10:52 BAUBRANCHE

Neues Aufbereitungszentrum für Bauabfälle in Oberglatt

Geschrieben von: Claudia Bertoldi (cb)
Teaserbild-Quelle: Stephan Lutz

Die Eberhard Unternehmungen rüsten ihre Betriebsstrukturen für die Zukunft auf. Das neue Aufbereitungszentrum für Bauabfälle «EbiMIK» wird im September den Betrieb aufnehmen. Im Mai hat das Unternehmen den ersten zirkulären Beton der Schweiz ausgeliefert.

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Quelle: Claudia Bertoldi

Bauabfälle werden bereits heute zu einem grossen Teil recycelt. Problematisch ist aber nach wie vor die Wiederaufbereitung von Mischabfällen.

Die Kreislaufwirtschaft zeichnet sich dadurch aus, dass Rohstoffe effizient und so lange wie möglich genutzt werden. Werden die Material- und Produktkreisläufe geschlossen, können die Rohstoffe immer wieder von neuem verwendet werden. Die Schweiz ist ein rohstoffarmes Land und verfolgt deshalb bereits seit Mitte der 1980er-Jahre die Optimierung der Kreislaufwirtschaft.

Vor allem in der Baubranche besteht grosses Potenzial. Millionen von Tonnen an Rückbaumaterialien wie Beton, Kies, Sand, Glas, Asphalt oder Mauerwerk fallen jährlich an. Werden diese aufbereitet und der Produktion neuer Baumaterialien zugeführt, können enorme Mengen von Rohstoffen eingespart, zudem der Transport zur Deponie und der Einbau der ungenutzten Altmaterialien vermieden werden.

Allein 7,5 Millionen Tonnen Rückbaumaterialien stammen aus dem Abriss von Gebäuden. Laut den Angaben des Bundesamts für Umwelt (Bafu) wurden im Jahr 2018 von insgesamt 17,5 Millionen Tonnen Rückbaumaterialien knapp 12 Millionen Tonnen wiederverwertet. Es besteht also noch grosses Potenzial, insbesondere bei Mischabbruch, der den Grossteil der noch nicht in einem Kreislauf einbezogenen Materialien ausmacht.

Kreislaufwirtschaft in der Privatwirtschaft

Eine zentrale Rolle im Wandel hin zu verstärkter Kreislaufwirtschaft nimmt nicht nur die öffentliche Hand durch die Gesetzgebung, sondern die Privatwirtschaft ein. Seit geraumer Zeit wird das Prinzip der Kreislaufwirtschaft auch von den Unternehmen immer öfters berücksichtigt. Die Eberhard Unternehmungen gehören zu den Pionieren und unternehmen augenblicklich grosse Anstrengungen, das zirkuläre und nachhaltige Bauen entscheidend zu beeinflussen. 

Das Familienunternehmen ist seit über 65 Jahren in der Baubranche tätig. Sein Firmenportfolio umfasst inzwischen die Bereiche Tiefbau, Rückbau, Altlasten, Entsorgung, Logistik, Baustoffrecycling und Baustoffe. Dies ermöglicht dem Unternehmen, innovative Ideen gekoppelt mit moderner Technik für umweltfreundliche und massgeschneiderte Gesamtlösungen umzusetzen. 

Recycling 2

Quelle: Stephan Lutz

Das rund 20'000 Quadratmeter grosse Zentrum «EbiMIK» während der Bauphase im Frühjahr: Auf dem Dach wurde eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von zwei Megawatt installiert.

Modernste Aufbereitung

In Oberglatt stehen die Arbeiten für das neue Aufbereitungszentrum für Bauabfälle «EbiMIK» (Eberhard – Materialien im Kreislauf) kurz vor dem Abschluss. Bei einen Rundgang anlässlich des zum zweiten Mal ausgerichteten Kreislauftags wurde ein erster Einblick hinter die Kulissen des neuen Zentrums möglich.

Auf einer Grundfläche von rund 20'000 Quadratmetern entsteht eine Aufbereitungsanlage für Mischabbruch mit sechs intelligenten Robotern. Die Abfälle aus dem Rückbau setzen sich aus zwei Dritteln Betonabbruch, einem Viertel Mischabbruch sowie Bausperrgut zusammen. Der bisher als minderwertig angesehene und deshalb zumeist deponierte Mischabbruch wird in der Anlage zu qualitativ hochwertigen Sekundärrohstoffen aufbereitet.

Dabei kommt eine neue und effiziente Verfahrenstechnik zum Einsatz. «Die Materialien werden zunächst mit einem Sortierbagger vorsortiert und dann mit dem Sizer grob zerkleinert. Danach befreien zwei Roboterlinien mit jeweils drei Greifarmen die mineralischen Stoffe von Fremdstoffen wie Plastik, Glas, Ziegel, Holzoder Metall. Die künstliche Intelligenz der Roboter erkennt die Materialien über Sensorboxen», erklärt Patrick Eberhard, Bereichsleiter Baustoffe von Eberhard und Geschäftsführer der Zirkulit AG, auf dem Rundgang.

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Quelle: Claudia Bertoldi

In der modernen Aufbereitungsanlage kann rund um die Uhr Recyclingmaterial aus dem Abbruch mit konstanter Leistung und verlässlicher Qualität sortiert werden.

