Immobilien: Coworking Spaces statt Home Office?
Weil der Trend zum Homeoffice das Geschäft mit Coworking Spaces weiter wachsen lässt, bleiben die Anbieter solcher Flächen trotz der Corona-Pandemie für 2021 zuversichtlich.
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Coworking Spaces dürften verstärkt im Trend liegen, gemäss spätestens wenn die Corona-Pandemie vorbei ist.
"Angesichts der Nachfrage nach
unseren Flächen sind wir für 2021 zuversichtlich", sagte etwa Philippe
Peress, einer der Eigentümer der Firma IWG Schweiz, gegenüber der
Nachrichtenagentur AWP. IWG ist mit 50 Coworking-Spaces auf einer Gesamtfläche
von 80'000 Quadratmetern eine der Branchengrössen der Schweiz. Das Unternehmen
beschäftigt 85 Mitarbeitende und betreibt seine Büroflächen etwa unter den
Marken Regus, Spaces und Signature.
Trotz dem Rückgang der wirtschaftlichen Aktivitäten blieben
die Coworking-Räume von IWG während der gesamten Pandemiekrise geöffnet. Und
zwar auch in den Flughafenbereichen, die wegen dem ausbleibenden Verkehr
besonders drastisch gelitten haben. "Andererseits verzeichnen unsere
Coworking-Spaces, die in der Nähe von Wohngebieten liegen, einen Anstieg der
Belegungsrate", sagte Peress.
IWG: Zwei neue Standorte in der Schweiz
Zwar gibt IWG keine genauen Geschäftszahlen bekannt, aber
insgesamt ging der Umsatz laut dem Chef im vergangenen Jahr aber etwas zurück,
was das Unternehmen jedoch durch Kostensenkungen ausgleichen konnte. Der
Personalbestand nahm ebenfalls etwas ab, soll 2021 allerdings auf dem aktuellen
Niveau bleiben. Auch die Expansionspläne von IWG in der Schweiz wurden durch
die Pandemiekrise nur leicht verzögert. Das Unternehmen plant, bis Ende Jahr
15'000 Quadratmeter mehr Fläche anzubieten als noch vor der Pandemie. Demnächst
sollen deshalb zwei neue Standorte hinzu kommen.
Laut Peress werden die Anbieter von Coworking-Spaces mit
wachsender Flexibilität und zunehmendem Dienstleistungsangebot auch für grosse
Unternehmen immer wichtiger. IWG passe das Angebot beispielsweise an die
Nachfrage an, wonach viele Firmen keinen fixen Zugang mehr buchen wollten,
sondern beispielsweise einfach 10'000 Zugangstage kaufen möchten.
Gotham: Auf Wachstum setzen
Ebenso der Geschäftsführer des Konkurrenten Gotham, Guilhem
Sirven, ist überzeugt, dass Coworking gerade jetzt die Zukunft der Arbeitswelt
ist. "Die Pandemie hat dieses Bewusstsein auf globaler Ebene
beschleunigt", sagte Sirven. Denn nachdem die Arbeit im Homeoffice stark
zugenommen habe, würden viele grosse Konzerne darüber nachdenken, in
Coworking-Spaces zu investieren und stattdessen aus kostspieligen Mietverträgen
auszusteigen.
Mit 15 Mitarbeitern betreibt Gotham Standorte in Lausanne,
Martigny, Verbier und Brig. Die Gesamtfläche beträgt mehr als 7000
Quadratmeter. Ziel ist es, bis Anfang des nächsten Jahres 12'000 Quadratmeter
Fläche zu betreiben. Gotham schloss bei Ausbruch der Krise einige seiner
Coworking-Spaces, um die restriktiven Massnahmen einzuhalten. Das führte zu
Umsatzeinbussen von 20 bis 30 Prozent, wie Sirven sagte. Ein Teil der
Mitarbeitenden wurde in Kurzarbeit geschickt.
Inzwischen hat das Unternehmen alle seiner Standorte so
angepasst, sodass die behördlichen Vorgaben zur Eindämmung des Virus
eingehalten werden können. Eine Erholung auf altes Niveau erwartet Sirven nach
einem "komplizierten" Jahresstart im Sommer 2021.
"Die grösseren Player werden überleben"
Der Optimismus der beiden Anbieter wird von Alexander Lohse, Immobilienexperte bei der Credit Suisse, allerdings etwas relativiert. "In diesem Jahr denke ich, dass Coworking weiterhin schwierig sein wird" sagte er. Denn die Leute seien ja weiterhin angehalten, zu Hause bleiben und würden wahrscheinlich oft auch lieber zu Hause bleiben, um die Abstände einzuhalten. Die Situation wir laut Lohse erst dann wieder besser, wenn das Coronavirus vorbei ist. Die langfristigen Trends wirkten sich günstig für die Branche aus, so Lohse weiter. Dies gilt aber nicht für alle Marktteilnehmer: "Die grösseren Player werden überleben, während die kleineren oder diejenigen, für die Coworking nicht das Kerngeschäft ist, Schwierigkeiten bekommen werden", sagte Lohse. (Federico Rapini, AWP)