Letzigrund-Streit: Implenia und Stadt-Zürich einigen sich
Rund 14 Jahre nach der Eröffnung des neuen Letzigrund-Stadions ist der Streit um Baumängel und Baukosten beigelegt: Die Stadt Zürich und die Implenia haben vereinbart, einen Schlussstrich zu ziehen, wie sie am Mittwoch mitteilten.
Quelle: Albinfo wikimedia CC BY-SA 3.0
Das Letzigrund-Stadion.
Die erzielte Einigung umfasse alle offenen Punkte, hält der
Baukonzern Implenia fest, der das Stadion als Totalunternehmer in rund 13
Monaten erstellt hatte. Es werde beidseitig auf sämtliche gegenseitig noch
offenen Forderungen verzichtet, schreibt die Stadt, die den Neubau im Hinblick
auf die Euro 2008 bestellt hatte.
Alle hängigen Verfahren sind damit beendet worden. Zudem
verzichten die beiden Parteien darauf, auch in Zukunft neue Rechtsverfahren
einzuleiten.
Stadt kann Garantiesumme behalten
Umstritten war zuletzt insbesondere die vertraglich
vereinbarte Garantiesumme von 12 Millionen Franken: Nachdem die Stadt Zürich am
Letzigrund-Stadion diverse Baumängel festgestellt hatte, zog sie diese Summe
ein. Das Dietliker Unternehmen Implenia forderte sie zurück.
Mit der Einigung bleiben diese 12 Millionen Franken nun bei
der Stadt, wie das städtische Hochbaudepartement auf Anfrage der
Nachrichtenagentur Keystone-SDA bestätigte. Im Gegenzug werde die Stadt darauf
verzichten, einzelne Baumängel bei Implenia einzuklagen.
Mit der Garantiesumme sei sowohl das erfolgte Ausbessern von
Baumängeln abgedeckt als auch allenfalls entstehende Wertminderungen durch
früher notwendig werdende Sanierungsarbeiten abgegolten. Dem Steuerzahler
entstehen keine zusätzlichen Kosten, hält das Hochbaudepartement auf Anfrage
weiter fest.
Über 1400 nachträgliche Änderungen
Der Bau des Letzigrund-Stadions hatte die Gerichte aller
Instanzen mehrmals beschäftigt. So hatte Implenia unter anderem weitgehend
erfolglos gefordert, dass die Stadt Zürich für über 1400 nachträgliche
Änderungen am Projekt Mehrkosten von 23 Millionen Franken übernehmen sowie
aufgelaufene Zinsen in etwa derselben Höhe tragen müsse.
In diesen Verfahren kamen viele Akten zusammen: Eine
Klageantwort der Stadt umfasste einmal drei Bundesordner – sowie Beilagen, die
weitere 16 Ordner füllten, wie einem Urteil des Bundesgerichts vom März 2017 zu
entnehmen war.
Stadt liess Stützpfeiler einbauen
Für Aufsehen über die Gerichtssäle hinaus sorgte der Streit
auch im Jahr 2010: Die Stadt hatte in der Dachkonstruktion Risse entdeckt und
liess 31 Stützpfeiler im Stadion einbauen, welche die Sicht der FCZ- und
GC-Fans aufs Spielfeld teilweise einschränkten. Implenia stufte die Pfeiler als
überflüssig ein, musste am Ende aber deren Kosten von rund zwei Millionen
Franken übernehmen.
Der jahrelange Streit ist mit dem gerichtlichen Vergleich
nun beendet. Wie der Baukonzern Implenia schreibt, hatte er den Vergleich
bereits in seinem Jahresabschluss 2020 berücksichtigt. Weitere Belastungen
würden nicht mehr folgen.
Das neue Letzigrund-Stadion wurde im Sommer 2007 eröffnet.
Es war, nachdem das damalige Stadionprojekt auf dem Hardturmareal durch Rekurse
blockiert war, in kurzer Zeit projektiert, bewilligt und erstellt worden. Im
Juni 2008 konnten damit wie geplant drei Vorrundenspiele der Euro 2008 in
Zürich ausgetragen werden. (sda awp pb)
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