KOF-Baublatt-Indikator: Bauinvestitionen schrumpfen weniger stark
Der Rückgang der Bauinvestitionen setzt sich in diesem Jahr fort. Der aktualisierte KOF-«baublatt »-Indikator zeigt für das dritte Quartal 2010 weiter schrumpfende Bauinvestitionen im Umfang von nominell vier Prozent gegenüber dem Vorjahreswert an. Die Erholungstendenzen, die sich seit einiger Zeit abzeichnen, verstärken sich aber weiter: Beträgt der prognostizierte Rückgang im ersten Quartal 2010 noch rund 15 Prozent, erholt er sich bis zum dritten Quartal 2010 auf vier Prozent.
Die gesamten Bauinvestitionen steigern sich damit von 10,5 auf über elf Milliarden Franken. Für den Wohnbau wird im dritten Quartal 2010 wieder ein positiver nomineller Wachstumswert von rund zwei Prozent prognostiziert. Die Investitionen im Wohnbaubereich steigen damit wieder auf über sechs Milliarden Franken und tragen wie bis anhin rund die Hälfte zu den gesamten Bauinvestitionen bei. Der Wohnbau verteidigt somit weiterhin seine Funktion als wichtige Stütze im Bausektor. Die beiden KOF-«baublatt»-Indikatoren beziehen sich auf die nominellen Bauinvestitionen.
Somit muss die Preisentwicklung mitberücksichtigt werden, um das damit verbundene Bauvolumen abschätzen zu können. In der Grafik «Baupreise» ist daher die vom Bundesamt für Statistik (BFS) halbjährlich erhobene Preisentwicklung für Hochbauinvestitionen im Vergleich zum Vorjahr sowie der von der KOF im Rahmen ihrer regelmässigen Umfrage in der Bauwirtschaft erhobene Saldo der Preiserwartungen für das laufende Quartal im Hochbau abgetragen. Mit Hilfe dieser Zusatzinformationen lässt sich das zu erwartende Bauinvestitionsvolumen für den Wohnbau bzw. für die gesamten Hochbauinvestitionen ableiten.
Aus den aktuellsten Zahlen des BFS für die zweite Jahreshälfte 2009 ergibt sich im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang der Baupreise von minus 1,8 Prozent. Dieser Rückgang war in der Erhebung in der ersten Jahreshälfte allerdings etwa doppelt so gross. Aus den KOF-Umfragen im Bausektor geht hervor, dass die Mehrheit der Schweizer Firmen weiterhin sinkende Preise im Bausektor erwarten. Der Anteil der Negativmeldungen ist immerhin gesunken. (bb)
Hintergrund
Obwohl die Bauwirtschaft nur gut fünf Prozent zur gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung beiträgt, machen die Bauinvestitionen etwa zehn Prozent des Bruttoinlandprodukts aus. Letztere zeichnen sich dadurch aus, dass auch die Vorleistungen zu einem erheblichen Teil aus dem Inland bezogen werden. Der Importanteil an den Bauinvestitionen ist somit vergleichsweise gering. Entsprechend dürften sich Änderungen in den Bauinvestitionen in höherem Ausmass als Schwankungen in anderen konjunkturreagiblen Branchen auf die restliche Wirtschaft übertragen. Voraussagen für die Bauinvestitionen sind darum nicht nur von Akteuren in der Baubranche und in den Zulieferbranchen, sondern auch allgemein von grossem Interesse.
Durch den Umstand, dass die meisten Bauvorhaben von einer staatlichen Bewilligung abhängen, liegt es nahe, Informationen über eingereichte Baugesuche und erteilte Baubewilligungen für die Vorhersage der zu erwartenden Bauinvestitionen zu nutzen. Die KOF hat daher die vom «baublatt» erhobenen Informationen über die Baugesuche und -bewilligungen ausgewertet und im Hinblick auf ihre Prognoseeigenschaften für die Bauinvestitionen untersucht. Auf Basis der Baubewilligungen hat die KOF zwei Indikatoren entwickelt, welche eine Voraussage über die zu erwartenden nominellen Investitionen im Wohnbau sowie für die Hochbauinvestitionen insgesamt in den nachfolgenden acht Monaten erlauben. Diese beiden KOF-«baublatt»-Indikatoren werden viermal im Jahr publiziert und zeigen die zu erwartenden Investitionsausgaben in Millionen Franken sowie die Vorjahresveränderungsraten an. Die Indikatoren beziehen sich auf die nominalen Bauinvestitionen, weil die Angaben in den Gesuchen und Bewilligungen zu den geplanten Baukosten zu laufenden Preisen gemacht werden. Wegen der unterschiedlichen Saisonalität der Baubewilligungen und der Bautätigkeit werden die Niveauangaben einer Saisonbereinigung unterzogen. Zu beachten ist, dass die hier vorliegenden Indikatoren implizit eine konstante Realisierungsquote der bewilligten Bauinvestitionsvorhaben unterstellen. Diese Annahme wird künftig zu überprüfen sein. (bb)