KOF-Baublatt-Indikator: Wohnbau stützt den schrumpfenden Wirtschaftbau
Die aktuellen Werte des jüngsten KOF-«baublatt»-Indikators für das dritte Quartal 2009 deuten auf eine Stagnation der Baubranche hin.
Der Wohnbau wird bis Mitte des laufenden Jahres ein nominelles Vorjahreswachstum von vier Prozent aufweisen,welches sich jedoch im Verlaufe des dritten Quartals in eine Schrumpfung um ein Prozent umkehrt. Die Bauinvestitionen wachsen im Vergleich zum Vorjahr bis zur Jahresmitte um 1,5 Prozent. Dieses Wachstum wird ebenso durch einen Rückgang im dritten Quartal des laufenden Jahres abgelöst. Dies wäre mit minus vier Prozent der stärkste Rückgang seit 2005. Die damit verbundene starke Verminderung des Wirtschaftbaus steht im Einklang mit der KOF-Konjunkturprognose, die für das Jahr 2009 stark schrumpfende Exporte und demnach geringe Impulse aus dem Ausland erwartet. Die Bauinvestitionen sinken saisonbereinigt auf rund 11,5 Milliarden Franken, wovon der Wohnbau nach wie vor mehr als die Hälfte beisteuert.
Da sich die beiden KOF-«baublatt»-Indikatoren auf die nominellen Bauinvestitionen beziehen, muss die Preisentwicklung mitberücksichtigt werden, um das damit verbundene Bauvolumen abzuschätzen. In der Grafik«Baupreis» ist daher die vom Bundesamt für Statistik (BfS) halbjährlich erhobene Preisentwicklung für Hochbauinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr sowie der von der KOF im Rahmen ihrer regelmässigen Umfrage in der Bauwirtschaft erhobene Saldo der Preiserwartungen für das laufende Quartal im Hochbau abgetragen. Mit Hilfe dieser Zusatzinformationen lässt sich das zu erwartende Bauinvestitionsvolumen für den Wohnbau respektive für die gesamten Hochbauinvestitionen ableiten.
Anders als vor kurzem prognostiziert, haben sich die Kosten für Bauleistungen nahezu unverändert um 3,8 Prozent erhöht. Dies geht aus den aktuellen Zahlen des BfS- aupreisindex hervor. Laut KOF-Befragungen erwartet aber ein Grossteil der Schweizer Firmen in den kommenden Monaten sinkende Preise. Diese Erwartungshaltung hat sich im Vergleich zur ersten Jahreshälfte noch verstärkt. Diese Preiserwartung impliziert bei einem stagnierenden Bauindikator eine schwache Zunahme des Bauvolumens.
Hintergrund
Obwohl die Bauwirtschaft nur gut fünf Prozent zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung beiträgt, machen die Bauinvestitionen etwa zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Letztere zeichnen sich dadurch aus, dass auch die Vorleistungen zu einem erheblichen Teil aus dem Inland bezogen werden. Der Importanteil an den Bauinvestitionen ist somit vergleichsweise gering. Entsprechend dürften sich Änderungen in den Bauinvestitionen in höherem Ausmass als Schwankungen in anderen konjunktursensiblen Branchen auf die restliche Wirtschaft übertragen. Voraussagen für die Bauinvestitionen sind darum nicht nur von Akteuren in der Baubranche und in den Zulieferbranchen, sondern auch allgemein von grossem Interesse.
Durch den Umstand, dass die meisten Bauvorhaben von einer staatlichen Bewilligung abhängen, liegt es nahe, Informationen über eingereichte Baugesuche und erteilte Baubewilligungen für die Vorhersage der zu erwartenden Bauinvestitionen zu nutzen. Die KOF hat daher die vom «baublatt» erhobenen Informationen über die Baugesuche und -bewilligungen ausgewertet und im Hinblick auf ihre Prognoseeigenschaften für die Bauinvestitionen untersucht. Auf Basis der Baubewilligungen hat die KOF zwei Indikatoren entwickelt, die eine Voraussage über die zu erwartenden nominellen Investitionen im Wohnbau sowie für die Hochbauinvestitionen insgesamt in den nachfolgenden acht Monaten erlauben.
Diese beiden KOF-«baublatt»-Indikatoren werden viermal im Jahr publiziert und zeigen die zu erwartenden Investitionsausgaben in Millionen Franken sowie die Vorjahresveränderungsraten an. Die Indikatoren beziehen sich auf die nominalen Bauinvestitionen, weil die Angaben in den Gesuchen und Bewilligungen zu den geplanten Baukosten zu laufenden Preisen gemacht werden. Wegen der unterschiedlichen Saisonalität der Baubewilligungen und der Bautätigkeit werden die Niveauangaben einer Saisonbereinigung unterzogen. Zu beachten ist, dass die hier vorliegenden Indikatoren implizit eine konstante Realisierungsquote der bewilligten Bauinvestitionsvorhaben unterstellen. Diese Annahme wird künftig zu überprüfen sein.