13:55 BAUBRANCHE

Leise rauscht der Verkehr

Teaserbild-Quelle: Karl-Heinz Laube/Pixelio

Ein neuartiger französischer Lärmschutz-Strassenbelag dämpft erstmals eine Deutschschweizer Strecke: Dieser Tage werden in Gelterkinden 500 Meter beim Ausgang der Gemeinde damit belegt. Insgesamt 8,5 Dezibel soll er dort nun leiser werden.

Karl-Heinz Laube/Pixelio

Quelle: Karl-Heinz Laube/Pixelio

Zumindest akkustisch dezimiert sich der Verkehr mit dem neuen Belag.

Täglich fahren 14'000 Fahrzeuge durch Gelterkinden. Zumindest an manchen Orten soll es in der Baselbieter Gemeinde nun leiser werden. Und zwar mit Hilfe eines besonderen Strassenbelags. Er unterscheidet sich stark von den herkömmlichen Flüsterbelägen. Als einen „Quantensprung" bezeichnete der Baselbieter Kantonsingenieur Oliver Jacobi vor den Medien den Belag „Nanosoft“ der Firma Colas, deren Sitz in Lausanne ist und die zum französischen Bouygues-Konzern gehört. Der bis anhin verwendete Belag („AC MR8“) habe den Verkehrslärm nur um ein Dezibel gesenkt. Nun lasse man sich zunächst mindestens 8,5 Dezibel Reduktion garantieren, nach fünf Jahren noch mindestens 6,5 Dezibel und langfristig mindestens 4 Dezibel. Subjektiv würden drei Dezibel weniger als Halbierung der Verkehrsmenge wahrgenommen, erläuterte Jacobi. Der Belag soll denjenigen zugute kommen, deren Gebäude unter dem Alarmwert belastet werden, ab dem Schallschutzfenster bezahlt werden. Aber auch Orten, wo kein Platz für Lärmschutzwände ist.

Teurer aber günstiger

Allerdings hat der neue Belag seinen Preis: Er kostet doppelt so viel wie ein üblicher Belag. Die 80'000 Franken Mehrkosten werden jedoch mehr als wettgemacht mit 100'000 Franken Einsparungen für Lärmschutzfenster. Zeigen allerdings jährliche Messungen, dass die Wirkung zu stark nachlässt, muss die Firma den Belag ersetzen. Das Baselbiet muss, damit bis 2018 die Bundes-Lärmschutzverordnung erfüllt werden können, innerorts insgesamt 150 Kantonsstrassenabschnitte auf total 120 Kilometern sanieren. Dies kostet gut 30 Millionen Franken, nicht miteingerechnet zwölf weitere Millionen für die beiden kantonalen Autobahnen H18 und H2.

Restrisiko bleibt

Verglichen mit den herkömmlichen 8 Millimeter körnigen Standardbelägen ist der neue Belag mit 4 Millimeter-Körnung sehr dicht, wie Projektleiter André Schenker erklärte. „Nanosoft“ werde oberflächlich entwässert, während Flüsterbeläge für Hochleistungsstrassen durchlässig seien. Diese funktionierten aber nur bei hohem Fahrtempo; bei langsamerem Verkehr verstopften die Poren. Gemäss Schenker ist der neue Belag ebenso belastbar wie Standardbeläge. Das Langzeitverhalten bleibt laut Jacobi als „Restrisiko“ für den Kanton abzuwarten. Dennoch werden weitere Sanierungen mit dem Belag geplant. (mai/sda)

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