LafargeHolcim: Schwere Fehler in Syrien
"Inakzeptable Fehler" in der Affäre um Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg hat der Schweizer Zementkonzern LafargeHolcim eingeräumt. Die Firma arbeite mit den französischen Ermittlern zusammen, so Verwaltungsratspräsident Beat Hess in einem Interview.
Die frühere Lafarge habe sich zu spät aus Syrien zurückgezogen, erklärte Hess in einem am Sonntag veröffentlichten Interview der französischen Zeitung "Le Figaro". Im Mittelpunkt der französischen Ermittlungen steht der Vorwurf der "Finanzierung von terroristischen Vorhaben". Die französische Zementgruppe Lafarge, die 2015 mit dem Schweizer Baustoffkonzern Holcim zu LafargeHolcim fusionierte, soll in Syrien Extremisten bezahlt haben, damit ein Werk im Norden des Landes in Betrieb bleiben konnte.
Das Werk befindet sich in Dschalabija rund 150 Kilometer nordöstlich von Aleppo. Die Gelder sollen in den Jahren 2013 und2014 unter anderem an Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geflossen sein. Menschenrechtsorganisationen hatten dem Unternehmen vorgeworfen, die Terroristen bezahlt zu haben, um weiterarbeiten zu können.
Von der IS-Miliz Öl gekauft?
Überdies wird Lafarge vorgeworfen, dem IS in Syrien Öl abgekauft zu haben. Damit habe die Gruppe gegen das EU-Ölembargo gegen Syrien verstossen, das seit dem Herbst 2011 galt. Die IS-Miliz hatte sich seit 2013 zahlreicher Erdölquellen des Landes bemächtigt. Wegen des Verdachts der Finanzierung von Extremisten und des Verstosses gegen EU-Sanktionen wurden gegen drei Verantwortliche der Zementgruppe in Frankreich ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden. Die Manager wurden am Freitag nach 48 Stunden in Gewahrsam einem Haftrichter vorgeführt. Bei den Beschuldigten handelt es sich um den Ex-Chef eines Zementwerks in Syrien, Bruno Pescheux, seinen Nachfolger Frédéric Jolibois und den für die Sicherheit bei Lafarge zuständige Manager Jean-Claude Veillard. Sie kamen unter Auflagen auf freien Fuss. Die Staatsanwaltschaft von Paris hatte für Pescheux Untersuchungshaft beantragt.
Über die Affäre war Konzernchef Eric Olsen gestolpert und hatte das Unternehmen Mitte Juli verlassen. Eine interne Untersuchung hatte ergeben, dass die Massnahmen zur Weiterführung des Betriebs in einem nordsyrischen Werk 2013 und 2014 nicht akzeptabel gewesen seien. (sda/mai)