Kronenfläche der Bäume in Stadt Zürich nimmt weiter ab
Bäume in der Stadt werden angesichts der Klimaerwärmung immer wichtiger. Aktuelle Messungen in der Stadt Zürich zeigen jedoch, dass die Baumkronenfläche in der Stadt abgenommen hat. Grund dafür sind rege Bautätigkeit und Naturereignisse.
Quelle: Grün Stadt Zürich
Bäume in der Stadt werden angesichts der Klimaerwärmung immer wichtiger. Luftbild des Quartierparks Pfingstweid: Hier wurden im Jahr 2015 mehrere Bäume gepflanzt.
Dies belegen aktuelle Messdaten, wie die Stadt Zürich am Donnerstag mitteilte. Denn alle vier Jahre wird die Fläche der Baumkronen in der Stadt durch Messflüge mittels Laserabtastung der Oberfläche (Lidar) errechnet. Anschliessend werden die Daten mit den Vorperioden verglichen.
Die Auswertung der Daten von 2022 wurde nun an der Jahresmedienkonferenz von Grün Stadt Zürich präsentiert. Die Kronenfläche – also die Summe aller von Bäumen beschatteten Flächen – hat demnach im Siedlungsgebiet von 2018 bis 2022 um 64 Hektar abgenommen. Der Verlust entspricht nach Angaben der Stadt rund 90 Fussballfeldern.
Markanter Baumverlust
Der Rückgang ist dabei auf Privatgrund höher als auf öffentlichem Grund, insbesondere weil dort laut Mitteilung weniger Bäume nachgepflanzt würden. Gerade bei kleineren und mittelgrossen Grundstücken könne im Randbereich des Grundstücks oft kein Baum nachgepflanzt werden, weil der Grenzabstand eingehalten werden müsse, heisst es weiter.
Neben den Lidar-Daten bietet gemäss Mitteilung die «Baumanalyse Schwamendingen» einen detaillierten Einblick in die Veränderung des Baumbestandes. Zählungen zeigten dort demnach, dass zwischen den Jahren 2006 und 2019 fast jeder fünfte grosse Baum mit einem Stammumfang von mindestens 80 Zentimetern verloren gegangen ist.
Quelle: Grün Stadt Zürich
Die 2015 im Quartierpark Pfingstweid gepflanzten Bäume sind laut Stadt gut gewachsen und beschatten heute messbar mehr Fläche als noch 2018.
Als mögliche Gründe für den Baumverlust in Schwamendingen sieht die Stadt in der Bautätigkeit, ungünstigen Standortbedingungen und Aufwänden für den Unterhalt. Erschwerend hinzu kommen aber auch Naturereignisse, wie starker Schneefall oder Stürme wie jener im Jahr 2021. Im Bachwiesenpark in Altstetten sei beispielsweise ein Drittel der Kronenfläche verloren gegangen.
Anpassungen von Baunormen
«Gerade auch wegen der Klimaerwärmung sind Bäume für die Stadtökologie von enormer Bedeutung», wird Simone Brander, Stadträtin und Vorsteherin des Tiefbau- und Entsorgungsdepartements, in der Mitteilung zitiert. Bis 2050 wolle die Stadt Zürich 25 Prozent Kronenfläche im Siedlungsgebiet erreichen. Dies seit angesichts von aktuell 15 Prozent und dem negativen Trend ein ehrgeiziges Ziel.
Um dies zu erreichen müssten Massnahmen der Fachplanung Stadtbäume mit Hochdruck umgesetzt werden, so Brander. Diese reichen gemäss Mitteilung von Fördermöglichkeiten für Private über eine Erweiterung des Baumschutzes im Siedlungsgebiet bis hin zu Anpassungen von Baunormen. In den öffentlichen Freiräumen werde in neueren Projekten zudem darauf geachtet, mehr Bäume zu pflanzen als vorher.
Quelle: Grün Stadt Zürich
Bis 2050 will die Stadt Zürich 25 Prozent Kronenfläche im Siedlungsgebiet erreichen – aktuell beträgt sie 15 Prozent. Bild: Baumpflanzung in der Röntgen-/Langstrasse.
Neues Baumsubstrat entwickelt
Zusätzlich zu diesen Projekten sowie den jährlichen Ersatzpflanzungen werden laut Stadt bis Ende Jahr die seit 2021 von Stadt- und Gemeinderat in Auftrag gegebenen weiteren 1800 Bäume gepflanzt sein. Ziel sei es, die Anzahl der Allebäume zu erhöhen und die Bäume bei Baustellen stärker zu schützen. Weiter soll innerhalb von städtischen Projekten der Wurzelraum pro Baum systematisch auf bis zu 35 Kubikmeter erweitert und die Wurzelräume im Untergrund verbunden werden.
Denn je grösser der Wurzelraum ist, desto bessere Wachstumschancen hat ein Baum. Grün Stadt Zürich hat dafür laut Mitteilung ein neues Baumsubstrat entwickelt, das sowohl die Baumbedürfnisse als auch Tiefbaunormen berücksichtigt. Damit werde Bäume auch unter befestigten Flächen Wurzelraum ermöglicht.
Dass die Massnahmen wirken, zeigt sich laut Stadt bereits am Beispiel des Quartierparks Pfingstweid. Die dort 2015 gepflanzten Bäume sind gut gewachsen und beschatteten heute messbar mehr Fläche als noch 2018. Dadurch werde nicht nur der kühlende Effekt durch Schatten und Verdunstung vergrössert, sondern auch der Lebensraum der Tiere. (pb/mgt/sda)
Quelle: Grün Stadt Zürich
Laut Stadt kann gerade bei kleineren und mittelgrossen Grundstücken im Randbereich des Grundstücks oft kein Baum nachgepflanzt werden, weil der Grenzabstand eingehalten werden muss. Bild: Totholz im Quartierpark Pfingstweid.