16:33 BAUBRANCHE

Lausanne sieht „blau“

Teaserbild-Quelle: zvg

Eine lange Geschichte scheint ihr Ende zu finden. Nachdem sich der Kanton nach jahrzehntelangen Querelen um den Standort des neuen Waadtländer Kunstmuseums für ein Areal beim Bahnhof entschieden hat, stehen nun die Architekten fest. Das spanische Büro Barozzi Veiga hat den Wettbewerb mit seinem Vorschlag BLEU gewonnen.

Seit 1991 träumt Lausanne von einem neuen Kunstmuseum. Denn der Raum im Palais de Rumine der Waadtländer Kunstsammlung schon lange knapp geworden ist. Zumal der Jahrhundertwendebau nicht nur das Musée des Beaux Arts beherbergt, sondern neben anderem auch die zoologische, geologische und archäologische Sammlung des Kantons sowie die Waadtländer Kantons- und Universitätsbibliothek.

Zuerst war der Neubau am See vorgesehen, in der Nähe weiterer kultureller Einrichtungen wie dem olympischen Museum und dem Théatre de Vidy. Wegen der Finanzkrise in den 90er Jahren verschwand das ambitionierte Vorhaben allerdings in der Schublade. 2001 wurde die Umsetzung des Projekts wieder aufgenommen. Doch die geplante Ausstellungsstätte stiess auf wenig Begeisterung. Der Standort passte vielen nicht, ebenso der Entwurf der Zürcher Berrel Kräutler Architekten. Die Kosten sorgten ebenfalls für Diskussionen. Und schliesslich erteilten die Waadtländer Stimmberechtigten dem Projekt 2008 eine Abfuhr. Dies gab auch den Ausschlag, dass der Kanton die Sammlung Planque verlor: Die Stiftung verlegte ihre rund 300 Bilder und Zeichnungen – darunter Werke von Picasso, Manet und Van Gogh - ins Musée Gamet nach Aix-en-Provence. Ursprünglich hätten die wertvollen Stücke im neuen Kunstmuseum ausgestellt werden sollen.

Dröhnende Züge statt plätschernde Wellen

Vergangenes Jahr nahm der Kanton einen zweiten Anlauf für einen neuen Standort - das einstige Lokomotivdepot der SBB beim Lausanner Hauptbahnhof - und schrieb einen Architekturwettbewerb aus. Wer für die Architektur des Prestigeprojektes verantwortlich zeichnen wird, wurde dieser Tage entschieden: Mit seinem Vorschlag „Bleu“ überzeugte das Büro Barozzi Veiga aus Barcelona die Jury. „Das neue Kunstmuseum ist eine einmalige Gelegenheit für den Kanton Waadt und die Romandie“, freute sich Waadtländer Regierungspräsident Pascal Broulis anlässlich der Präsentation des Projektes vor den Medien. Lausanne sei heute eine Stadt des Sports. Dank diesem Projekt von nationaler Bedeutung werde sie definitiv auch zur Kulturstadt.

Obwohl das Depot vollständig abgerissen werden muss, bewahrt das Siegerprojekt etwas von der Atmosphäre des alten Industriebaus: Die Architekten integrieren ein kleines Stück des alten Depots in die neue Fassade, die aus weiss-bräunlichen Backsteinen besteht. Zudem wird die Längsseite des neuen Museums, die unmittelbar an die SBB-Gleise grenzt, mit keinen Fenstern versehen. Damit haben die Besucher zwar Sicht auf die Gleise, aber gleichzeitig sollen die Kunstwerke so vor Emissionen geschützt werden. Für genügend Helligkeit sorgt vor allem Oberlicht. Zudem wird das Gebäude im Minergiestandard erstellt und so angelegt, dass auch Raum für Grünflächen übrig bleibt.

Für den Bau des neuen Kunstmuseums rechnet man mit Kosten von rund 75 Millionen Franken. Für rund die Hälfte davon sollen private Sponsoren aufkommen. Läuft alles nach Plan, starten die Bauarbeiten Ende 2012, Anfang 2013. 2016 soll der Bau fertig sein.

Wiener Museumsquartier lässt grüssen

Doch das kantonale Kunstmuseum ist übrigens nur ein Teil eines grösseren Projekts: Auf dem insgesamt 22'000 Quadratmeter grossen Areal soll ein ganzer Museumspool entstehen. Neben dem kantonalen Kunstmuseum sollen dort später auch das Museum für Design mudac und das Fotografiemuseum Musée de l'Elysée Platz finden. Vorbild sind die Museumsinsel in Berlin oder das Museumsquartier in Wien. „Es wird praktisch ein neues Quartier entstehen“, so Waadtländer Kulturdirektorin Anne-Catherine Lyon. Mit Restaurants, Künstlerateliers und Boutiquen. Bis diese Vision Wirklichkeit werden kann, müssen aber noch einige Hürden überwunden werden: Zuerst muss das Parlament das Projekt noch absegnen. Danach müssen Nyon und Yverdon noch überzeugt werden das Kunstmuseum mitzufinanzieren. (mai)

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