Implenia ist nun auch ein Immobilienverwalter
Implenia steigt in die Liegenschaftsverwaltung ein. Der Baukonzern übernimmt vom Immobilienkonzern Swiss Prime Site (SPS) den Immobilien-Dienstleister Wincasa, der mehr als 250'000 Objekte betreut.
Im Mieterland Schweiz haben sehr viele mit ihnen zu tun: Sie
schicken Briefe, lassen den Rasen mähen und das Treppenhaus reinigen. Der grösste
dieser Immobilienbewirtschafter ist die Firma Wincasa mit Sitz in Winterthur.
Andere heissen Livit, Privera oder Schaeppi.
Mit mehr als einer Viertelmillion bewirtschafteter Objekte
in der Schweiz ist die Wincasa der «klare» Marktführer hierzulande, sagte
Implenia-Chef André Wyss am Donnerstag an einer Telefonkonferenz. Vier von zehn
dieser Objekte sind Mietwohnungen.
«Für die Mieter ändert sich dadurch nichts», versicherte er.
Denn der Job von Wincasa mit seinen 1350 Mitarbeitern bleibt der gleiche, auch
die Marke existiert weiter. Nur der Besitzer ist neu: Implenia lässt sich den
Kauf der Wincasa vom Immobilienkonzern Swiss Prime Site (SPS) mehr als 170
Millionen Franken kosten.
Aus der Optik von Implenia kann der Baukonzern nun
zusätzliche Dienstleistungen im Bereich Immobilien anbieten. Ein «integriertes
Angebot aus einer Hand» also.
Margenschwaches Baugeschäft aufbessern
Die Bewirtschaftung von Immobilien ist laut Wyss ein «anspruchsvolles»,
aber auch ein lukratives Geschäft. Und es ist weniger abhängig vom zyklischen
Bausektor. Die gute Rendite lockt auch Mitbewerber an, so sind zuletzt auch
Versicherer in den Markt vorgestossen.
Bei Wincasa zum Zug gekommen ist aber mit Implenia nicht ein
etablierter Anbieter, sondern ein «Neuling». Die 1999 als Credit-Suisse-Tochter
gegründete und 2021 von SPS übernommene Wincasa sei ein «Wunschunternehmen»
gewesen, erklärte Wyss.
Ein Wunsch von Implenia ist es nämlich, das eher
margenschwache Baugeschäft mit anderen und rentableren Geschäftsfeldern
aufzubessern. Mit Geschäftsfeldern, die zur eigenen Wertschöpfungskette passen.
Implenia erwartet Synergien
Immobilienverwalter kümmern sich im Auftrag ihrer Kunden
aber nicht nur um alles, was um ein Haus anfällt – sondern auch um Bau- und
Modernisierungsprojekte ihrer Objekte. Implenia erwartet daher Synergien.
Implenia kam 2022 auf einen Umsatz von 3,56 Milliarden
Franken. Wincasa bringt 159 Millionen dazu – die Akquisition wird den Ertrag
also um rund 4,5 Prozent erhöhen. Vor allem aber kommt das Bauunternehmen so zu
regelmässig wiederkehrenden Einnahmen.
Und die neue Tochter ist mit einer Betriebsgewinn-Marge von
10 Prozent deutlich profitabler. Implenia wies für letztes Jahr lediglich eine
Marge von 3,9 Prozent aus.
SPS ist nun «maximal verschlankt»
Die Verkäuferin SPS wiederum kann sich über einen Buchgewinn
von 140 Millionen Franken freuen und will sich auf die eigene Strategie mit
direkten und indirekten Immobilienanlagen fokussieren. Dieser Schritt werde die
SPS «maximal verschlanken».
Die grösste börsenkotierte Immobiliengesellschaft war zuletzt in die Schlagzeilen geraten, weil er das Warenhaus Jelmoli an der Bahnhofstrasse in Zürich schliessen wird. Bereits vor drei Jahren trennte sich die SPS von der Altersheim-Gruppe Tertianum. (awp sda)