Der Roboter kann grosse Materialteile mit einem Gewicht von bis zu 30 Kilogramm aussortieren, eine Last, die gemäss den Suva-Vorschriften von den Angestellten nicht gehoben werden darf. Das Sortieren würde vom Menschen noch besser ausgeführt werden, allerdings nur für kurze Zeiträume. Die Roboter gewährleisten ganztags durchgehend konstante Leistungen und verlässliche Qualität. Bis zu 12'000 präzise Zugriffe pro Stunde sind möglich. Grössere Teile werden mit dem Sortierbagger getrennt.

Aus dem Mischabbruch werden so hochwertige, sortenreine Sekundärrohstoffe gewonnen, die dem Materialkreislauf wieder zugeführt werden können. Im neuen Aufbereitungszentrum ist ein enormes Rohstofflager für bis zu 60'000 Tonnen Sekundärrohstoffe vorgesehen. Je nach Anwendung werden diese Rohstoffe nachträglich zusätzlich fraktioniert. 

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Quelle: Claudia Bertoldi

Der Sizer ist eine Maschine, die das von einem Sortierbagger vorsortierte Material grob zerkleinert. Danach separieren sechs Roboter die Wertstoffe.

Der erste zirkuläre Beton der Schweiz

Ein höchstmöglicher Anteil von Sekundärrohstoffen sowie ein geringerer CO2-Ausstoss: Das sind die besonderen Eigenschaften, die den neuen Beton Zirkulit auszeichnen. Im Oktober 2020 lancierte Eberhard diesen ersten zirkulären Beton der Schweiz. Im Mai wurde er erstmals für den Bau von drei Mehrfamilienhäuser ausgeliefert. Durch den Einsatz von 1850 Kubikmetern Zirkulit-Beton bei diesem Projekt können rund 3200 Tonnen Primärrohstoffe eingespart werden. 

Zudem wird mittels einer neuartigen Technologie CO2 im Beton gespeichert, was den CO2-Fussabdruck des Bauprojekts um rund 8500 Kilogramm reduziert. Der CO2-Fussabdruck von Zirkulit ist somit geringer als jener von Primärbeton, eine Tatsache, die bei der Planung umweltfreundlicher Gebäude immer stärker Berücksichtigung finden sollte. So können Treibhausgasemissionen, die bei der Konstruktion eines Gebäudes entstehen, beachtlich reduziert werden.

Recycling 6

Quelle: Claudia Bertoldi

Im Aufbereitungszentrum für Bauabfälle «EbiMIK» wird an der weiteren Verbesserung der Rezeptur des neuen zirkulären Betons getüftelt.

Beton muss gleichwertig sein

Entscheidend für die Nutzung des Betons ist allerdings auch die Tatsache, dass er die gleichwertigen statischen Eigenschaften aufweist wie ein aus Primärstoffen gefertigter Beton. Gleichzeitig ist er gut verarbeitbar. Er kann also in allen Bereich des gesamten Hauses eingesetzt werden, unter anderem auch für statisch tragende Innen- und Aussenwände, die auch dem Regen ausgesetzt sein können, für alle Kellerinnen- und -aussenwände sowie für die wasserdichte Bodenplatte.

Zirkulit hat die gleiche Lebensdauer wie ein Primärbeton, besteht dabei aber zu 75 Prozent aus Sekundärstoffen. Ein Kubikmeter Zirkulit wird aus rund 320 Kilogramm Primärstoffen, 1750 Kilogramm Sekundärstoffen (davon zehn Kilogramm CO2) und 280 Kilogramm Zement hergestellt. Nach dem Nutzungsende eines Bauwerks kann der Beton wieder vollumfänglich der zirkulären Verwertung zugeführt werden. Es entsteht also keinerlei Downcycling, bei dem die betroffenen Materialien durch den Weiterverarbeitungsprozess an Qualität verlieren und ein minderwertiges Endprodukt entsteht.

Das Potenzial des neuen Betons ist gross. Theoretisch könnte die Bauwirtschaft in der Schweiz jährlich 7,5 Millionen Tonnen Abfall beseitigen und dabei gleichzeitig über 42 Millionen Kilogramm CO2 im Beton speichern. Ein Anfang wird nun im neuen Aufbereitungszentrum für Bauabfälle in Oberglatt gemacht. Hier werden beim Recycling und der Wiederaufbereitung hochwertiger Sekundärbaustoffe die Grundlagen für die parallel verlaufende Produktion des zirkulären Betons gesetzt. 

Die Eberhard Unternehmungen erreichen damit den Wendepunkt von der Recyclingwirtschaft in die Kreislaufwirtschaft, so CEO Martin Eberhard: «Wir ermöglichen die Transformation in das neue Zeitalter des zirkulären Bauens – werterhaltend, ressourcenschonend und umweltoptimiert.» 

Die Arbeiten für die Fertigstellung des neuen Aufbereitungszentrums für Bauabfälle laufen auf Hochtouren. Am 24. September soll es eröffnet werden. 

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Quelle: Claudia Bertoldi

Zirkulit heisst der neue zirkuläre Beton von Eberhard. Er besteht zu grossen Teilen aus Sekundärrohstoffen und kann zusätzlich CO2 aufnehmen.

Geschrieben von

Ehemalige Redaktorin Baublatt

Claudia Bertoldi war von April 2015 bis April 2022 als Redaktorin beim Baublatt tätig. Ihre Spezialgebiete waren Architektur- und Technikthemen.

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