Firmenkonkurse erreichten 2024 in der Schweiz Höchststand
Letztes Jahr sind in der Schweiz deutlich mehr Firmen Konkurs gegangen als 2023. Die Zahl der Firmenpleiten erreichte 2024 sogar einen neuen Höchststand. Dies geht aus einer Mitteilung des Gläubigerverbands Creditreform von heute Freitag mit. Allerdings: Letztes Jahr sind auch mehr Firmen gegründet worden.
Quelle: mai / ChatGPT
In der Schweiz sind die Firmenkonkurse 2024 stark angestiegen.
Die Schweizer Wirtschaft habe 2024 ein moderates Wachstum von etwa 1.2 % gezeigt, was deutlich unter dem langfristigen Durchschnitt liege, schreibt Creditreform. Während der Dienstleistungssektor, insbesondere Tourismus und Finanzdienstleistungen, positive Impulse gesetzt hätten, sei die Industrie aufgrund schwacher internationaler Nachfrage und steigender Produktionskosten stagniert. Negativ ausgewirkt haben sich auch geopolitische Unsicherheiten und eine schleppende Erholung der Weltwirtschaft, welche die Exporte belasteten, insbesondere nach Deutschland und China, zwei der wichtigsten Handelspartner.
Parallel dazu ist der Im Inland der private Konsum solide geblieben, Dank einer niedrigen Arbeitslosenquote und stabilen Löhnen. Allerdings machten sich in vielen Haushalte steigende Lebenshaltungskosten bemerkbar, vor allem beim Strom und den Mieten. Dabei hielt die Schweizerische Nationalbank (SNB) an einer restriktiven Geldpolitik fest, um die Inflation weiter zu bekämpfen, insbesondere mit Leitzinssenkungen.
Über 11'500 Firmenkonkurse im 21024
Derweil hat sich in der Schweiz 2024 die Zahl der Firmenkonkurse im Gesamtjahr 2024 um 15 Prozent auf 11'506 erhöht. Besonders deutlich kletterte die Zahl der reinen Firmeninsolvenzen (+18%), also der Konkurspublikationen infolge von Überschuldung. Derweil stiegen die Konkurspublikationen aufgrund von Mängeln in der Organisation um 6,6 Prozent an.
Sehr hoch war die Zunahme in den Kantonen Nidwalden, Appenzell Innerrhoden und Graubünden. Erklärbar sei dies sicher mit der eher geringen Anzahl an Konkursen, wodurch eine Zunahme prozentual ausgedrückt sehr hoch sei, schreibt Creditreform. Aber auch in Kantonen, die über Jahre eine hohe Anzahl Konkurse verzeichnen, war die Zunahme laut Creditreform enorm; dies gilt etwa für Zug, Genf, Schwyz und das Waadtland.
Rund ein Fünftel der Konkurse betrifft die Baubranche
Nach Branchen betrachtet gab es die meisten Konkurse in der Baubranche, sie machen 22 Prozent von allen Konkursen aus. Je 18 Prozent der Konkurse entfielen auf den Handel und den Bereich «Dienstleistungen für Unternehmen». An dritter Stelle folgt das Gastgewerbe mit einem Anteil von 11 Prozent. Für 2025 rechnen die Creditreform-Experten erneut mit einer Zunahme der Konkurse. Ein Grund dafür sei eine Änderung beim Bundesgesetz über Schuldbetreibung und Konkurs, die seit Jahresbeginn in Kraft ist. Demnach müssen neu auch Steuern, Abgaben oder andere im öffentlichen Recht begründete Leistungen auf dem Weg der Konkursbetreibung eingefordert werden und nicht mehr durch Betreibung auf Pfändung.
53'000 Firmen neu im Handelsregister registriert
Nicht nur die Zahl der Firmenpleiten ist im vergangenen Jahr gewachsen, auch jene zu den Neugründungen. Wie das Institut für Jungunternehmen (IFJ) bereits am Dienstag mitteilte, wurden im 2024 knapp 53'000 Firmen neu im Handelsregister registriert. Das waren über 2 Prozent mehr als im 2023. Die IFJ-Angaben decken sich mit jenen der Creditreform, die ebenfalls knapp 53'000 Neugründungen zählt. Allerdings werde das Bild durch die um 6,1 Prozent auf 32'618 gestiegenen Handelsregister-Löschungen getrübt. Somit resultiere unter dem Strich bei den Bewegungen im Handelsregister netto ein Minus von 2,5 Prozent.
Bei den Gründungen stammt ein Viertel aus dem Bereich "Dienstleistungen für Unternehmen". Der gesamte tertiäre Sektor respektive der Dienstleistungsbereich inklusive Gastronomie und Handel, macht dabei über 70 Prozent der Gründungen aus. Auf das verarbeitende Gewerbe und den Bau zusammen entfallen rund 17 Prozent der Neugründungen.
Auch die Anzahl Privatinsolvenzen ist angestiegen
Allerdings sind letztes Jahr gingen nicht nur mehr Firmen, sondern auch mehr Privatpersonen Konkurs gegangen. Laut Creditreform legte die Zahl der Privatkonkurse um 6,2 Prozent auf 8779 zu. Während in den letzten Jahren vor allem die Konkurspublikationen über gestorbene Personen zugenommen hätten, sei zuletzt ein deutlicher Zuwachs von Publikationen lebender Personen zu verzeichnen. Wie Creditreform schreibt, könnten die erwähnten Rahmenbedingungen auch 2025 dazu beitragen, dass die Zahl der Konkurse von Privatpersonen weiter steigt. (awp sda/mgt/mai)