13:23 BAUBRANCHE

Gütertransport: Cargo Sous Terrain in Japan?

Teaserbild-Quelle: Generiert mit ChatGPT

Die japanische Regierung will mit automatisierten, emissionsfreien Logistikverbindungen den Güterverkehr im Land entlasten. Möglich wären etwa unterirdische Tunnel oder Mittelstreifen für Güter an Schnellstrassen.  

KI Bild Logistiksystem Japan

Quelle: Generiert mit ChatGPT

Die japanische Regierung will mit automatisierten Logistikverbindungen den Güterverkehr im Land entlasten.

Das Konzept mutet ähnlich an wie das geplante Logistikprojekt «Cargo Sous Terrain» (CST), mit dem bis 2031 quer durch die Schweiz ein unterirdischer Tunnel für den Güterverkehr entstehen sollte. Das Vorhaben hierzulande ist derzeit aber blockiert. Dies unter anderem wegen Verzögerungen im Bewilligungsverfahren und wegen Kritik an der Streckenplanung aus betroffenen Kantonen und Gemeinden.  

Aktuell prüft der Verwaltungsrat der CST AG alle Parameter des Projektes nochmals. Logistik- und Marktanforderungen, die Streckenplanung, Hubstandorte sowie die Finanzierung und Technologie sollen im Dialog mit den wesentlichen Anspruchsgruppen erneut angeschaut werden. Die definitiven Bewilligungsunterlagen können damit laut der CST nicht wie geplant 2025 eingereicht werden.

Cargo Sous Terrain in Japan?

Während sich das Schweizer Güterverkehrsprojekt mit hohen Hürden konfrontiert sieht, gibt es in Japan Ansätze für ein ähnliches Vorhaben. Anders als hierzulande werden die Pläne dort aber nicht privatwirtschaftlich getragen: Der Vorschlag stammt von einem Expertengremium des Ministeriums für Land, Infrastruktur, Verkehr und Tourismus. 

Hintergrund des neuen Logistiksystems sind die stark gestiegenen Paketzustellungen in Japan. Diese haben sich laut einem Bericht von «The Japan News» in den letzten 30 Jahren im Zuge von Online-Shopping verdoppelt. Rund 30 Prozent der Pakete sollen bis 2030 aufgrund von Arbeitskräftemangel nicht zugestellt werden können. 

Das Gremium führt seit Februar Gespräche im Zusammenhang mit dem neuen Logistiksystem. Konkret schlägt es die Entwicklung automatisierter Logistikverbindungen vor, die Güter auf Fliessbändern auf Mittelstreifen oder durch unterirdische Tunnel entlang von Schnellstrassen transportieren. Damit soll die Frachtmenge abgedeckt werden, die täglich von im Schnitt 25’000 Lkw-Fahrern befördert wird. 

Zum Einsatz kämen auf diesen Logistikverbindungen Paletten oder automatisierte Wagen, die bis zu einer Tonne an kleinen Gütern transportieren können. Darunter Produkte aus der Agrarwirtschaft und der Fischerei sowie Güter des täglichen Bedarfs. Laut einem im Juni veröffentlichten Zwischenbericht soll 2034 eine Strecke zwischen Tokio und Osaka in Betrieb gehen – die Distanz von Stadt zu Stadt beträgt rund 500 Kilometer. 

Grafik Logistiksystem Japan

Quelle: The Yomiuri Shinbun

Grafik zu den vorgeschlagenen Logistikverbindungen. Güter sollen auf Mittelstreifen oder durch unterirdische Tunnel entlang von Schnellstrassen transportiert werden.

Kosten als grösste Herausforderung

Die grösste Herausforderung des Logistikprojekts sind die Kosten. Gemäss einer Umfrage unter Bauunternehmen würden die Kosten für den Bau eines unterirdischen Tunnels zwischen 7 Milliarden und 80 Milliarden Yen pro zehn Kilometer liegen – umgerechnet 40 bis 468 Millionen Franken. Eine Strecke von Tokio bis Osaka würde damit laut einem Artikel des Newsportals  «The Japan News» 3,7 Billionen Yen kosten (23 Milliarden Franken).

Für eine oberirdische Verbindung ging das Ministerium im Jahr 2000 – die Planungsarbeiten für das Logistikprojekt reichen sehr weit zurück – von Baukosten in der Höhe von 25,4 Milliarden Yen pro zehn Kilometer aus (rund 149 Millionen Franken). Nach Angaben aus dem Zwischenbericht ist auch vorgesehen, dass Gespräche über die Nutzung des privaten Sektors und zur Finanzierung des Projekts geführt werden.

Dazu soll eine Organisation gegründet werden, damit sich eine Vielzahl von Unternehmen am Projekt beteiligen kann. «Das Projekt wird nicht nur die Logistikkrise lösen, sondern auch zur Verringerung der Treibhausgasemissionen beitragen», sagte der Minister für Land, Infrastruktur, Verkehr und Tourismus, Tetsuo Saito. «Wir möchten die Gespräche zu diesem Thema zügig fortsetzen.» (pb)

Zum Bericht von «The Japan News»: 
japannews.yomiuri.co.jp/business/economy/20240623-193996

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