E-Mobilität: Mix aus Ladeoptionen soll Lade-Bedarf decken
Das Bundesamt für Energie (BFE) rechnet für 2035 mit 2,8 Millionen Elektrofahrzeugen auf Schweizer Strassen. Es braucht daher laut einer BFE-Studie einen Mix verschiedener Ladeoptionen. Private Ladestationen sollen dabei aber Priorität haben.
Quelle: JoachimKohler-HB - Own work wikimedia CC BY-SA 4.0
Laut der BFE-Studie braucht es bis 2035 bis zu zwei Millionen private Ladepunkte in der Schweiz. Im Bild: Eine E-Ladestation in Winterthur ZH.
2050 soll batterie-elektrisch der klar dominierende Antrieb bei Personenwagen sein, heisst es in einer Mitteilung des Bundesamtes für Energie (BFE) von Mittwoch. Bislang fehlte es jedoch an
In rund zwölf Jahren müsse der Aufbau der Ladeinfrastruktur weitgehend abgeschlossen sein, teilte das BFE am Mittwoch mit. Bereits 2035 könnten nämlich über die Hälfte aller Personenwagen in der Schweiz Steckerfahrzeuge sein. Und 2050 sollte batterie-elektrisch der klar dominierende Antrieb bei Personenwagen sein.
Mix an Ladeoptionen
Laut dem BFE liegt mit der Studie «Verständnis Ladeinfrastruktur 2050» nun erstmals eine Gesamtsicht vor, bei der Ansichten von 51 relevanten Organisationen (Auto, Immobilien, Energie, Verwaltung) eingeflossen sind.
Klar sei, dass Thesen wie «Der Markt regelt es» oder «Tankstellen mussten auch nicht herbeigeplant werden» beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge zu kurz greifen würden. Die Entwicklung des Ladenetzes sei komplexer. Es brauche einen Mix an Ladeoptionen, nämlich Laden zuhause, am Arbeitsplatz, im Quartier, am Zielort und Schnell-Laden.
Bis zu zwei Millionen private Ladestationen
Elektrofahrzeuge sollen gemäss der Studie, wenn immer möglich, an privaten Ladestationen auf bestehenden Abstellplätzen zuhause laden können. Das bedeute, dass bis 2035 bis zu zwei Millionen private Ladepunkte in der Schweiz entstehen sollten. Der Aufbau der privaten Ladeinfrastruktur in Gebäuden sei aber kein Selbstläufer. Neben Anreizen brauche es Planungs- und Investitionssicherheit.
Für Fahrzeughalter ohne Lademöglichkeit zu Hause oder am Arbeitsplatz – die Studie rechnet für 2035 mit 400'000 bis 1'000'000 solcher Steckerfahrzeuge – braucht es ein allgemein zugängliches Ladenetz möglichst in der Nähe des Wohnorts. Bis 2035 würden daher bis zu 84'000 allgemein zugängliche Ladepunkte benötigt. Der Bedarf werde regional unterschiedlich sein. Aktuell gibt es gemäss Mitteilung knapp 10'000 allgemein zugängliche Ladestationen.
Höherer Strombedarf
Da die Elektrifizierung der Personenwagen schneller als angenommen voranschreitet, wird der Strombedarf auch höher sein, als bisher angenommen. Die Studie rechnet mit einem Strombedarf von 7,3 Terawattstunden (TWh) für 2035. In den Energieperspektiven 2050+ war noch von 4,1 TWh für die Elektromobilität ausgegangen worden.
Die Studie «Verständnis Ladeinfrastruktur 2050» basiert gemäss Mitteilung auf den Verkehrsperspektiven 2050 des UVEK und modelliert verschiedene Aspekte der Elektromobilität (Nutzertypen, Strombedarf, Ladeleistung, Ladeverhalten, Jahresfahrleistung, Reichweite) in drei verschiedenen Ladewelten. (pb/mgt/sda)
Neuer Leitfaden zum Laden in Mietobjekten
Da das Laden zuhause in Zukunft eine zentrale Rolle spielt, gilt laut BFE dem Ausbau der Infrastruktur am Wohnort ein besonderes Augenmerk. Anders als Eigenheimbesitzer seien Mieter dabei auf den «Goodwill» der Vermieterschaft angewiesen. Der neue Leitfaden für Mietobjekte soll laut dem Bundesamt hier als eine Orientierung dienen.
Initiiert und ausgearbeitet wurde der Leitfaden von Swiss eMobility mit Unterstützung von EnergieSchweiz, dem Programm des BFE für erneuerbare Energien und Energieeffizienz. In Zusammenarbeit mit der Roadmap Elektromobilität (Verwaltung, Auto-, Elektro-, Strom- und Immobilienbranche) sowie zentralen Akteuren der Immobilienbranche (SVIT, Hauseigentümer- sowie Mieterinnen und Mieterverband) sei ein breit abgestützter Leitfaden für Eigentümerschaften und Verwaltungen von vermieteten Mehrparteiengebäuden entstanden.
Der Leitfaden zeigt auf, was geeignete und zukunftssichere Ladeinfrastrukturen für Mehrparteiengebäude auszeichnet und beschreibt Schritt für Schritt das Vorgehen bei der Umsetzung einer Ladeanlage. Anhand einer Checkliste kann ein Elektromobilitätskonzept zusammengestellt werden, welches die wichtigsten Überlegungen und Entscheide aus Sicht der Eigentümerschaft oder der Verwaltung zusammenfasst, wie die Anzahl Ladestationen, die Beschaffungs- und Bewirtschaftungsorganisation oder die Finanzierung und Abrechnung an die Mieterschaft.
Schliesslich beinhaltet der Leitfaden rechtliche Rahmenbedingungen und Vorgaben, welche in der Schweiz im Zusammenhang mit der Erstellung und dem Betrieb einer Ladeinfrastruktur berücksichtigt werden müssen. Für Miteigentümer- resp. Stockwerkeigentümerschaften und deren Verwaltungen wird zudem in Kürze ein separater Leitfaden publiziert. (mgt/pb)
Zum Leitfaden unter: www.newsd.admin.ch
Info-Webseite zu Ladeinfrastruktur
Informationen und Hilfestellungen im Zusammenhang mit der Planung und Realisierung von Ladeinfrastruktur sind zudem auf dem neuen Portal Laden-Punkt.ch von EnergieSchweiz zu finden. Das Programm vermittelt Wissen, fördert innovative Projekte und bringt Akteure unter anderem im Rahmen von Fachveranstaltungen zusammen. Ziel ist es, diese Akteure (Immobilienwirtschaft, Planer, Energieversorgungsunternehmen, Anbieter von Ladestationen, Kantone, Gemeinden und Unternehmen) zu motivieren, selbst aktiv zu werden. (mgt/pb)
Zur Webseite: www.laden-punkt.ch/de/home