Millionen-Betrug bei Bau von Lötschberg-Basistunnel
Beim Bau des Lötschberg-Bahnbasistunnels vor über zwölf Jahren ist es zu einem Millionen-Betrug gekommen. Wie die «SonntagsZeitung» publik machte, wurden deswegen im Juni zwei Täter per Strafbefehl wegen Vermögensdelikten rechtskräftig verurteilt, darunter der heutige Chef der an der Schweizer Börse kotierten Gebäudetechnik-Gruppe Poenina.
Quelle: BLS AG
Blick in den Lötschberg-Basistunnel. (Symbolbild)
Ein Leiter eines Teilprojekts der Elektroinstallationen im Tunnel hatte dem Medienbericht zufolge seinen damaligen Arbeitgeber mit fiktiven Aufträgen getäuscht und so 2,8 Millionen Franken aus der Firmenkasse entwendet. Über ein Geflecht von Firmen und Konten im Ausland floss ein Teil des Geldes zu ihm zurück. Geholfen hatte ihm demnach der heutige Chef der Poenina-Gruppe. Dieser kassierte auch einen Anteil.
Verurteilung kurz vor Verjährung
Die Zürcher Staatsanwaltschaft verurteilte den Angaben zufolge nun kurz vor der Verjährung den Haupttäter wegen gewerbsmässigen Betrugs, schwerer Geldwäscherei und Anstiftung dazu zu einer fünfmonatigen Gefängnisstrafe auf Bewährung sowie einer bedingten Geldstrafe. Sein Gehilfe kassierte eine bedingte Geldstrafe wegen Gehilfenschaft zum gewerbsmässigen Betrug und mehrfach ungetreuer Geschäftsbesorgung in Bereicherungsabsicht.
Der Verwaltungsrat der Poenina Holding stellte sich nach Bekanntwerden der Verurteilung hinter seinen CEO, wie das Unternehmen mit Sitz in Opfikon ZH und rund 1400 Mitarbeitenden am Sonntag mitteilte. Die Verurteilung für persönliche Vergehen vor mehr als zwölf Jahren stehe in keinem Zusammenhang mit der heutigen Position als CEO von Poenina.
Firma weist Kritik an Infopolitik zurück
Der Vorfall habe keinen Einfluss auf die Finanzlage der Holding, hiess es weiter. Die bereits veröffentlichten guten Aussichten für das Geschäftshalbjahr 2021 seien nach wie vor aktuell. Poenina-Präsident Marco Syfrig wurde in der Zeitung damit zitiert, dass bei Poenina die Bücher überprüft worden seien und nichts Derartiges vorgefallen sei.
Poenina stellte sich in der Mitteilung gegen Kritik, sie hätte als börsenkotiertes Unternehmen über die Verurteilung ihres CEOs informieren müssen. Man weise den Vorwurf, die Meldepflicht in diesem Zusammenhang verletzt zu haben, «mit aller Deutlichkeit» zurück, hiess es in der Mitteilung.
Der Lötschberg-Eisenbahnbasistunnel ist 34,6 Kilometer lang und liegt zwischen Frutigen im Berner Oberland und Raron VS. Die Bauarbeiten für das 4,2 Milliarden Franken teure Bauwerk begannen 1999 und dauerten bis zur Inbetriebnahme 2007. Der Lötschberg-Basistunnel ist der fünftlängste Eisenbahntunnel der Welt.