12:00 BAUBRANCHE

Meyer Burger schreibt rote Zahlen und schliesst Werk

Geschrieben von: Stefan Schmid (sts)
Teaserbild-Quelle: Public Domain Pictures, Pixabay, Public Domain-ähnlich

Meyer Burger musste im letzten Geschäftsjahr einen hohen Verlust ausweisen. Das Werk im ostdeutschen Freiberg wird stillgelegt, in Thalheim wird jedoch weiter produziert. Der US-Markt gewinnt an Bedeutung. Der grösste US-Kunde beteiligt sich an der Kapitalerhöhung

Das Solarunternehmen Meyer Burger hat im letzten Jahr einen riesigen Verlust geschrieben. Konkret sank der Umsatz von Meyer Burger 2023 auf 135,0 Millionen Franken (Vorjahr: 147,2 Mio.). Operativ wies das Unternehmen mit einem Verlust von 163,6 Millionen Franken (Ebitda) erneut tiefrote Zahlen aus (Vorjahr: -34,6 Mio.). Unter dem Strich schlug ein sehr hoher Verlust von 291,9 Millionen zu Buche (Vorjahr: -69,9 Mio.).

Bei Meyer Burger steht aber nicht nur der Zahlenausweis im Fokus. Vielmehr geht es beim Unternehmen erneut um die geplante Schliessung des Werks im ostdeutschen Freiberg. Dort wurde die Produktion nun tatsächlich per Mitte März eingestellt, wie es weiter hiess.

Werk in Freiberg schliesst, in Thalheim wird weiter produziert

Knapp die Hälfte des Verlustes war auf Einmaleffekte zurückzuführen, wie Meyer Burger mitteilte. Aufgrund des Preisverfalls in der Solarbranche und einem «unfairen Wettbewerb» mit chinesischen Herstellern verursache die Produktion an dem Standort «gravierende» Verluste, sagte Meyer-Burger-Chef Gunter Erfurt. Die Schliessung sei daher vor allem eine betriebswirtschaftliche Entscheidung. Rund 500 Mitarbeitende verlieren damit wohl definitiv ihre Stelle. Meyer Burger will aber die Solarzellenproduktion in Thalheim, das sich ebenfalls in Ostdeutschland befindet, weiterführen.

«Massive Marktverzerrungen» bestehen fort

«Unser Kontinent ist leider der einzige, der die strategische Bedeutung der Solarenergie noch nicht erkannt hat», sagte CEO Gunter Erfurt im Gespräch gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. Die Bedeutung der Solarenergie an sich sei in Europa zwar schon erkannt worden, so Erfurt weiter. Als Beispiel nannte er den «Net Zero Industry Act» der EU zur Stärkung der Solar- und Windindustrie, der in Kürze vom EU-Parlament verabschiedet werden soll.

Das alles reiche aber nicht aus, um die derzeitigen «massiven Marktverzerrungen» auszugleichen. Bekanntlich wirft das Unternehmen chinesischen Firmen vor, Module zu Dumpingpreisen anzubieten. «Eine solche Marktverzerrung hat es in diesem Ausmass noch nie gegeben, und sie hält bis heute an», sagte der Firmenchef.

Und während in den USA, wohin sich Meyer Burger nun orientieren wird, gegengesteuert werde, sei dies in Deutschland trotz vieler Ankündigungen nicht geschehen. «Das ist natürlich enttäuschend.» Deutschland habe den grössten Solarmarkt in Europa, aber auch die grösste Verwundbarkeit, wenn die Lieferketten wieder einmal ins Wanken gerieten.

In den USA gewinnt Photovoltaik an Bedeutung

In den USA hingegen trifft Meyer Burger auf eine vollkommen andere Situation. «Das Land hat die Bedeutung dieser Technologie für die nächsten Jahrzehnte erkannt und tut, was es tun muss», sagt der Manager. Im Rahmen des «Inflation Reduction Act» würde die heimische Industrie massiv unterstützt und neu angesiedelt. Meyer Burger hat die Investitionen in den USA bereits vor einigen Jahren in die Wege geleitet. So soll die Produktion im neuen Werk in Goodyear im US-Bundesstaat Arizona planmässig im zweiten Quartal 2024 starten. Der Ramp-up der Zellproduktion in Colorado Springs soll gegen Ende 2024 beginnen. Der Hochlauf der Zellproduktion in Colorado Springs soll um das Jahresende 2024 starten, sofern die noch notwendige Finanzierung dafür wie derzeit erwartet eintreffe, schrieb Meyer Burger dazu nun.

Helfen sollen bei den Plänen die frischen Mittel, die Meyer Burger mit der derzeit laufenden Kapitalerhöhung einnehmen will. Wie heute bekannt wurde, beteiligt sich an dieser der mit Abstand grösste US-Kunde von Meyer Burger, Desri. «Wir freuen uns sehr, mit diesem wichtigen Unternehmen zusammenzuarbeiten», so Erfurt. Die Beteiligung an der Kapitalerhöhung sei ein «grosser Vertrauensbeweis». (awp/sda/sts)

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Redaktor Baublatt

Seine Spezialgebiete sind wirtschaftliche Zusammenhänge, die Digitalisierung von Bauverfahren sowie Produkte und Dienstleistungen von Startup-Unternehmen.

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