11:17 BAUBRANCHE

Mehr Nassschneelawinen wegen Klimawandel

Teaserbild-Quelle: U. Andermatten

Zwar sinkt die Zahl trockener Lawinen im Zuge des Klimawandels. Aber jene der Nassschneelawinen wird zunehmen - und damit stellen sich für Skigebiete und Lawinendienste neue Herausforderungen. Das zeigt eine Untersuchung des WSL-Instistuts für Schnee- und Lawinenforschung.

Lawine

Quelle: U. Andermatten

Reissen Lawinen in hohen Lagen ab, können sie trotz steigender Schneefallgrenzen immer noch so weit ins Tal vordringen wie diese Lawine, die aus der Nordostflanke des 3190 Meter hohen Lammenhorns abging.

Weniger Schnee bedeutet nicht weniger Lawinen. «Die Zahl der trockenen Lawinen wird abnehmen, aber oberhalb der Waldgrenze wird die Zunahme von Nassschneelawinen diese Abnahme teilweise aufheben», prognostiziert SLF-Forscherin Stephanie Mayer. In einer Untersuchung hat sie analysiert, welche Folgen der Klimawandel für die Lawinenaktivität in der Schweiz oberhalb von 1800 Metern über dem Meeresspiegel haben wird.  Dazu hat Mayer die Folgen für verschiedene Klimaszenarien durchgerechnet: Lediglich im Worst-case-Fall - ausgehend von einer Erwärmung der durchschnittlichen Wintertemperaturen um etwa fünf Grad Celsius bis 2100 - sinkt die Gesamtaktivität zurück. «Dann aber gleich um zwanzig bis vierzig Prozent oberhalb der derzeitigen Baumgrenze», sagt Mayer.

Damit kommen auf Skigebiete und Lawinenwarndienste neue Herausforderungen zu. So werden laut SLF im Laufe des Jahrhunderts während der touristischen Hochsaison vermehrt Nassschneelawinen abgehen. Bei Nassschneelawinen ist mindestens ein Teil der Schneedecke im Anrissgebiet der Lawine, dem Gebiet, in dem sich die Lawine löst, durch Schmelz- oder Regenwasser angefeuchtet worden. Im Gegensatz zu ihren trockenen Pendants können Lawinensicherheitsdienste Nassschneelawinen kaum künstlich auslösen. Wie Mayer erklärt hilft als Sicherheitsmassnahme dann nur, gefährdete Bereiche eines Skigebiets zu schliessen. Auch Freizeitsportlermn empfiehlt sie, sich verstärkt mit dem Thema Nassschneelawinen auseinandersetzen, weil diese im Hochwinter häufiger werden.

Lawinen in Tallagen könnten seltener werden

Eine Nasschneelawine in Bewegung, Aufnahme der WSL

Ihre Szenarien hat Mayer für sieben Standorte in der Schweiz berechnet, darunter das Weissfluhjoch oberhalb von Davos und eine auf etwa 2700 m gelegene Station bei Zermatt. Sie ist sich aber sicher, dass ihre Ergebnisse auf den gesamten Alpenraum übertragbar sind. Ebenso auf Gebirgszüge mit ähnlichen klimatischen Verhältnissen wie die Columbia Mountains in Kanada. Die gute Nachricht dabei: Wegen den steigenden Temperaturen, der damit einhergehend höheren Schneefallgrenze sowie einer geringeren Menge Schnee könnten Lawinen in Zukunft Tallagen seltener erreichen. 

Allerdings trifft dies nicht grundätzlich immer zu: Extreme Schneefallereignisse wird es auch in Zukunft noch geben, was laut WSL vor allem in hohen Lagen sogar zu grösseren Lawinen führen kann. Reissen Lawinen in grosser Höhe an und fliessen sie kanalisiert ab, können sie immer noch so weit ins Tal vordringen wie heute. Mayer erwartet, dass die zuständigen Behörden ihre Gefahrenkarten überprüfen und gegebenenfalls auf die durch den Klimawandel sich verändernde Gefahrensituation anpassen. Mit den neuen Klimaszenarien (CH2025) sollten dann auch genauere Analysen bezüglich künftiger Extremsituationen vorliegen. (mgt/mai)

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