SNB-Direktorin Maechler mahnt zur Vorsicht bei Renditeliegenschaften
«Im Moment gibt es in der Schweiz keine besondere Teuerungsdynamik. Für das laufende Jahr rechnen wir mit 0,6 Prozent Inflation», sagte Andréa Maechler, Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in einem Interview mit der «Handelszeitung». Auch für das nächste Jahr sehe die Nationalbank bei der Inflation wenig Schwung. Im Zusammenhang mit möglichen Interventionen ins Zinsgefüge legen die Notenbanken jeweils ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der Inflation. Diese hat die SNB in ihrer Lagebeurteilung vertieft analysiert.
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Symbolbild.
Entscheidend bei den Zinsen sei die gesamthafte Betrachtung der Teuerungs- und Wirtschaftsentwicklung. «Und hier wäre eine verführte Zinsanhebung kontraproduktiv», so Maechler. «Das Wachstum ist robust, aber von einer Überhitzung sind wir weit entfernt.»Zwar seien die USA bei ihren Zinszyklen einige Stufen weiter, doch gehe auch die amerikanische Zentralbank (Fed) nur graduell voran.
Falls die SNB jetzt ihre expansive Geldpolitik beenden würde, wäre das Risiko gross, dass die günstige Entwicklung gefährdet werden könnte. In der Schweiz gebe es trotz des Wachstums noch Faktoren, welche dämpfend auf die Teuerung wirkten. So sei der Franken immer noch hoch bewertet.
Die Lage auf den Devisenmärkten bleibe fragil, zumal wegen der Abschwächung des Dollars der Franken in den letzten Monaten wieder etwas stärker geworden sei. Es sei zudem kaum absehbar, dass sich an der Nachfrage nach Franken fundamental etwas ändern werde. Und mit Blick auf den Wohnungsbau sagte Maechler: «Es ist klar, dass etwa bei den Wohnrenditeliegenschaften zunehmend Risiken bestehen und dass mit Preisschwankungen zu rechnen ist.»
Die SNB-Direktorin äussert sich im Interview auch zur Grösse der SNB-Bilanz. «Wir haben noch Spielraum. Und zwar in beide Richtungen», sagte Maechler. Die Grösse der Bilanz sei das Ergebnis ausserordentlicher geldpolitischer Massnahmen. Ohne die Interventionen am Devisenmarkt in diesem Ausmass wäre die Schweizer Wirtschaft in einer völlig anderen Lage. Den Umfang der Bilanz erachte die SNB nicht als ein Problem für die Geldpolitik. Allerdings könnten sich aufgrund der Grösse auch Ertragsschwankungen ergeben. (sts)