Mario Freda: «Ansprüche an nachhaltiges Bauen werden grösser»
Mario Freda ist Zentralpräsident des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verbands SMGV. Anlässlich zur «appli-tech» hat ihm das Baublatt einige Fragen gestellt.
Quelle: SMGV
Mario Freda ist Zentralpräsident des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verbands SMGV.
Interview: Claudia Porchet
Am 17. Februar 2021 ist die «appli-tech» digital erfolgreich
zu Ende gegangen. Wie bedeutet es für Sie, dass diese nun wieder «face-to-face»
stattfindet?
Die digitale «appli-tech» ist entstanden, weil aufgrund der
Corona-Pandemie keine Anlässe durchgeführt werden durften. Die
«‹appli-tech›»-digital» ermöglichte es uns, zielgerichtet theoretische Themen
aufzugreifen und so an den Unternehmer oder die Unternehmerin zu bringen. Eine
digitale Messe kann jedoch aus meiner Sicht nie als Ersatz für eine «normale»
Messe angesehen werden. Gerade die «appli-tech» zeichnet sich dadurch aus, dass
neue Kontakte geknüpft oder innerhalb der Branchen gepflegt werden können. Das
sogenannte Networking hat auch im digitalen Zeitalter einen grossen
Stellenwert.
Wie, denken Sie, wird sich die «appli-tech» in Zukunft
entwickeln?
Die «appli-tech» ist die Fachmesse für die Maler- und
Gipserbranche, den Trockenbau und die Dämmung schlechthin. Es gibt keine
vergleichbare Messe für dieses Zielpublikum in der Schweiz. Aufgrund dieser
Einzigartigkeit bin ich überzeugt davon, dass unsere Fachmesse auch in Zukunft
Bestand haben wird. Dass sich allenfalls die Ausstellungsformen oder das
Angebot ändern, mehr in die digitale Welt abgleiten werden, ist wohl eine
Zeiterscheinung, die auch an der «appli-tech» nicht vorbeigehen wird.
Was sind zurzeit die Trends in der Branche?
Die Nachhaltigkeit des Bauens ist auch in unseren Branchen
wichtig. Ein Gebäude, das lange Bestand hat, muss mit den richtigen Materialien
und den richtigen Partnern gebaut werden. Die Ansprüche an ökonomisches und
ökologisches Bauen sind in den letzten Jahren stark gestiegen. Dies bedeutet
heute, die neusten Verarbeitungstechniken, modernsten Baustoffe und besten
Systeme effizient und nachhaltig einzusetzen. Bauvorhaben müssen Projekte zum
Leben sein, sowohl ästhetisch als auch nachhaltig und funktional.
Auch Digitalisierungsprozesse in der Maler- und Gipserbranche gewinnen zunehmend an Wichtigkeit. Um den Ansprüchen in einer schnelllebigen, digitalen Welt gerecht zu werden, müssen sowohl Lieferanten, Baumaschinenhersteller und Produzenten als auch der Maler- oder Gipserunternehmer die Interaktion mit seinen Kunden zunehmend auch ins Digitale übertragen.
Quelle: arnet fotografik/Christoph Arnet
Farben beeinflussen Räume und Gebäude und drücken oft auch ein Lebensgefühl ihrer Bewohner aus.
So erleben Tapeten, Putzoberflächen und spezielle Boden- und Wandbekleidungen in der Innenarchitektur eine eigentliche Renaissance. Was ist damit gemeint?
«Schöner Wohnen» hat im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie, der damit verbundenen Home-Office-Pflicht und dem Bewusstsein, was ein Zuhause bedeuten kann, an Wichtigkeit gewonnen. Schöne Tapeten, Putzober-flächen oder auch spezielle Boden- und Wandbekleidungen sind zunehmend gefragt. Man will sich zuhause wohl fühlen und mit schönen Wohnräumen, für deren Gestaltung der Maler oder der Gipser verantwortlich zeichnet, das Wohlbefinden weiter erhöhen.
Die Ansprüche an ökonomisches und ökologisches Bauen sind in der Maler- und Gipserbranche in den letzten Jahren stark angestiegen. Inwiefern ist die Nachhaltigkeit eine Herausforderung?
Die Ansprüche an nachhaltiges Bauen werden zunehmend grösser. Die Materialengpässe und die damit verbundenen Lieferverzögerungen sowie Materialpreiserhöhungen verlangen ein Umdenken. Die Erkenntnis, dass unsere Ressourcen nicht unbeschränkt sind, führt zu einer starken Umstellung in den Prozessen, aber auch im Bewusstsein des Endkunden. Nachhaltig zu bauen, bedeutet vielfach höhere Kosten, die der Bauherr bereit sein muss zu zahlen.
Wie sieht es mit der Digitalisierung aus?
Maler und Gipser verstehen ihr Handwerk und erbringen wertvolle Arbeit im sicht- und unsichtbaren Bereich des Gebäudes. Um diese Arbeit bestmöglich ausführen zu können, benötigt es heute auch digitale Prozesse, die branchenspezifisch sind. Eine effiziente, mobile Rapportierung und Zeiterfassung via App gehören bei vielen Unternehmern bereits zum Alltag. Vereinfacht werden vor allem administrative Aufgaben, nicht jedoch die Maler- oder Gipserarbeiten am Objekt selbst. Diese müssen nach wie vor durch Mitarbeitende vor Ort ausgeführt werden, da vielfach die Individualität des einzelnen Projekts verlangt, dass sich der Betrieb mit den Detailausführung auf der Baustelle auseinandersetzen muss.
Wie steht es mit dem Nachwuchs?
Wie in allen Handwerksbranchen stellt die Nachwuchsgewinnung eine Herausforderung für die Maler- und Gipserbranche dar. Der gesellschaftspolitische Trend in Richtung Akademisierung macht auch vor unseren Branchen nicht Halt. Beim Malerberuf dürfen wir auf eine grosse Anzahl an interessierten Frauen blicken. Die Frauen nach der Erstausbildung und nach der Familienpause im Beruf halten zu können, muss uns gelingen. Hierfür haben wir gute Voraussetzungen mit dem Projekt «Teilzeitbau» geschaffen. Beim Gipser-Trockenbauer hingegen sind wir gefordert, den Beruf, der vielfach unterschätzt wird, als interessante, technisch hochstehende Ausbildung zu bewerben und attraktiv zu machen.