15:23 BAUBRANCHE

Meyer Burger wandelt sich definitiv zum Solarzellenanbieter

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Meyer Burger hat wie geplant mit der Produktion von Solarzellen in Ostdeutschland begonnen. Das Unternehmen baut nun nicht mehr Maschinen zur Produktion, sondern stellt die Solarzellen und -Module selber her. Der Strategiewechsel ist aus der Not geboren. 

Technologie- und Produktecenter von Meyer Burger in Thun

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Technologie- und Produktecenter von Meyer Burger in Thun.

Nachdem vor wenigen Tagen die Zellenproduktion in Thalheim (Sachsen-Anhalt) in Betrieb ging, wurde nun auch die Modulproduktion in Freiberg (Sachsen) eingeweiht. Los geht es in beiden Anlagen mit einer Anfangskapazität von 0,4 Gigawatt (GW) pro Jahr oder rund 3'000 Modulen pro Tag. Doch es ist ein rascher Ausbau geplant: Die Erweiterung auf 1 GW am Standort Freiberg sei vorbereitet und solle so schnell wie möglich erfolgen, heisst es in einer Mitteilung vom Mittwoch. Ursprünglich hatte das Unternehmen nur den Ausbau auf 0,8 GW pro Jahr angestrebt. 

Vom Zulieferer zum Produzenten 

Das Schweizer Unternehmen hat damit endgültig die Wandlung vom Anbieter von Produktionstechnik für die Photovoltaik-Industrie zum Anbieter von Modulen vollzogen. Damit wird zugleich ein schwieriger Prozess der Firmengeschichte abgeschlossen. Denn während der Aufbau der neuen Produktion nur rund acht Monate gedauert hat, ging der Einsicht, dass man als Maschinenbauer nicht mehr lange so weitermachen kann, ein jahrelanger Kampf voraus. 

Das Problem von Meyer Burger in den vergangenen Jahren war, dass man nicht in der Lage war, die Technologieführerschaft in der Zell- und Modulproduktion zu verteidigen. Maschinen wie Diamantsägen, um aus Silizium-Coils Wafer und Zellen zu schneiden, oder auch die Produktionslinien für die Herstellung von PERC-Modulen (passivated emitter and rear cell) sind Massenware geworden und kommen heute zumeist von chinesischen Anbietern. 

Nun will man also seine Trümpfe selbst ausspielen und sich vor Nachahmern schützen. Die eigenen Technologien Heterojunction und SmartWire, die zuvor nur bei wenigen Herstellern Anklang fanden, will man so selbst als Modulproduzent anwenden und deren Stärken nutzen. 

Europa statt China 

Meyer-Burger-CEO Gunter Erfurt, der den Strategiewechsel im 2020 eingeläutet hatte, will damit beweisen, dass diese Technologien industrie- und massentauglich sind und auch eine Photovoltaik-Produktion (PV) in Europa profitabel sein kann. Gegenüber den Herstellern, die Solarmodule in der konventionellen PERC-Technologie fertigen, habe Meyer Burger einen Vorsprung von drei Jahren. 

Und den wird man auch brauchen. Der PV-Markt weltweit wird derzeit von chinesischen Anbietern dominiert. Will sich Meyer Burger mit seinen teureren Modulen hier durchsetzen, muss man die Käufer mit der höheren Energieausbeute, der Langlebigkeit und der Qualität überzeugen. Das Unternehmen setzt dabei auch auf die in Europa laufende Diskussion um die Klimaziele, und darauf, dass es auch einen politischen Willen geben müsse, eine leistungsfähige PV-Industrie zu erhalten. 

Schwieriger PV-Markt 

Thalheim in der Nähe von Bitterfeld-Wolfen und Freiberg, eine Kreisstadt zwischen Dresden und Chemnitz, sind in puncto Photovoltaik keine weissen Flecken auf der Landkarte. Insbesondere Thalheim hatte sich mit Firmen wie etwa Q-Cells oder CSG Solar als «Solar Valley» einen Namen gemacht. Zeitweise waren dort mehr als 3000 Menschen in der PV-Industrie beschäftigt. 

Meyer Burger hat an beiden Standorten ehemalige Produktionswerke der deutschen Solarworld gemietet. Das Vorzeigeunternehmen des deutschen Solar-Booms der Nullerjahre war 2013 in die Insolvenz gegangen. Hier hatten nicht nur CEO Erfurt früher gearbeitet, sondern auch eine Reihe von Managern, die nun für die Transformation bei Meyer Burger die Zügel in der Produktion oder Vertrieb übernommen haben. 

Um die Kosten der Transformation zu stemmen, hatte das Unternehmen eine Kapitalerhöhung über 165 Millionen Franken vorgenommen und sich von einer Reihe von nicht mehr zum Kerngeschäft zählenden Aktivitäten getrennt. Insgesamt beschäftigt Meyer Burger rund 600 Menschen an den Forschungsstätten in der Schweiz und den Standorten in Deutschland, Europa, USA und Asien. 

Dass die Investoren Vertrauen in die Transformation haben, lässt sich auch am Aktienkurs ablesen. Vor knapp einem Jahr dümpelten die Titel noch bei rund 10 Rappen und stiegen bis Ende Februar im Jahreshoch bis über 50 Rappen. Aktuell liegt der Preis bei 46 Rappen. (awp sda) 

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