Fortifikation Hauenstein: Rettung auf die lange Bank geschoben
Die 100 Jahre alte Fortifikation Hauenstein verfällt unaufhaltsam. Der Baselbieter Regierungsrat zeigt wenig Interesse an der Erhaltung der Militäranlage auf den Jurahöhen.
Quelle: Paebi, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Common
Fortifikation Hauenstein: Schützengalerie auf der Lauchfluh.
Sie bildete im Ersten Weltkrieg eine der drei wichtigsten Verteidigungslinien der Schweizer Armee. Die auf den Jurahöhen erbaute Fortifikation Hauenstein sollte damals den Oberen und Unteren Hauenstein wie auch den Eisenbahnknotenpunkt Olten schützen, um so einen feindlichen Einfall ins Mittelland zu verhindern. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie endgültig aufgegeben.
Seither wurde die Fortifikation Hauenstein dem Verfall überlassen. Der Baselbieter CVP-Landrat Pascal Ryf will die historische Wehranlage retten. Vor fast zwei Jahren reichte er im Kantonsparlament einen Vorstoss ein. Damit wollte er den Regierungsrat beauftragen, in einem Massnahmenplan darzulegen, wie das 100 Jahre alte Bauwerk langfristig erhalten werden kann.
Unterschutzstellung verlangt
Ausserdem solle der Kanton an den Bund gelangen, damit die Fortifikation ins Schweizerische Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung aufgenommen wird, forderte Ryf. Heute seien die noch sichtbaren Schützengräben und Unterstände teilweise bereits mit Erde, Steinen und Laub aufgefüllt, und die Stützmauern aus Bruchsteinen und die betonierten Unterstände brächen ein, schrieb er in seinem Vorstoss. Werde jetzt nichts unternommen, werde diese einmalige Anlage unaufhaltsam zerstört.
Quelle: Paebi, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons
Fortifikation Hauenstein: Beobachtungsposten Belchenfluh.
Bei der Regierung hält sich offenbar die Begeisterung für das Anliegen in engen Grenzen. Der Regierungsrat anerkennt zwar «grundsätzlich die grosse Bedeutung der Fortifikation Hauenstein als Zeitzeuge der jüngeren Geschichte der Schweiz und insbesondere des Kantons Basel-Landschaft», wie er in seinem soeben veröffentlichten Bericht an das Kantonsparlament schreibt. Man wolle «prüfen», ob den zuständigen Stellen die Aufnahme in das Schweizerische Inventar der Kulturgüter beantragt werden soll.
Dokumentation für 90 000 Franken nötig
Zuerst müsse aber eine Dokumentation vorliegen, die sowohl für eine Unterschutzstellung als auch für die Erarbeitung eines Massnahmenplans notwendig sei. Für die Erstellung dieser Dokumentation müssten rund 90 000 Franken aufgewendet werden. Dieser Betrag würde es der zuständigen Fachstelle ermöglichen, ein externes Büro mit der Bestandsaufnahme, der Erarbeitung der Anlagegeschichte und der Bewertung zu beauftragen.
Der Regierungsrat werde im Rahmen des Aufgaben- und Finanzplans 2021-2024 «prüfen», ob die nötigen Mittel dafür eingeplant werden können. Gleichzeitig müsste die Frage der Eigentümerschaften und Unterhaltspflichten geklärt werden. Es sei nicht auszuschliessen, dass der Kanton einen Teil der Anlagen erwerben müsste, um den Schutz sicherzustellen.
Potenzial als Touristenattraktion
Die Dokumentation ist laut der Regierung auch nötig, falls die Fortifikation Hauenstein zukünftig auch als Ausflugsziel oder als touristische Attraktion genutzt werden soll. Nach der Ansicht von Pascal Ryf birgt die alte Militäranlage ein erhebliches Potenzial als Touristenattraktion. Sie liegt entlang zahlreicher Wanderwege, mehrere gut eingerichtete Feuerstellen mit Sitzbänken sind vorhanden. Der Beobachtungsposten Lauchfluh ist ein beliebter Aussichtspunkt, auch wenn der schmale Zugang an der Felskante gesichert werden müsste. (bb)