Ist Homeoffice ein Booster dafür, dass Mieter ihre Büroflächen anpassen?
Mit Corona sind flexible Arbeitsmodelle im Büroarbeitsalltag angekommen. Dies wirkt sich auf den Büroflächenmarkt aus. Laut der aktuellen Raiffeisen-Studie “Immobilien Schweiz - Q4” mehren sich die Anzeichen, dass die Mieter ihren Flächenbedarf nicht nur überdenken, sondern auch anpassen.
Quelle: Meida Profile, Unsplash
Viele Arbeitsplätze sind nicht mehr jeden Werktag belegt.
Die Corona-Pandemie hat die Bürowelt mit der Homeofficepflicht
nachhaltig verändert. Obwohl längst vorbei, erledigen vor allem in den
klassischen Bürobranchen viele Beschäftigte nach wie vor einen grossen
Teil ihrer Arbeit in den eigenen vier Wänden. Um das Beste aus beiden
Welten zu vereinen, hätten sich in den meisten Unternehmen Mischformen
aus Heimarbeit und Büroanwesenheit durchgesetzt, konstatieren die
Autoren der Studie.
Auch wenn sie davon ausgehen, dass die
Homeofficequote dieses Jahr noch einmal spürbar rückläufig gewesen ist: Homeoffice ist laut den Raiffeisen-Ökonomen aus der modernen Bürowelt nicht mehr wegzudenken. Schliesslich konnten viele Unternehmen in den letzten Jahren Erfahrungen mit der
Heimarbeit sammeln, etwa was die Arbeitsweise, Prozesse oder
aber auch die technischen Anforderungen betrifft. Die Autoren
gehen davon aus, dass sich Mieter angesichts dieser Entwicklung “auch
sehr konkret mit den tatsächlich benötigten Flächen auseinandergesetzt
haben”. Insbesondere in den Grossraumbüros klassischer Abnehmer wie
Versicherungen und Banken sei das Reduktionspotenzial bei den Mietkosten
offensichtlich.
Die Büroarbeit vor Ort neu organisieren?
Damit deutlich Kosten eingespart werden können,
wird es wohl noch den einen und anderen Effort brauchen: Denn bei den
meisten Unternehmen, in denen an manchen Tagen daheim gearbeitet werden kann,
dürften sich bestimmte Wochentage
herauskristallisiert haben – somit müssten vielerorts die
Anwesenheitstage im Büro überdacht und gleichmässig über die gesamte
Woche verteilt werden.
Quelle: Arlingon Research, Unsplash
Nicht mehr in jedem Büro Alltag: Wer im Büro arbeitet, sitzt oft auch zu Hause vor dem Computer.
So dürfte es denn wenig erstaunlich sein,
dass sich dieser Wandel bislang nicht allzu stark auf den Schweizer
Büroflächenmarkt ausgewirkt hat. Die ohnehin schon erhöhten Leerstände
haben sich gemäss Raiffeisenstudie kaum vergrössert, ebenso war die Zahl
der im Internet zur Vermietung ausgeschriebenen Büroflächen bis vor
kurzem tendenziell rückläufig. Die Ursache dafür, dass sich bislang kaum
etwas geändert hat, sehen die Autoren unter anderem in den üblicherweise langen Vertragslaufzeiten, Kündigungsfristen und Planungsprozessen.
Parallel dazu hat das Beschäftigungswachstum seit Sommer 2021 die
Nachfrage hochgehalten.
Büroflächen dürften vermehrt optimiert werden
Dennoch machen sie erste Anzeichen dafür aus, dass diese Phase zu Ende gehen könnte: “Die Zahl der zur Vermietung ausgeschriebenen Büroflächen ist in den letzten Quartalen wieder spürbar höher als 2022.” Die grössten Anzeichen einer stattfindenden Marktreaktion erkennen sie jedoch in den Angebotsmieten und verweisen auf Wüest Partner: Gemäss den Daten des Immobilienberatungsunternehmens liegen die Markmieten im Schnitt knapp 7% tiefer als beim Ausbruch der Coronapandemie.
Natürlich werde sich erst noch zeigen müssen, ob die seit längerem erwartete Trendwende damit eingeläutet worden sei. “Vieles spricht aber dafür, dass sich Flächenoptimierungen verstärken werden. Die Unternehmen hatten genug Zeit, um ihre längerfristigen Planungen den neuen Bedürfnissen anzupassen”, schreiben die Raiffeisen-Experten. Da in den nächsten fünf Jahren 72% aller befristeten Büromietverträge ausliefen, werde sich bald zeigen, wie gross dieser Effekt sein werde. Zudem gehen die Autoren davon aus, dass auch die sich eintrübende Konjunktur die Nachfrage nach Büroflächen verringern dürfte. Wie stark diese Entwicklung den Markt der Büroimmobilien beeinflusst, hängt von deren Lage ab: “Die insgesamt verringerte Nachfrage wird Flächenangebote umso eher tangieren, je peripherer und weniger gut erschlossen diese sind.” (mai/mgt)
Die Studie kann hier heruntergeladen werden: www.raiffeisen.ch