Leicht geringerer Absatz der Schweizer Aluminiumindustrie im 2022
Zwar kann die Schweizer Aluminiumindustrie laut dem Aluminium-Verband Schweiz (alu.ch) auf ein zufriedenstellendes 2022 zurückblicken. Aber die Schweizer Press- und Walzwerke schlossen dennoch mit einem leichten Absatzminus von 2% gegenüber 2021 ab. Beeinträchtigt wird das Resultat von den hohen Zusatzkosten für Material- und Energiebedarf.
Quelle: Alchemist-hp (talk) (www.pse-mendelejew.de), eigenes Werk, FA
Die geätzte Oberfläche eines hochreinen Aluminium-Barrens.
Trotz weltweit schwierigen Rahmenbedingungen konnten in Anwendermärkten Neugeschäfte erzielt werden. Allerdings verringerten sich die abgelieferten Tonnagen der Schweizer Walz- und Presswerke insgesamt von 224’200 Tonnen im 2021 auf 219’700 Tonnen im zurückliegenden Jahr, wie Marcel Menet, Geschäftsführer des Aluminium-Verband Schweiz (alu.ch) erklärt. Dies entspricht laut Menet einem Einbruch von 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Boom bei den Fenster- und Fassadenbauern
So erfuhren zum Beispiel die Schweizer Aluminium-Fenster- und -Fassadenbauer in den ersten neun Monaten einen regelrechten Boom aus dem gesamten Bauwesen. Auch die Nachfrage aus dem Maschinenbau und der Elektrotechnik zeigte sich laut „alu.ch“ erfreulich.
Die grössten Zuwachsraten registrierte die Schweizer Aluminiumindustrie jedoch erneut aus dem Transportwesen: Der erhöhte Bedarf an Mobilität im Nah- und Regionalverkehr sorgte für stabil wachsende Aufträge aus der Schienen- und Nutzfahrzeugindustrie. Diese Entwicklung setzt sich auch im laufenden Jahr fort.
Im Automobilbereich gestaltete sich die Auftragslage hingegen schwierig. Wie „alu.ch“ in der Medienmitteilung schreibt, verhielten sich in diesem „sehr wichtigen Absatzmarkt für die Schweizer Aluminiumindustrie“ die Bestelleingänge vor allem in der ersten Jahreshälfte stark schwankend. Ursache waren eingeschränkter Produktionsprogramme bei den Fahrzeugherstellern durch Lieferengpässe. Laut „alu.ch“ stabilisierte sich die Situation jedoch ab der zweiten Jahreshälfte, als sich vorrangig dort die Versorgung mit Halbleitern wieder erholte.
In nahezu allen 56 Mitgliedsunternehmen des Verbandes wird derzeit im Drei- bis Vier-Schicht-Betrieb produziert, wie der Mitteilung zu entnehmen ist. Dem Fachkräftemangel begegne die Branche mit grossen Engagements in die Nachwuchsförderung und mit Weiterbildungsprogrammen.
Etwas getrübte Aussichten für 2023 - auch im Baubereich
Trotz der überwiegend guten Produktionsauslastungen sind die weiteren Aussichten für das laufende Jahr etwas trüb: In allen Anwendermärkten ist gemäss einer Umfrage unter den Verbandsvorständen eine konjunkturelle Abkühlung spürbar. Mit ein Grund dafür seien die hohen Lagerbestände und der geringe Bedarf auf Kundenseite. So hat sich etwa die grosse Nachfrage aus dem Maschinenbau wieder beruhigt.
Auch im Bauwesen werden teilweise Projekte verschoben oder sistiert. Insbesondere Privatleute sind aus Kostengründen zurückhaltender, Neu- oder Umbauten zu tätigen. «Aktuell gehen wir davon aus, dass sich diese Situation in unseren wichtigen Anwendermärkten frühestens wieder im zweiten Halbjahr 2023 verbessern wird», erklärt Verbandspräsident Roland Hörzer.
Derweil sieht die Auftragslage im Automobilbereich wieder sehr gut aus, die Elektro-Mobilität erweist sich gemäss „alu.ch“ hierbei als grösster Wachstumstreiber. Anspruchsvolle Strukturgussbauteile sowie Aggregate und Batteriebauteile in Aluminium-Blechschalenbauweise „Made in Switzerland“ seien „hochgefragt“.
Massiv höhere Herstellungskosten sind eine Herausforderung
Eine Herausforderung sind die massiv höheren Herstellungskosten: Die aluminiumverarbeitenden Unternehmen investieren, wie die gesamte energieintensive Industrie in der Schweiz, laufend hohe Summen in die Sicherung der Strom- und Erdgasversorgung.
„In diesem Kontext war eines unserer Mitglieder nun sogar gezwungen, Kurzarbeit einzuführen“, sagt Menet. „Die Existenz unserer Branche mit über 8’000 Beschäftigten hängt vom Erhalt unserer Wettbewerbsfähigkeit ab, welche aufgrund der Stützungsmassnahmen im EU-Raum heute oft nicht mehr gegeben ist. Deshalb arbeiten wir gemeinsam mit den wirtschaftspolitischen Gremien an möglichen Lösungen für unsere Industrie.“ (mgt/mai)