20:31 BAUBRANCHE

Keine Entspannung in Sicht: Fachkräftemangel um 24% gestiegen

Teaserbild-Quelle: Zhijian Lyu, Unsplash

Nachdem der Fachkräftemangel in der Schweiz 2022 einen Höchststand erreicht hat, erreicht er im 2023 abermals einen Rekordwert. Dies zeigt der aktuelle Fachkräftemangel Index Schweiz der Adecco Gruppe Schweiz  und des Stellenmarkt-Monitors Schweiz der Universität Zürich. Unter den meistgesuchten Berufen sind auch  ingenieurtechnische Berufe, Bauführer und Poliere. 

Fernrohr am Vierwaldstättersee

Quelle: Zhijian Lyu, Unsplash

Trübe Aussichten für diejenigen, die zum Beispiel eine Stelle im ingenieurtechnischen Bereich besetzen müssen oder einen IT-Profi suchen.

Nachdem der Fachkräftemangel Index bereits 2022 im Zuge der Aufhebung der Corona-Massnahmen und der damit verbundenen wirtschaftlichen Erholung stark angestiegen ist, verschärft sich die Knappheit an qualifizierten Arbeitskräften im 2023 weiter. Trotz aktueller wirtschaftlicher Herausforderungen, die von Inflation über die Stärke des Schweizer Frankens bis hin zu einer sich abschwächenden Weltwirtschaft und wachsenden globalen Unsicherheiten reichen, ist derzeit kein Ende der angespannten Situation in Sicht.  

Immerhin sinkt die Wachstumsrate des Fachkräftemangel Index‘ aufgrund der schwächeren Konjunktur:  Während der Zuwachs 2022 noch satte 69% betrug, sind es im 2023 noch 24%. Trotzdem befindet sich der Index abermals auf einem Höchststand. Diese Entwicklung erklären die Experten der Adecco und der Universität Zürich vor allem mit zwei Faktoren: Einerseits verringerte sich die Anzahl der Stellensuchenden deutlich, wodurch die Arbeitslosenquote 2023 einen Tiefstand von 2% erreicht, andererseits stieg die Anzahl der offenen Stellen gegenüber dem Vorjahr um 7% an. Primärer Antrieb für diese Entwicklung scheine der Binnensektor zu sein, heisst es in der Medienmitteilung der Adecco. Während exportorientierte Wirtschaftszweige mit der sinkenden globalen Nachfrage ringten, hätten sich binnenmarktorientierte Sektoren wie das Gastgewerbe auf eine robuste inländische Nachfrage stützen können. Dies erkläre auch, warum binnenorientierte Branchen trotz der Konjunkturabkühlung weiterhin einen Stellenaufbau planen, heisst es in der Medienmitteilung. 

Fachkräftemangel wird zu Arbeitskräftemangel

Was die gesuchtesten Berufsgruppen betrifft hat sich 2023 gegenüber dem Vorjahr nicht allzu viel geändert: Auf Platz eins der gesuchtesten Berufsgruppen rangiert Gesundheitsfachpersonal. Und auf Platz zwei liegen die IT- und Software-Fachleute. An dritter Stelle folgen ingenieurtechnische und vergleichbare Berufen, wie Maschinentechniker oder Heizungsplaner. Immerhin: Während sich der Mangel 2023 weder beim Gesundheitsfachpersonal noch bei den ingenieurtechnischen und vergleichbaren Berufen beruhigt, entspannt sich die Lage bei den IT- und Software-Fachleuten gemäss dem Index merklich. - Auf Rang vier liegen Bauführer, Poliere und Produktionsleiter. 

Bei Berufsgruppen auf den letzten drei Plätzen des Rankings zeigt der Index vorwiegend ein Überangebot an Fachkräften: Hier gibt es mehr Bewerber als wie Stellen zu vergeben sind. Das Schlusslicht bilden Hilfsarbeitskräfte wie Fensterreiniger, Strassenmarkierer und Möbelpacker. An zweitletzter Stelle folgen die Führungskräfte und an drittletzter Allgemeine Büro- und Sekretariatskräfte sowie sonstige Bürokräfte, etwa Sachbearbeiter oder Personalsachbearbeiter.  

Auffällig im 2023 ist, dass sich die einzelnen Berufsgruppen zum Teil völlig gegensätzlich entwickeln: Während sich das Überangebot an Fachkräften bei den Berufsgruppen in der unteren Hälfte des Rankings merklich reduziere, bleibe der Mangel an Fachkräften in der oberen Hälfte weitestgehend stabil, schreibt Adecco. «Was wir heute auf dem Schweizer Arbeitsmarkt erleben, ist ein eigentlicher Arbeitskräftemangel und kein Fachkräftemangel mehr», sagt Martin Meyer, Leiter Adecco Deutschschweiz.  

Wie Meyer weiter erklärt, wird es auch in Berufsgruppen, in denen kein akuter Fachkräftemangel herrscht, immer schwieriger, neue Mitarbeitende zu rekrutieren. «In der Gastronomie beispielsweise wird der Wettbewerb um gelernte Köche oder ausgebildete Servicekräfte immer härter. Um Arbeits- und Fachkräfte zu finden, müssen Unternehmen innovativ werden und sowohl den internen Arbeitsmarkt besser nutzen als auch ausländische Arbeitskräfte in Betracht ziehen.» Das Potenzial des internen Arbeitsmarktes kann laut Meyer etwa mit Investitionen in die Aus-, Um- und Weiterbildung besser ausgeschöpft werden, mit Quereinsteigern, mit einer Flexibilisierung der Arbeitsbedingungen oder dem gezielten Einsatz von temporären Mitarbeitenden zum Aufbau von internem Know-how. (mai/mgt)

Der Index kann auf www.adecco-jobs.com heruntergeladen werden.  

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