ihm mit den Stimmen von SP, Grünen und AL. (sda)