Industriekonzern ABB mit hohem Auftragseingang im zweiten Quartal
ABB hat auch im zweiten Quartal von einer hohen Nachfrage profitiert. Unter dem Strich verdiente der Industriekonzern unter anderem wegen der Aufgabe der Aktivitäten in Russland und wegen einer Sonderbelastung weniger.
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ABB in Zürich-Oerlikon. (Symbolbild)
Der Auftragseingang stieg um 10 Prozent auf 8,81 Milliarden US-Dollar, wie der der Hersteller von Industrierobotern, Ladestationen für E-Autos oder Automationslösungen am Donnerstag mitteilte. Auf vergleichbarer Basis lag das Plus gar bei 20 Prozent. Das zweite Quartal sei von einer regen Nachfrage geprägt gewesen. So hätten alle Geschäftsbereiche mit beinahe allen Divisionen zweistellige Zuwächse verzeichnet.
Als sehr positiv bezeichnete ABB die Nachfrage aus den Segmenten Maschinenbau, Nahrungs- und Genussmittel, allgemeine Industrien sowie Automobilindustrie wegen der Elektrofahrzeuge.
Währungseffekte drücken Umsatz
Etwas anders sieht die Situation beim Umsatz aus. Dieser lag mit 7,25 Milliarden um 3 Prozent unter dem Vorjahreswert, während auf vergleichbarer Basis ein Plus von 6 Prozent resultierte. Mit 7 Prozent schlugen insbesondere die Währungseffekt negativ zu Buche, ausserdem trugen Portfolioänderungen 2 Prozent zum Umsatzminus bei. Die Wechselkursänderungen hätten die positiven Auswirkungen der guten Preisentwicklung und moderaten Volumensteigerung mehr als aufgehoben, so ABB.
Aber auch die Lieferengpässe bei Komponenten hatten einen bremsenden Einfluss, wenn auch nicht mehr so stark wie im Quartal davor. Und als weitere Herausforderung für die Belieferung der Kunden bezeichnet das Unternehmen die Lockdowns in China.
Der operative Gewinn (EBITA) legte währungsbereinigt um 9 Prozent auf 1136 Millionen US-Dollar zu, wobei sich die entsprechende Marge um 0,5 Prozentpunkte auf 15,5 Prozent verbesserte. Die negativen Effekte etwa aus dem Verkauf des hochmargigen Geschäfts von Dodge sowie der Wechselkurseinfluss seien durch die operative Performance ausgeglichen worden, heisst es dazu.
Reingewinn von Sonderbelastungen beeinträchtigt
Der Reingewinn ging dennoch um 50 Prozent auf 379 Millionen zurück. Dieser Rückgang war insbesondere auf Belastungen in Höhe von insgesamt rund 250 Millionen US-Dollar zurückzuführen, die durch den Ausstieg aus einem Altprojekt im Nichtkerngeschäft resultierten. Auch der Entscheid zum Ausstieg aus den Russland-Aktivitäten (siehe Box unten) hat dazu beigetragen, welcher eine finanzielle Belastung von 57 Millionen Dollar mit sich brachte.
Für das dritte Quartal 2022 stellt ABB ein zweistelliges Wachstum des vergleichbaren Umsatzes und eine Verbesserung der operativen EBITA-Marge gegenüber dem Vorquartal in Aussicht. Die Margenprognose läuft indes unter Ausschluss des positiven Effekts von 60 Basispunkten durch Sondereinflüsse im zweiten Quartal, welche sich durch den Ausstieg aus dem Altprojekt sowie dank dem Verkauf einer Immobilie ergeben haben.
Für das Gesamtjahr 2022 erwartet das Unternehmen weiterhin eine stete Verbesserung der Marge im Hinblick auf das Ziel von mindestens 15 Prozent ab 2023. Helfen werde dabei die positive Marktdynamik sowie der hohe Auftragsbestand. (awp sda)
Kompletter Rückzug aus Russland
ABB gibt das Geschäft in Russland auf. Aufgrund des anhaltenden Krieges in der Ukraine und der Auswirkungen der Sanktionen habe der Konzern beschlossen, sich aus diesem Markt komplett zurückzuziehen, heisst es in einer Mitteilung vom Donnerstag.
Durch den Schritt sind im abgeschlossenen zweiten Quartal
2022 finanzielle Belastungen in Höhe von 57 Millionen US-Dollar entstanden.
Davon werden sich 23 Millionen US-Dollar noch im Cashflow des dritten Quartals
niederschlagen, wie es weiter heisst.
Der Grossteil der russischen Belegschaft von ABB sei bereits seit März dieses Jahres beurlaubt, teilte das Unternehmen weiter mit. ABB beschäftigte in Russland rund 750 Mitarbeiter und betrieb zwei Produktionsstätten im Grossraum Moskau und in Lipezk sowie mehrere Servicezentren.
Bis zur Beendigung der Annahme neuer Aufträge durch ABB
machte das Russlandgeschäft rund 1 bis 2 Prozent des Jahresumsatzes des
Schweizer Konzerns aus. (awp sda)
ABB-Tochter Accelleron soll an die Schweizer Börse
ABB will das neu unter dem Namen Accelleron laufende
Geschäft mit Turboladern über eine Abspaltung an die Schweizer Börse bringen.
Der Börsengang ist für den 3. Oktober 2022 geplant.
Die ABB-Aktionäre sollen für je 20 gehaltene ABB-Aktien eine
Accelleron-Aktie erhalten, wie es in einer Mitteilung vom Mittwochabend hiess.
Vor der Kotierung muss der Spin-off an einer ausserordentlichen
Generalversammlung am 7. September genehmigt werden.
Der nun getroffene Entscheid erfolgt mit einer leichten
Verspätung, ursprünglich wollte ABB bis Ende Juni 2022 über die Zukunft
befunden haben. Die Lösung mit einem Börsengang entspricht auch der
ursprünglich von CEO Björn Rosengren bevorzugten Variante.
Gemeinsam mit dem E-Mobility-Geschäft von ABB stehen damit
zwei Geschäftseinheiten von ABB in den Startlöchern für einen Börsengang in der
Schweiz.
Die Division Turbocharging, welche das Geschäft mit Turboladern für Diesel- und Gasmotoren umfasst, wurde erst Mitte Februar in «Accelleron» umgetauft. Der neue Markenname setzt sich laut ABB zusammen aus den Begriffen «Access - Accelerate - Excel - on and on». 2021 erzielte ABB mit der Division Accelleron einen Umsatz von rund 750 Millionen US-Dollar. (awp sda)