Holcim-Chef Jenisch wechselt mit Rekordergebnis an VR-Spitze
Holcim hat im vergangenen Jahr erneut ein Rekordergebnis erzielt. Mit dem besten Ergebnis aller Zeiten im Rücken wechselt nun Konzernchef Jan Jenisch an die Spitze des Verwaltungsrates.
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Holcim-Werk in Oberdorf im Kanton Nidwalden. (Symbolbild)
Der bisherige Verwaltungsratspräsident Beat Hess stellt sich an der Generalversammlung im Mai 2023 nicht zur Wiederwahl. Er wird heuer 74 Jahre alt. Das Aufsichtsgremium plane nun, Jan Jenisch als Nachfolger von Hess vorzuschlagen, teilte Holcim am Freitag mit.
Jan Jenisch werde seine Tätigkeit als CEO für eine begrenzte Zeit fortsetzen. «Sein Nachfolger wird innerhalb der nächsten 12 Monate bekannt gegeben», hiess es weiter.
Rekordergebnis erreicht
Gemeinsam haben Hess und Jenisch das beste Ergebnis in der Firmengeschichte erreicht. Der Umsatz stieg um 8,8 Prozent auf 29,2 Milliarden Franken. Dies, obwohl Holcim grosse Zementgeschäfte in Indien und Brasilien verkauft hat. Auf vergleichbarer Basis wäre der Umsatz gar um 12,9 Prozent gestiegen.
Der wiederkehrende Betriebsgewinn EBIT kletterte um 3,0 Prozent auf 4,75 Milliarden Franken. Das ist das beste Ergebnis seit Jahren. Darin sind Restrukturierungs-, Prozess- und andere Einmalkosten sowie Wertminderungen auf Betriebsanlagen nicht enthalten.
Der Konzerngewinn schoss um 44 Prozent auf 3,31 Milliarden Franken nach oben. Dabei spülte alleine der Verkauf von Indien einen Sondergewinn von 1,5 Milliarden Franken in die Kasse. Auf der anderen Seite wurde das Ergebnis von der Busse von 778 Millionen US-Dollar des US-Justizministeriums wegen der Syrien-Affäre belastet.
Mit den Zahlen hat der Konzern die Erwartungen der Analysten übertroffen. Die Aktionäre sollen eine Dividende von 2,50 Franken je Titel erhalten. Das sind 30 Rappen mehr als im Vorjahr.
Ausbau der nachhaltigen Produkte
Zudem hat der Konzern unter der Führung von Jenisch und Hess die Expansion ins Bauzuliefergeschäft vorangetrieben und die CO2-lastige Zementproduktion zu verkleinern. Die neue Sparte Lösungen & Produkte steigerte den Umsatz dank Zukäufen um über die Hälfte auf 5,55 Milliarden Franken.
Hier hatte Holcim mehr als 5,5 Milliarden angepeilt. Aber auch aus eigener Kraft wäre die Sparte um 18,5 Prozent gewachsen. «Der Beitrag unseres Segments Lösungen & Produkte ist auf 19 Prozent des Umsatzes gestiegen, und wir haben im hochattraktiven nordamerikanischen Markt expandiert», erklärte Jenisch.
Rasanter Wandel
Zudem konnte Holcim seine Position im Bereich Nachhaltigkeit weiter ausbauen: Die CO2-Emissionen gemessen am Umsatz seien im vergangenen um 21 Prozent gesenkt worden, während das Geschäft mit klimafreundlichen Bauprodukten weiter vergrössert worden sei.
Der rasante Wandel unter Jenisch und Hess ging weiter: Insgesamt seien im vergangenen Jahr 23 Akquisitionen und Verkäufe von Firmen und Geschäftsbereichen durchgeführt worden. Sechs Übernahmen haben die Sparte Lösungen & Produkte vergrössert.
13 Ergänzungskäufe wurden in den Sparten Zuschlagsstoffe und Transportbeton getätigt. Vier Konzernbereiche wurden veräussert, allen voran das Geschäft in Indien und Brasilien.
Weitere Rekordergebnisse angestrebt
Für die Zukunft zeigt sich Holcim optimistisch: Im laufenden Jahr soll der Nettoumsatz um 3 bis 5 Prozent wachsen. Der wiederkehrende EBIT auf vergleichbarer Basis soll dabei überproportional zulegen. Der Free Cashflow nach Leasingverhältnissen werde in Höhe von rund 3 Milliarden Franken erwartet.
«Wir sind mit hohem Tempo ins Jahr 2023 gestartet. In den ersten beiden Monaten des Jahres haben wir bereits sieben Übernahmen getätigt. Dazu gehört Duro-Last, ein führender Anbieter von Dachsystemen im besonders attraktiven nordamerikanischen Markt. Darüber hinaus haben wir das führende deutsche Unternehmen FDT erworben», erklärte Jenisch weiter.
Nach der Übernahme von Duro-Last steuert der Bereich Bedachungen und Dämmung 2023 auf einen Pro-forma-Umsatz von 4 Milliarden Dollar zu. «Das entspricht 10 Prozent des 40 Milliarden Dollar schweren nordamerikanischen Bedachungsmarkts», schrieb Holcim.
In diesem schnell wachsenden Markt konzentriere sich Holcim auf die attraktivsten Segmente, die eine überproportionale Profitabilität bieten würden. Darunter seien selbsthaftende Membranen oder rezyklierbare Dachschindeln. Im gesamten Bedachungsgeschäft hat Holcim 2022 eine Marge des wiederkehrenden EBIT von 19 Prozent erzielt. (awp sda)