Holcim gibt nach 114 Jahren Standort in Holderbank auf
Holcim will den Standort in Holderbank AG schliessen. Die rund 200 Angestellten sollen ab 2026 an den Hauptsitz in Zug wechseln, wie der Baustoffkonzern am Mittwoch an einer Informationsveranstaltung für die Betroffenen bekannt gab.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_F63-01387 / CC BY-SA 4.0
Eine Aufnahme von 1963 zeigt die Aargauische Portlandcement-Fabrik in Holderbank AG, den Grundstein der heutigen Holcim.
Damit endet nach 114 Jahren die Präsenz von Holcim in der Aargauer Gemeinde, wo der Zementkonzern seine Wurzeln hat. Der Umzug an den Hauptsitz solle die Zusammenarbeit der Mitarbeiter und der Bereiche fördern, erklärte Holcim.
Die Zusammenlegung der Standorte und Büros sei mit keinem Abbau verbunden. «Es wird keine Entlassungen geben», versicherte der weltgrösste Zementkonzern. «Wir unterstützen alle Mitarbeitenden beim Wechsel nach Zug», sagte ein Firmensprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur AWP. Holcim biete finanzielle Hilfe für den Arbeitsweg oder bei einem Wohnortswechsel von Betroffenen.
Vor der Zusammenlegung werde der Hauptsitz
in Zug renoviert und erweitert. Im erneuerten Hauptsitz würden dann künftig
mehr als 400 Leute arbeiten, sagte der Sprecher.
Geschichte begann in Holderbank
Holcim hat seine Wurzeln in der
Aargauischen Portlandcement-Fabrik in Holderbank, die am 15. Februar 1912 von
Adolf Gygi gegründet wurde. 1914 fusionierte die damals modernste und
leistungsfähigste Zementfabrik «Holderbank» mit der Rheintalischen Cementfabrik
Rüti des Industriellen Ernst Schmidheiny. Damit begann der Aufstieg der Familie
Schmidheiny, die das Schweizer Zementgeschäft über Generationen prägen sollte.
Thomas Schmidheiny ist heute noch der grösste Holcim-Aktionär.
Holcim sei sich der Bedeutung des
kulturellen Erbes bewusst, sagte der Konzernsprecher weiter. Man habe bereits
vor einiger Zeit zusammen mit dem Kanton Aargau ein 18 Hektar grosses
Naturschutzgebiet in Holderbank geschaffen und Geld für dessen Erhaltung
bereitgestellt. Nun sei es das Ziel, die beste und nachhaltigste Lösung für den
Standort Holderbank zu finden.
Weiteres Wachstum in der Schweiz
Insgesamt will Holcim hierzulande
expandieren: «Die Schweiz ist und bleibt einer unserer wichtigsten Märkte»,
sagte der Sprecher. «Sie ist ein Pioniermarkt für uns und der Innovationsmotor.»
Holcim wachse in der Schweiz, sowohl
organisch als auch durch strategische Fusionen und Übernahmen, die Synergien
für das Geschäft schaffen würden, hiess es weiter. Im Frühling hatte der
Konzern den Kauf der Westschweizer Cand-Landi-Gruppe mit einem Umsatz von 70
Millionen Franken im vergangenen Jahr angekündigt.
Vergangene Woche gab Holcim bekannt, rund 250 Millionen Franken in seine drei Schweizer Zementwerke investieren zu wollen. Damit soll die Verwendung fossiler Brennstoffe bei der Herstellung von Zement sinken und die künftigen Grenzwerte der Luftreinhalteverordnung eingehalten werden. (awp sda)