KOF-Konjunkturumfrage: Geschäftslage gut, trotzdem leichter Dämpfer im Juli
Noch ist die Geschäftslage der Schweizer Unternehmen gut und besser als zu Jahresbeginn. Allerdings hat sie einen kleinen Dämpfer erhalten, wie die aktuelle Konjunkturumfrage der Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF). Die Geschäftslage bei der Mehrzahl der befragten Wirtschaftsbereiche kühlte sich im Juli ab.
Besonders spürbar ist die Abkühlung laut KOF im Detailhandel, wo der Geschäftslageindikator nach über einem Jahr im Höhenflug nun deutlich nach unten tendiere.
Weniger ausgeprägt zeigt sich derweil der Rückgang im Bereich Finanz- und Versicherungsdienstleistungen, im Grosshandel sowie im Verarbeitenden Gewerbe. Obwohl der Schweizer Franken gegenüber dem Euro jüngst aufgewertet habe, spürten die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes momentan keinen starken Verlust an Wettbewerbsfähigkeit im EU-Markt, teilt die KOF mit. Sehr leichte Schleifspuren weise die Geschäftslage bei den übrigen Dienstleistern, im Projektierungsbereich und im Baugewerbe auf.
Dafür verbessert sich die Geschäftslage im Gastgewerbe, entgegen
der verbreiteten Abschwächungstendenz.
Vorproduktemangel verschärft sich nicht weiter
Auch wenn sich das Problem des Material- und Vorproduktemangel trotz Ukrainekrieg und Pandemiemassnahmen in Teilen Asiens seit dem Frühjahr nicht mehr weiter verschärft hat, klagten nach wie vor viele der befragten Firmen über fehlende Vorprodukte. Doch scheine das Allerschlimmste zunächst einmal hinter ihnen zu liegen, heisst es in der Medienmitteilung. So konnten die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes gemäss KOF ihre Vorproduktelager etwas auffüllen und die Grosshändler rechnen weniger häufig als bisher mit steigenden Lieferfristen.
Allerdings nehmen die KOF-Experten an, dass zu dieser
leichten Entschärfung beigetragen haben dürfte, dass die Unternehmen weniger
häufig mit Nachfragezuwächsen für ihre eigenen Produkte rechnen als zuvor.
Dynamik des Preisauftriebs nimmt ab
Zudem zeigt Umfrage, dass der Preisauftrieb ist nach wie vor sehr hoch ist, aber
nicht mehr weiter zunimmt. Je nach Sektoren seien die Entwicklungstendenzen
unterschiedlich, schreibt die KOF. Das Gastgewerbe und die übrigen
Dienstleister planten etwa vermehrt Preisanhebungen, während die Preisplanungen
im Verarbeitenden Gewerbe und im Grosshandel nicht mehr ganz so stark nach oben
gerichtet seien wie bisher. Diese Heterogenität könnte zusätzlich darauf
hindeuten, dass die Geschwindigkeit der Preissteigerungen insgesamt zumindest
nicht mehr so stark zunehmen wird.
Bruttolöhne könnten um 2 Prozent steigen
Die KOF hat in ihre reguläre Konjunkturumfragen im Juli auch Fragen zu den Erwartungen der Firmen über die Lohnentwicklung im eigenen Unternehmen und zur Inflationsentwicklung (des Konsumentenpreisindex) aufgenommen. Diese Fragen sollen künftig alle drei Monate erneut gestellt werden. Die aktuellen Umfrageergebnisse können daher nur als vorläufig angesehen werden.
Laut KOF deuten sie aber darauf hin, dass die Bruttolöhne gemäss den Erwartungen der Unternehmen bis in einem Jahr durchschnittlich um leicht mehr als 2 Prozent steigen. Die Umfrageteilnehmenden gehen damit davon aus, dass die Bruttolohnsteigerungen in diesem Zeitraum mit der Inflation eher nicht Schritt halten werden. (mgt/mai)