MEM-Industrie erleidet Einbruch wegen Corona und hofft auf Erholung
Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM)
hat 2020 wegen der Pandemie einen Einbruch erlitten, der die ganzen
Fortschritte der letzten 15 Jahre vernichtet hat. Ab dem zweiten Halbjahr hofft
die Branche auf Erholung.
Insgesamt fielen die Umsätze letztes Jahr um 9,8 Prozent,
nachdem sie bereits um Vorjahr getaucht waren. Auch die neuen Bestellungen
nahmen um kamen 6,5 Prozent ab, wie der Branchenverband Swissmem am Mittwoch in
einem Communiqué bekannt gab.
Vor allem das Geschäft mit dem Ausland litt. Die Güterexporte
der MEM-Industrie schrumpften um hohe 11,2 Prozent auf noch 60,7 Milliarden
Franken. Damit ist die Branche auf das Niveau von 2004 abgestürzt, als die
Exporte mit 59 Milliarden Franken letztmals tiefer waren.
7,6 Milliarden futsch
«Verglichen mit jenen Branchen, die zwangsgeschlossen
wurden, wirken die Einbrüche bei uns moderat», sagte der neue
Swissmem-Präsident Martin Hirzel in der Online-Bilanzmedienkonferenz. Sie
dürften aber nicht unterschätzt werden. «Der Rückgang von elf Prozent beim Güterexport
ergibt ein fehlendes Volumen von 7,6 Milliarden Franken. Das lässt sich nicht
über Nacht wieder aufholen.»
Zudem seien dies alles Durchschnittswerte. Die einzelnen
Firmen sind sehr unterschiedlich von der Pandemie betroffen. So habe sich zum
Beispiel die Lage der Zulieferer einzelner Medizintechnikbereiche und der
Autoindustrie im zweiten Halbjahr 2020 positiv entwickelt. «Typische Hersteller
von Investitionsgütern, wie Werkzeug- und Textilmaschinen, erlebten jedoch ein
schwarzes Jahr mit Umsatzeinbrüchen von bis zu 60 Prozent», sagte Hirzel.
Die MEM-Industrie weise nun acht Quartale mit Einbussen auf,
sagte Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher. Das sei länger als während der
Finanzkrise vor über einem Jahrzehnt.
Hoffnung auf Fortsetzung der Erholung
Nach dem tiefen Absturz im zweiten Quartal ging es mit den
Lockerungen der Einschränkungen im Sommer wieder bergauf. Im vierten Quartal
2020 erreichten die Auftragseingänge fast wieder das Vorjahresniveau. Es
bestünden ermutigende Anzeichen, dass sich dieser Trend 2021 fortsetzen werde.
Swissmem erwarte eine Erholung ab dem zweiten Semester, sagte Hirzel.
So deute der Einkaufsmanagerindex PMI in fast allen
Absatzmärkten auf ein teils kräftiges Wachstum hin. Auch die Erwartungen der
Unternehmer für die kommenden zwölf Monate seien positiver als noch im Herbst.
«Dem gegenüber steht die Befürchtung, dass eine allfällige dritte Pandemiewelle
erneut global zu einem Einbruch führen könnte», schrieb Swissmem.
Über 6'000 Stellen weg
Die Krise schlug aufs Personal durch: In den ersten neun
Monaten gingen 6'600 Stellen verloren. Die Zahl der Mitarbeiter sank auf
318'300. Aufgrund der schwachen Nachfrage hätten sich bereits vor der Pandemie
rund 200 MEM-Unternehmen Ende 2019 in Kurzarbeit befunden. Diese würden Mitte
2021 die maximale Bezugsdauer von 18 Monaten erreichen.
«Es gilt, einen weiteren, pandemiebedingten Stellenabbau in
besonders hart betroffenen Firmen zu verhindern», erklärte Swissmem-Präsident
Hirzel: «Deshalb muss die maximale Bezugsdauer für Kurzarbeitsentschädigung auf
24 Monate erhöht werden».
Denn die Unternehmen bräuchten Planungssicherheit. «Wir
können nicht bis zum Sommer warten», sagte Hirzel. Wenn Kurzarbeit dann
auslaufen sollte, müssten die Unternehmen heute mit der Planung von Entlassungen
beginnen. «Das müssen wir verhindern.»
Der Jobabbau dürfte zwar weitergehen. Aber Swissmem gehe
nicht von Massenentlassungen aus, wenn die Kurzarbeitsentschädigung auf 24
Monate verlängert werde. Indizien für eine Pleitewelle gebe es nicht. Die Schweizer
Industrie sei es sich gewohnt, Krisen zu überstehen, sagte Hirzel. (awp sda)