Klimaerwärmung: Wie Städte im Sommer cool bleiben
Urbane Gebiete heizen sich im Sommer überdurchschnittlich auf. Städte wie Zürich suchen nach Wegen, die Hitzewellen zu lindern. Eine wichtige Rolle spielen Begrünungen auf Dächern und an Fassaden, wie am IGE-Planerseminar an der Hochschule Luzern aufgezeigt wurde.
Quelle: Roland zh, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons
Der MFO-Park in Zürich Oerlikon. Bäume, Grünräume, Wasser oder Fassadenbegrünungen können dazu beitragen, die Hitzebelastung im Aussenbereich zu verringern.
Die Klimaerwärmung verwandelt Städte im Hochsommer zunehmend in Backöfen. In der Stadt Zürich ist in 20 Jahren mit mehr als doppelt so vielen Hitzetagen und Tropennächten im Jahr zu rechnen wie noch im 20. Jahrhundert. Das zeigen die Klimaszenarien des Kantons auf. Denn urbane Gebiete werden im Sommer zu Wärmeinseln: Gebäude und versiegelte Flächen speichern die Hitze des Tages bis in die Nacht hinein und geben sie dann wieder an die darüber liegenden Luftschichten ab.
In Städten wird zudem durch Gewerbe, Industrie und Verkehr zusätzlich Wärme erzeugt. Der kühlende Wind aus der Umgebung gelangt nicht bis in die Innenstadt. Daher liegt dort über das Jahr gesehen die mittlere Lufttemperatur um ein bis drei Grad über den Werten des Umlands. Während windschwacher Sommernächte mit wolkenlosem Himmel kann dieser Unterschied mehr als zehn Grad betragen.
Die Stadt Zürich will mit der sogenannten «Fachplanung Hitzeminderung» gegen das Problem der Überhitzung vorgehen. Diese soll helfen, die Lebensqualität in Zürich zu erhalten und die Gesundheit der Bevölkerung zu schützen. Mit der Fachplanung möchte die Stadt drei Ziele erreichen: Sie will im gesamten Stadtgebiet eine Überwärmung vermeiden, die Kaltluftbahnen von den umliegenden bewaldeten Hügeln in die Stadt hinein erhalten und Hitze-Hotspots gezielt entlasten. Dies erklärte Veronika Sutter, Projektleiterin beim Umwelt- und Gesundheitsschutz der Stadt Zürich, am digitalen Planerseminar des Instituts für Gebäudetechnik und Energie (IGE) an der Hochschule Luzern.
27 Massnahmen bis 2023
Die vor knapp einem Jahr veröffentlichte Fachplanung ist für die Stadtbehörden verbindlich, doch für private Grundeigentümer und Bauherrschaften entfaltet sie keine Rechtswirkung. 27 Massnahmen zur Hitzeminderung müssen die zuständigen städtischen Dienstabteilungen bis 2023 umsetzen. Dafür stellt die Fachplanung einen Werkzeugkasten mit Handlungsansätzen bereit, eine sogenannte Toolbox: Bäume pflanzen, Dächer und Fassaden begrünen, Plätze beschatten, Teiche und Brunnen anlegen, Regenwasser zurückhalten und versickern, Böden entsiegeln und helle Materialien für Strassen, Plätze und Fassaden verwenden. Gebäude können sich gegenseitig Schatten bieten und sollen den kalten Fallwinden Platz lassen. Je nach Bauweise eines Stadtquartiers verspricht eine andere Kombination am meisten Erfolg.
Die stärkste kühlende Wirkung haben tagsüber die klimaökologische Gestaltung von Grünflächen und die Beschattung von Aufenthalts- und Bewegungsräumen. Damit können gemäss Sutter die Aussentemperaturen bis zu einer Distanz von sieben bis 20 Metern um jeweils 8,7 Grad gesenkt werden. Wasserflächen im städtischen Raum lindern die Hitze auf drei bis sechs Meter um 7,6 Grad. In den Nachtstunden können mit diesen drei Massnahmen die Temperaturen um jeweils 1,2 oder 1,3 Grad verringert werden. Den stärksten Kühlungseffekt haben nachts klimaökologische Fassadenbegrünungen mit einer Hitzeminderung um 1,7 Grad.
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