Energie: Die BKW räumt das Dienstleistungsgeschäft auf
Beim Dienstleistungsgeschäft geht die BKW über die Bücher: Unter Robert Itschner wendet sich das Management vom Netzwerk-Ansatz von Itschners Vorgängerin ab. In Zukunft dürften die Firmen deutlich weniger eigenständig wirtschaften.
Die Ertragskraft ist laut BKW-Chef Robert Itschner ungenügend. Wie er an der Bilanzmedienkonferenz in Zürich erklärte, habe man daher im vierten Quartal einen sehr tiefen Blick ins Portfolio geworfen. Ein daraus resultierendes "2-Jahres-Fitnessprogramm" - so nannte es der BKW-CEO - hatte nun im Jahresabschluss 2023 Abschreiber bei Projekten und anderen Wertminderungen in der Höhe von insgesamt 90 Millionen Franken zur Folge. Damit fiel der Dienstleitungsbereich in die roten Zahlen: Der EBIT lag bei -40 Millionen nach einem Plus von 53 Millionen im Vorjahr.
Die Sparte war starken Konjunkturschwankungen, höheren Materialpreisen und schwierigen Lieferkettenbedingungen ausgesetzt. Die Probleme waren allerdings auch hausgemacht: Es hätten nicht überall die gleichen Massstäbe gegolten, so Itschner. Investiert werde nun erst wieder, wenn eine Gesellschaft profitabel ist. Zudem sollen über den gesamten Bereich viel mehr Synergien geschaffen werden. Das Mass der Zentralisierung hänge dabei aber stark von den unterschiedlichen Bereichen innerhalb des Dienstleistungsgeschäfts ab. Es solle aber volle Transparenz bei den Zahlen geben und möglichst viel Effizienz, sagte Itschner.
Unter seiner langjährigen Vorgängerin Suzanne Thoma - sie ist im Oktober 2022 von Itschner abgelöst worden - hatte der Berner Energiekonzern im Dienstleistungsbereich über Jahre aggressiv zugekauft. Das ging so weit, dass die BKW am Ende sogar einen grösseren IT-Dienstleister übernahm. Positiv formuliert ist ein "Potpourri" entstanden, die negative Formulierung wäre wohl "Kraut und Rüben". Itschner sagte bereits kurz nach seinem Amtsantritt, im Dienstleistungsbereich solle nun ein stärkerer Fokus auf das organische Wachstum gelegt werden.
Kein Stellenabbau im grossen Stil
Zu
einem Stellenabbau im grossen Stil soll es aber nicht kommen: Es sei
nach wie vor kein gruppenweites Restrukturierungsprogramm geplant, sagte
Itschner. Punktuell komme es zwar zu Anpassungen bei den Kapazitäten
der einzelnen Tochtergesellschaften, sagte er auf die Frage nach einem
möglichen Stellenabbau. Dafür würden aber auch anderswo wieder
Ressourcen aufgebaut. Von den 12'000
BKW-Mitarbeitern Ende 2023 sind über 9500 im tiefmargigen Dienstleistungsgeschäft tätig.
Im laufenden Jahr will die BKW in der Sparte mindestens wieder eine Marge wie im Jahr 2022 erreichen und auch an das Ergebnis aus dem Jahr anknüpfen, wo diese bei 3 Prozent lag. Die Unternehmensprognose für das laufende Jahr im Dienstleistungsgeschäft sei "kein Homerun". Aber es bleibe noch "harte Arbeit" bis Ende Jahr. An den mittelfristigen Ambitionen habe sich indes nichts geändert. Zuletzt hatte der Berner Energieversorger eine EBIT-Marge im Dienstleistungsbereich von 8 Prozent in Aussicht gestellt.
Strategie-Update im November
Gruppenweit
ist es nach den Turbulenzen an den Energiemärkten und dem
Ergebnis-Rekordjahr 2022 zu einer Normalisierung der Finanzzahlen
gekommen. Die Gesamtleistung ging 2023 im Vergleich zum Vorjahr um 12
Prozent zurück auf 4,60 Milliarden Franken. Unter dem Strich blieb ein
um 15 Prozent tieferer Gewinn von 488 Millionen Franken. Es sei das
zweitbeste Betriebsergebnis in der Geschichte des
Unternehmens - nach
dem ausserordentlichen Vorjahr, teilt die BKW mit. Anfang November will
die Gesellschaft an einem Investorentag ein Strategie-Update liefern. (awp/sda/mai)