Vigier schliesst Zusammenhang mit Fischsterben im Blausee aus
Das Baustoffunternehmen Vigier schliesst einen Zusammenhang zwischen dem Wasserausfluss aus dem Steinbruch Mitholz und Fischsterben in einer nahen Fischzuchtanlage aus. Die Betreiber der Fischzucht weisen dies vehement zurück.
Quelle: Barbara Steinemann wikimedia CC BY-SA 4.0
Blausee in der Gemeinde Kandergrund. (Symbolbild)
Das Baustoffunternehmen Vigier schliesst einen Zusammenhang
zwischen dem Wasserausfluss aus dem Steinbruch Mitholz und Fischsterben in
einer nahen Fischzuchtanlage aus. Die Betreiber der Fischzucht weisen dies
vehement zurück.
Die Fischzucht gehört zum Ausflugsziel Blausee, hinter dem
das illustre Trio mit alt Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand, Swiss
Economic Gründer Stefan Linder und Reisebüroinhaber André Lüthi steht.
Sie waren es, die vor über einem Jahr mutmassliche
Missstände im nahen Steinbruch und Hartschotterwerk, das zur Vigier Holding
gehört, anprangerten. Von dort seien Giftstoffe in die Fischzuchtanlage
ausgeschwemmt worden und hätten zu mehreren Fischsterben geführt.
Seither tobt eine Gutachter-Schlacht um den Umweltskandal im
Kandertal. Am Donnerstag lud Baustoffhersteller Vigier die Medien zur
Besichtigung des Steinbruchs. Die Verantwortlichen wehrten sich gegen die von
der Blausee AG vorgebrachten Vorwürfe.
Vergiftung von Fischen ausgeschlossen
Um Klarheit über die Grundwasserverhältnisse rund um das
Areal des Steinbruchs zu erhalten, seien verschiedene Experten beauftragt
worden, den Wasserfluss zwischen dem Steinbruch und dem anderthalb Kilometer
entfernten Blausee zu untersuchen, sagte Bruno Kiefer vom Mutterhaus Vigier am
Donnerstag bei einem Medienrundgang.
Hydrologische Gutachten und Markierversuche hätten gezeigt,
dass nur rund ein Prozent der im Areal eingebrachten Stoffe in den Blausee
gelangten. Diese Stoffe würden darüber hinaus im Verhältnis von 1:50 bis 1:100
mit Grundwasser verdünnt. Eine Vergiftung von Fischen sei dadurch
ausgeschlossen.
Vigier stützt sich ausserdem auf ein fischbiologisches
Gutachten. Laut Kiefer war die Konzentration der in den verendeten Fischen
gemessenen Stoffe nicht giftig. Und die in den Fischen festgestellten Stoffe
entsprachen nicht jenen, die bei Wasserproben gefunden wurden.
Seit September 2020 werden nun alle zwei Wochen Wasserproben
genommen. Diese waren nach Angaben des Vigier-Verantwortlichen stets
unbedenklich ausgefallen.
Kontaminiertes Material im Boden
Untersucht haben die Verantwortlichen des Steinbruchs nicht
nur das Wasser, sondern auch Bodenproben in Ablagerungen, bei denen Anhaltspunkte
bestanden, dass sie «vermutlich mit krimineller Energie» falsch deklariert
angeliefert worden waren, wie Kiefer sagte.
Im südlichen Teil des Steinbruchs wurden 27 Bohrungen bis in
zehn Meter tiefe durchgeführt und über 120 Proben entnommen. Die Untersuchungen
ergaben, dass lokal begrenzter Sanierungsbedarf besteht. Rund 4000 Tonnen
Material müssen ausgebaut werden. Etwa zehn bis 15 Prozent davon könnte
kontaminiert sein, schätzte Marcel Rychen, Verwaltungsratspräsident des
Steinbruch- und Hartschotterwerks.
Zusätzliche Bohrungen wurden auch in den nördlichen
Auffüllungen des Steinbruchs untersucht. Dort gebe es keinen Sanierungsbedarf, führte
Rychen aus. Die Sanierungsarbeiten sollten, je nach Wetter, bis Ende Jahr
abgeschlossen sein. Wie viel die Sanierung kostet, gab Vigier nicht bekannt.
Kiefer sprach von einem sechsstelligen Betrag.
Fischzucht-Betreiber weisen Erkenntnisse zurück
Die Blausee AG hat am Donnerstag die vom Baustoffhersteller
Vigier präsentierten Erkenntnisse umgehend als «Schutzbehauptungen» und
«Vernebelung des Sachverhalts» zurückgewiesen.
Nicht die Ablagerungen im Süden des Steinbruchs, sondern der
Abbau in der Grube Nord sei während Jahren zu tief erfolgt und habe zu einem
offenen Grundwassersee geführt. Dorthin seien nachweislich Trübstoffe und an
sie gebundene Schadstoffe der illegalen Ablagerungen gelangt, schreibt die AG
in einer Medienmitteilung.
Die Blausee AG hält an ihrer Sicht fest und vermutet einen
Zusammenhang zu mutmasslich illegalen Materialablagerungen aus dem
Lötschberg-Scheiteltunnel. Die BLS soll seit 2012 Altschotter nach Mitholz
geliefert haben. Unterdessen ist publik geworden, dass auch Betonschlamm
mutmasslich unrechtmässig nach Mitholz kam.
Im Zusammenhang mit den Vorfällen im Steinbruch und am Blausee sind mehrere Rechtsverfahren hängig. Es gilt die Unschuldsvermutung. (sda/pb)