Meyer Burger bereitet Schliessung von Werk in Deutschland vor
Das Solarunternehmen Meyer Burger steht vor dem Umbruch: Nach einem Hin und Her zur Rettung der Produktion im ostdeutschen Freiberg wird nun doch die Schliessung vorbereitet. Künftig setzt Meyer Burger in der Produktion wohl auf die Karte USA und braucht dafür viel Geld.
Quelle: zvg
Technologie- und Produktecenter von Meyer Burger in Thun. (Symbolbild)
Die Produktion in Freiberg ist nicht mehr profitabel. Denn derzeit sei der
Solarmodulmarkt stark durch Überangebot und Dumpingpreise aus China verzerrt
und von politischer Seite gibt es laut einer Mitteilung vom Freitag noch keine
Entscheidung zu allfälligen Unterstützungsmassnahmen. Daher habe die Gruppe
entschieden, zunächst in der ersten Märzhälfte die Produktion zu stoppen. «Es
ist aber noch nicht das allerletzte Wort für Freiberg gesprochen», sagte CEO
Gunter Erfurt an einer Telefonkonferenz.
Die
Lösungsvorschläge lägen auf dem Tisch und es sei «nicht unmöglich», dass die
Politik doch noch zu einer Entscheidung komme. «Wir müssen aber an das
Unternehmen denken und auch den Worst Case vorbereiten», ergänzte Erfurt. Bis
Mitte März sei eine Rücknahme des Produktionsstopps und damit eine Abwendung
der definitiven Schliessung noch möglich.
Der
Produktionsstopp führe zunächst ab April zu deutlichen Kosteneinsparungen. Der
Vertrieb in Europa sei davon nicht betroffen, hielt Meyer Burger weiter fest.
Verlagerung in die USA
Die
Produktion von Solarmodulen und -zellen soll in die USA verlagert werden. Dafür
wird mit Hochdruck in die Fertigstellung der Solarzellenproduktion in Colorado
Springs im US-Bundesstaat Colorado (USA) und in die Solarmodulproduktion in
Goodyear in Arizona investiert.
Beide Werke
sind derzeit im Bau, am Zeitplan ändere sich nichts. Nach Fertigstellung
verspricht sich Meyer Burger von den Standorten jeweils eine jährliche
Produktionskapazität von rund 2 Gigawatt, mittelfristig soll ein jährlicher
EBITDA von rund 250 Millionen Franken aus den US-Aktivitäten generiert werden.
Meyer
Burger sieht sich aufgrund der Billigkonkurrenz aus China dazu gezwungen, in
die USA überzusiedeln. Das Werk in Freiberg habe sich wegen Billigimporten aus
China nicht mehr gerechnet. Derweil sei der US-Markt besser vor der
chinesischen Konkurrenz geschützt und die US-Regierung fördere die Branche auch
besser, als dies in Europa der Fall sei.
Kapitalerhöhung geplant
Der Umbau
der Gruppe kostet Geld und Meyer Burger zapft für die Umsetzung verschiedene
Quellen an. Es gelte die Finanzierungslücke um Umfang von 450 Millionen Franken
zu schliessen, damit die Gruppe mittelfristig wieder einen positiven Cashflow
erzielen könne.
So lanciert
das Unternehmen eine Kapitalerhöhung im Rahmen einer Bezugsrechtsemission von
200 bis 250 Millionen Franken. Zur Genehmigung dieser Finanzierung hat Meyer
Burger für den 18. März eine ausserordentliche Generalversammlung einberufen.
Der grösste
Aktionär Sentis Capital Cell 3 PC, der mit 10 Prozent an Meyer Burger beteiligt
ist, beabsichtigt laut den Angaben 50 Millionen Franken zu investieren. «Das
ist ein sehr starkes Statement von unserem Grossaktionär», betont CEO Erfurt.
Auch das Management und der Verwaltungsrat werden sich im Rahmen ihrer Anteile
an der Kapitalerhöhung beteiligen.
Politischer Zustupf
Weiter habe
die Bundesregierung in Deutschland eine Exportkreditgarantie für die
Finanzierung durch eine Geschäftsbank im Umfang von bis zu 95 Millionen
US-Dollar genehmigt. Ob dies an den Verbleib von Standorten geknüpft sei,
wollte der CEO nicht erläutern. Allerdings seien der Standort Thalheim sowie
die Forschung und Entwicklung in Deutschland definitiv nicht von den Massnahmen
betroffen.
Darüber
hinaus versucht Meyer Burger in den USA ein Darlehen aus dem Vorbezug
erwarteter Steuerersparnis zu erhalten, das bis zu 300 Millionen US-Dollar
einbringen soll mit einer Laufzeit von bis zu sechs Jahren. Eine erste Tranche
daraus sei per Ende des zweiten Quartals möglich. Meyer Burger schätzt, dass
sich die zukünftigen Steuergutschriften in den USA auf geschätzt 1,4 Milliarden
Dollar belaufen werden.
Eine weitere Finanzierungsmassnahme, welche verfolgt werde, sei zudem ein Darlehen vom US-Energieministerium in Höhe von 200 bis 250 Millionen Dollar. Da der Ausgabeplan weit über 2024 hinaus reiche, gebe es eine gewisse Flexibilität, erklärt der Firmenchef. «Auf das ein oder andere Instrument können wir auch verzichten, auch in der Höhe sind wir variabel.» (awp sda)