Deutsches Bauhauptgewerbe: Jeder vierte denkt an Ausstieg oder Jobwechsel
Jeder vierte, der in Deutschland in der Baubranche arbeitet, plant in „näherer Zukunft“ den Arbeitgeber oder gar die Branche zu wechseln. Das zeigt eine Umfrage bei 3052 Berufsleuten, die von der Universität Duisburg in Zusammenarbeit mit der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) durchgeführt worden ist.
Dies, obwohl das Bauhauptgewerbe mit über 900‘000 Beschäftigten in Deutschland als eine der wichtigsten Branchen gilt. Bei über der Hälfte derjenigen, die im Bau tätig sind, handelt es sich um Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung.
Die Befragten beschreiben laut Medienmitteilung ihren Beruf als abwechslungsreich, vielfältig und lernförderlich und schätzten die Entscheidungsspielräumen. Die hohe körperliche Belastung und die Verdichtung der Arbeit im Zuge neuer Technologien, erachten sie als negativ. Zudem bereitet einem hohen Anteil der Befragten der Fachkräftemangel Sorgen, der je nachdem auch im eigenen Arbeitsumfeld spürbar ist.
Vor diesem Hintergrund seien die Aussichten für die eigentlich auftragsmässig gut aufgestellte Branche eher schlecht, wird in der Medienmitteilung der Universität festgehalten. Hinzu kommt, dass es noch bis vor kurzem in Deutschlands Bauhauptgewerbe einen Branchenmindestlohn gegeben hat; Nach einem halben Jahr andauernden Verhandlungen, ist er seit wenigen Tagen Geschichte. Er betrug 12,85 Euro respektive 15,70 Euro. Ihr Nein zum Mindestlohn erklären Arbeitgeberverbände mit der unter anderem vom Ukrainekrieg und von der Coronapandemie verursachten, unsicheren Wirtschaftslage.
Kein Branchen-Mindestlohn mehr für Bauleute
Die Studienautoren befürchten, dass der Ausstieg der Arbeitgeber aus dem
Branchen-Mindestlohn den Druck auf die Löhne erhöht. Das werde die
Attraktivität der Baubranche insbesondere für gut ausgebildete Beschäftigte
oder hoch motivierte Auszubildende weiter schmälern, warnen sie. Gemäss Umfrage
sind es vor allem die jungen, gut ausgebildeten Kräfte, welche die Stelle
wechseln, wenn sie mit den Arbeitsbedingungen unzufrieden sind.
Einen Lichtblick sehen sie dennoch. Beim Wettbewerb um gute Arbeitskräfte haben
es die Arbeitgeber laut Studienautoren bis zu einem gewissen Grad auch selbst
in der Hand, gute Kräfte im Betrieb zu halten: Beschäftigte, die ihren Betrieb als für
die Zukunft gut aufgestellt sehen, zeigten in Umfrage „eine signifikant
geringere Wechselneigung“ als diejenigen, die diese Einschätzung nicht teilen.
(mai/mgt)