KOF-Baublatt-Indikator: Rückgang akzentuiert sich Mitte 2010
Die aktuellen Werte des KOF-«baublatt»-Indikators ergeben für das zweite Quartal 2010 eine Schrumpfung der gesamten Bauinvestitionen von nominell 10,5 Prozent gegenüber dem zweiten Quartal 2009. Das ist gegenüber dem ersten Quartal 2010 allerdings ein geringerer Rückgang: Im ersten Quartal 2010 liegt er noch bei -15 Prozent.
Die Abschwächung in der Bauwirtschaft akzentuiert sich: Das Aktivitätsniveau in der Baubranche liegt deutlich unter den Vorjahreswerten. Auch für den Wohnbau ist eine markante Schrumpfung von zwölf Prozent im ersten Quartal 2010 zu erwarten. Diese wird sich jedoch gegen Mitte des kommenden Jahres im Vergleich zum Vorjahr auf -3 Prozent verringern. Insgesamt darf aufgrund der greifenden Konjunkturpakete des Bundes für Mitte 2010 mit einer Abschwächung des Wachstumsrückgangs gerechnet werden. Die gesamten Bauinvestitionen erreichen im zweiten Quartal 2010 fast elf Milliarden Franken. Dazu trägt der Wohnbau mit rund 5,8 Milliarden leicht mehr als die Hälfte bei. Der Wohnbau scheint seine Funktion als Stütze des Bausektors weiterhin auszuüben.
Mit dieser Publikation wurden die beiden Bauindikatoren an die Bauerhebung 2008 des Bundesamtes für Statistik (BFS) angepasst. Die beiden KOF-«baublatt»-Indikatoren beziehen sich auf die nominellen Bauinvestitionen. Somit muss die Preisentwicklung mitberücksichtigt werden, um das damit verbundene Bauvolumen abschätzen zu können. In der Grafik «Baupreise» ist daher die vom BFS halbjährlich erhobene Preisentwicklung für Hochbauinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr abgetragen, ebenso wie der von der KOF im Rahmen ihrer regelmässigen Umfrage in der Bauwirtschaft erhobene Saldo der Preiserwartungen im Hochbau für das laufende Quartal. Mit Hilfe dieser Zusatzinformationen lässt sich das zu erwartende Bauinvestitionsvolumen für den Wohnbau respektive für die gesamten Hochbauinvestitionen ableiten.
Der Rückgang der Baupreise betrug im ersten Halbjahr 2009 5,6 Prozent. Neuere offizielle Zahlen sind derzeit noch nicht verfügbar. Gemäss den KOF-Umfrageergebnissen erwartet nahezu die Mehrheit der Schweizer Firmen weiterhin sinkende Preise. Der Anteil der Firmen, die von konstanten oder steigenden Preisen ausgeht, hat sich gegenüber der letzten Umfrage aber etwas erhöht. Aufgrund der sinkenden Preise wird das Investitionsvolumen weniger zurückgehen, als der Bauindikator anzeigt. (kof/md)
Hintergrund
Obwohl die Bauwirtschaft nur gut fünf Prozent zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung beiträgt, machen die Bauinvestitionen etwa zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Letztere zeichnen sich dadurch aus, dass auch die Vorleistungen zu einem erheblichen Teil aus dem Inland bezogen werden. Der Importanteil an den Bauinvestitionen ist somit vergleichsweise gering. Entsprechend dürften sich Änderungen in den Bauinvestitionen in höherem Ausmass als Schwankungen in anderen konjunkturreagiblen Branchen auf die restliche Wirtschaft übertragen. Voraussagen für die Bauinvestitionen sind darum nicht nur von Akteuren in der Baubranche und in den Zulieferbranchen, sondern auch allgemein von grossem Interesse.
Durch den Umstand, dass die meisten Bauvorhaben von einer staatlichen Bewilligung abhängen, liegt es nahe, Informationen über eingereichte Baugesuche und erteilte Baubewilligungen für die Vorhersage der zu erwartenden Bauinvestitionen zu nutzen. Die KOF hat daher die vom «baublatt» erhobenen Informationen über die Baugesuche und -bewilligungen ausgewertet und im Hinblick auf ihre Prognoseeigenschaften für die Bauinvestitionen untersucht. Auf Basis der Baubewilligungen hat die KOF zwei Indikatoren entwickelt, welche eine Voraussage über die zu erwartenden nominellen Investitionen im Wohnbau sowie für die Hochbauinvestitionen insgesamt in den nachfolgenden acht Monaten erlauben. Diese beiden KOF-«baublatt»-Indikatoren werden viermal im Jahr publiziert und zeigen die zu erwartenden Investitionsausgaben in Millionen Franken sowie die Vorjahresveränderungsraten an. Die Indikatoren beziehen sich auf die nominalen Bauinvestitionen, weil die Angaben in den Gesuchen und Bewilligungen zu den geplanten Baukosten zu laufenden Preisen gemacht werden. Wegen der unterschiedlichen Saisonalität der Baubewilligungen und der Bautätigkeit werden die Niveauangaben einer Saisonbereinigung unterzogen. Zu beachten ist, dass die hier vorliegenden Indikatoren implizit eine konstante Realisierungsquote der bewilligten Bauinvestitionsvorhaben unterstellen. Diese Annahme wird künftig zu überprüfen sein. (bb)