Lesetipp: Schweizer Architekturschätze von 1975 bis 2000
Nur wenig davon ist in den Schutzinventaren gelistet: Architektur aus der Zeit zwischen 1975 und 2000. Mit seiner jüngsten Publikation will der Heimatschutz auf sie aufmerksam machen.
Quelle: Noah Santer / Schweizer Heimatschutz
Christian Menns Ganterbrücke quert das Tal auf einer Strecke von 700 Metern, ihre insgesamt sieben Pfeiler sind bis zu 150 Meter hoch. (Baujahr: 1976-1980)
Das letzte Viertel des 20. Jahrhunderts war geprägt von Sorgen um die
Umwelt. In diesen Kontext stellt das Büchlein die jüngste Publikation
des Heimatschutzes: „Die schönsten Bauten 1975-2000“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Energieverbrauch in der Schweiz rasant angestiegen und damit auch der Erdölverbrauch. In der Folge begannen die OPEC-Staaten die Preise anzuheben. Die damit verbundene sogenannte Erdölkrise machte deutlich, dass diese Ressourcen endlich sind: In der Schweiz wurden autofreie Sonntage und Geschwindigkeitsbeschränkungen auf den Autobahnen eingeführt; die Energiepolitik wurde neu ausgerichtet. Derweil wehrten sich im Aargau Atomkraftgegner gegen ein Bauprojekt der Superlative: das Kernkraftwerk Kaiseraugst. 1975 blockierten schliesslich rund 15‘000 Atomkraftgegner während etwa elf Wochen die bereits angelaufenen Aushubarbeiten für das AKW. Wenige Jahre später warnten Wissenschaftler vor dem Waldsterben
respektive vor neuartigen Waldschäden und forderten Massnahmen: Die
Ursache für die serbelnden Bäume erkannten sie unter anderem in der
Luftverschmutzung und im saurem Regen. Dass die Umweltverschmutzung weiterhin ein grosses Thema blieb und damit nach Lösungen gesucht
wurde, lag Mitte der 80er-Jahre auch am Chemieunfall in Schweizerhalle
und an der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl, die Auswirkungen bis nach
Westeuropa hatte.
Vom ETH-Campus Irchel bis zur Ganterbrücke
Quelle: Noah Santer / Schweizer Heimatschutz
Bei den römischen Siedlungsresten im Welschdörfli handelt es sich um Fundamente von drei Gebäuden. Die Schutzbauten von Peter Zumthor bestehen aus Holz. (Baujahr: 1985-1986)
Dass
sich diese Entwicklungen und die damit aufgekommenen Fragen im Bauen
und in der Architektur niederschlugen, zeigt diese Publikation des Heimatschutzes
anschaulich: Der handliche Band versammelt dazu 50 Bauten
aus der ganzen Schweiz. Die kleinen Porträts bestehen aus einem kurzen Text, zwei Bildern
und Angaben zu Standort, Baujahr und ihren Schöpferinnen und Schöpfern.
Die Bandbreite ist gross, sowohl geographisch als auch von ihrer
Funktion her. Sie reicht von der ersten Etappe Campus-Erweiterung der
ETH aus der Feder von Zweifel & Strickler auf dem Irchel in Zürich
über Rudolf Rasts und Christian Fueters Verwaltungsgebäude Titanic in
Bern und die Schutzbauten von Peter Zumthor für die römischen
Ausgrabungen im Welschdörfli in Chur bis zu Christian Menns Ganterbrücke
bei Ried-Brig im Wallis.
Die Auswirkungen der Baukultur auf
Mensch und Umwelt seien in den Fokus der Planungsbüros gerückt, heisst
es im Vorwort des Büchleins. Bauen im Kontext sei zum Gebot der Stunde
geworden. „Die Einbettung der Projekte in das städtische, bauliche,
landschaftliche, historische Gefüge ginge einher mit einem hohen
entwerferischen und konstruktiven Qualitätsanspruch.“ (mai)
Die schönsten Bauten 1975-2000, 120 Seiten, brochiert, Format A6, dreisprachig D/F und D/I je nach Region, ISBN 978-3-907209-12-7, Preis für Nichtmitglieder des Heimatschutzes 18 Franken, Preis für Heimatschutzmitglieder 10 Franken.
Das Büchlein und die vorangegangenen Publikationen können auch im Shop des Heimatschutzes besteltl werden auf https://store.heimatschutz.ch
Quelle: zvg
Cover.