Kanton Thurgau kurbelt den Bau grosser Solaranlagen mit Fördergeldern an
Grosse Dachflächen auf Industriegebäuden oder Scheunen könnten im Thurgau bis zu 500 Gigawattstunden Solarstrom einbringen. Das Potenzial wurde bisher aber kaum genutzt. Seit Anfang Jahr setzt der Kanton auf eine verstärkte Förderung solcher Grossanlagen.
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Das Potenzial zur Solarstrom-Produktion auf grossen Dachflächen von Industriegebäuden, Lagerhäusern oder Scheunen wurde im Kanton Thurgau bislang noch kaum genutzt.
Als Musterbeispiel gilt die 1500 Quadratmeter grosse Solaranlage auf den Lagerhallen der Baufirma Hofmann&Fisch in Affeltrangen TG in der Nähe von Wil. Sie liefert Strom für rund 70 Haushaltungen und ist eines von sieben Projekten im Thurgau, denen der Kanton seit Anfang Jahr Förderbeiträge zugesprochen hat.
Die Anlage in Affeltrangen kostet rund 350'000 Franken. Daran zahlt der Kanton 90'000 Franken, wie Vertreter des Kantons und der beteiligten Firmen am Dienstag informierten. Gebaut wurde die Anlage von der Swiss Photovoltaik GmbH, die auch Betreiberin ist und die Dächer der Lagerhallen für 2000 Franken im Jahr mietet.
Willy Langenegger, Inhaber und Geschäftsführer der Swiss Photovoltaik, lobte das neue Förderprogramm des Kantons. Auf diese Weise lohne sich der Bau von grossen Solaranlagen auch für Firmen, die selber keinen grossen Stromverbrauch hätten. Bisher waren solche Projekte nicht rentabel, weil die Energieversorger zu wenig für die Übernahme des Solarstroms bezahlen.
Riesiges Solarstrom-Potenzial ungenutzt
Laut Regierungsrat Walter Schönholzer, Chef des Departements für Inneres und Volkswirtschaft, besteht im Thurgau ein riesiges Potenzial für Solarstrom. Grössere und kleine Anlagen könnten pro Jahr bis zu 2250 Gigawattstunden (GWh) produzieren. Das ist mehr als zehn Mal so viel Solarstrom wie heute erzeugt wird.
Durch die Förderung von grossen Solaranlagen ohne Eigengebrauch will der Kanton den Bau solcher Anlagen ankurbeln. Pro Quartal stehen 300'000 Franken zur Verfügung. Laut Rainer Jahnke von der Abteilung Energie gingen seit Anfang Jahr 25 Fördergesuche ein. Die Projekte umfassen Solarpanels von der Grösse von drei Fussballfeldern.
Sieben dieser 25 Projekte, darunter die Anlage in Affeltrangen, erhalten Förderbeiträge. Die übrigen 18 Gesuche bleiben im nächsten Quartal im Rennen um Beiträge. Laut Jahnke ist das Ziel, dass die unterstützten Anlagen bis Ende Jahr Solarstrom für gegen 900 Thurgauer Haushalte liefern.
Neues Bundes-Förderprogramm
Ab 2023 wird ein neues Förderprogramm des Bundes wirksam. Es sieht – ähnlich die aktuelle Förderung im Thurgau – hohe Einmalvergütungen für grosse Solaranlagen ohne Eigenverbrauch vor. Der Kanton Thurgau prüft auf diesen Zeitpunkt eine Anpassung seines eigenen Förderprogramms.
So könnte neu die Nutzung von Parkplätzen oder anderen Infrastrukturen für Photovoltaik gefördert werden. Ein anderer möglicher Schwerpunkt sind steil aufgestellte Solaranlagen, die auch im Winter Strom liefern. Bisher wird Solarstrom vorwiegend im Sommer produziert.
Auch auf Windenergie setzen
Laut Walter Schönholzer muss der Thurgau deshalb auch auf die Windenergie setzen. Windräder liefern in den Wintermonaten viel Energie. «Strom aus Sonne und Wind ergänzen sich optimal», sagte der Volkswirtschaftsdirektor. Bis 2030 soll sich die Stromproduktion aus erneuerbaren Quellen gegenüber 2015 verdreifachen.
Laut Schönholzer befindet sich der Energiemarkt national und international «völlig im Umbruch». Wegen der Winter-Stromlücke sei die Schweiz abhängig von Elektrizität aus Frankreich und Deutschland, die teilweise aus Gaskraftwerken stamme. Dies sei fatal. «Darum müssen wir handeln.» (sda/pb)