Lötschberg-Betrug: Poenina entmachtet CEO Claude Bregy wegen Straftaten
Knall bei der Gebäudetechnik-Gruppe Poenina. Der Verwaltungsrat setzt Gruppen-Chef Jean Claude Bregy wegen der kürzlich bekannt gewordenen, in der Vergangenheit begangenen Straftaten per sofort ab.
Quelle: zvg, Poenina
Der Verwaltungsrat setzt Gruppen-Chef Jean Claude Bregy per sofort ab.
Christoph Arnold, bisheriges
Verwaltungsratsmitglied und Geschäftsführer der Heizung/Sanitär Arnold AG,
übernimmt das CEO-Amt per sofort und bis auf weiteres. Auch
Verwaltungsratspräsident Marco Syfrig tritt auf die Generalversammlung 2022
zurück.
Aufgrund der von Bregy begangenen Straftaten vor mehr als 12
Jahren entziehe der Verwaltungsrat ihm das Vertrauen, teilte Poenina in der
Nacht auf Mittwoch mit. Die Straftaten stünden in keinem Zusammenhang mit der
Poenina-Gruppe. Die «SonntagsZeitung» hatte vor gut zwei Wochen berichtet, dass
Bregy in einen Betrugsfall im Rahmen des Baus des Lötschberg Basis-Tunnels
involviert gewesen sei.
Ein Leiter eines Teilprojekts der Elektroinstallationen im
Tunnel hatte dem Medienbericht zufolge seinen damaligen Arbeitgeber mit
fiktiven Aufträgen getäuscht und so 2,8 Millionen Franken aus der Firmenkasse
entwendet. Über ein Geflecht von Firmen und Konten im Ausland floss ein Teil
des Geldes zu ihm zurück. Geholfen hatte ihm demnach Claude Bregy
als damaliger Chef der Poenina-Gruppe. Dieser kassierte auch einen Anteil.
Fehleinschätzung der Situation
Bregy sei für die Vorkommnisse, die 12 bis 15 Jahre
zurückliegen, vergangenen Dezember für anderthalb Tage verhaftet und letzten
Juni von der Zürcher Staatsanwaltschaft verurteilt worden, hiess es in dem
Bericht. Bregy hält als Aktionär 20,72 Prozent an Poenina. Der Verwaltungsrat
habe ihn zu einer Lock-up-Vereinbarung verpflichtet. Er darf seine Anteile
frühestens in 12 Monaten verkaufen.
Die Konsequenzen aus dem Fall zieht auch Verwaltungsratspräsident Marco Syfrig. «Ich habe eine Fehleinschätzung der Situation vorgenommen und als Verwaltungsratspräsident auch kommunikativ Fehler begangen», liess er sich zitieren. «Dazu stehe ich und dafür entschuldige ich mich in aller Form gegenüber unseren Mitarbeitenden, unseren Aktionären und der Öffentlichkeit.» Die Rekrutierung seiner Nachfolge soll ein professionelles Recruiting-Unternehmen übernehmen.
Quelle: zvg, Poenina
Poenina-Hauptsitz im Zürcher Glattpark.
Externe Untersuchung eingeleitet
Um dem öffentlichen Interesse Rechnung zu tragen und auch gegenüber der Anlegerschaft volle Transparenz zu gewähren, habe der Verwaltungsrat entschieden, eine externe Untersuchung durch eine unabhängige, anerkannte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft einzuleiten, hiess es weiter. Der Vorfall habe keinen Einfluss auf die Finanzlage der Poenina.
Die bereits veröffentlichten sehr guten Aussichten für das Geschäftshalbjahr 2021 seien nach wie vor aktuell. Die Bekanntgabe der Halbjahreszahlen erfolge wie geplant am 7. September.
Der neue CEO Christoph Arnold tritt per sofort aus dem Verwaltungsrat aus. Arnold lebt teilweise in Kanada, wird seine Anwesenheit dort aber während seiner Zeit als Poenina-Chef auf ein Minimum beschränken, wie das Unternehmen festhielt. Arnold hält zusammen mit der C. + A. Management Services AG aktuell 5,59 Prozent an Poenina. (awp sda pb)