15:18 BAUBRANCHE

Der Traum vom Berner Vesta-Tempel

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Zeit seines Lebens träumte der Berner Architekt Ludwig Samuel Stürler (1768 – 1840) von der Antike. Von seinen Visionen und seinen Projekten erzählt die aktuelle Ausstellung auf Schloss Jegenstorf, dem Bernischen Museum für Wohnkultur.

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Antike Idylle: So sah der Vesta-Tempel von Tivoli zu Beginn des 19. Jahrhunderts aus.

Mitten in der französischen Revulotion studierte Ludwig Samuel Stürler an der Sorbonne in Paris Architektur. Anschliessend befasste er sich während zweier Jahre in Rom mit antiker und klassischer Architektur, die ihn beeindruckte und faszinierte. Zurück in Bern liess Ludwig Samuel Stürler nach seinen Römer Jahren seine Eindrücke und Erkenntnisse in eigene Architektur-Konzepte für öffentliche Bauten in einfliessen. Leider wurde keines seiner Projekte realisiert. Mit 37 Jahren wurde Stürler zum bernischen Steinwerkmeister gewählt. Dieses Amt, sollte er bis 1833 innehaben. Nach dem Tod seiner Gattin im Jahr 1832 zog Stürler zu seinem Sohn auf Schloss Jegenstorf, das dieser von seinem Paten kurz zuvor geerbt hatte.

Sehnsucht nach Rom

Während dieser Zeit schuf Stürler mehrere Zeichnungen aus der Vogelperspektive des Gutes und konzipierte die Loggia auf der Westseite. Dieser intensive Bezug zum Schloss Jegenstorf war Grund, in einer repräsentativen Sonderschau Stürlers akribische Landschafts- und Ruinendarstellungen sowie zahlreiche Architekturstudien, die er auf seinen Italien-Reise anfertigte, zu präsentieren. Sie veranschaulichen Stürlers Antikenbegeisterung – und darüber hinaus die „Sehnsucht nach Rom“, die viele Künstler und Architekten des 18. und frühen 19. Jahrhunderts bewegte.

Die zwei Jahre in Rom haben Stürler nachhaltig geprägt. Anhand der in Rom entstandenen Blätter lässt sich ablesen, wie er seine zu Papier gebrachten Eindrücke in eigene Visionen und Projekte für Bern einfliessen liess. Stürlers Projekte hätten durchaus Realitätsbezug, so Dieter Schnell, der die Ausstellung gemeinsam mit der Kunsthistorikerin Murielle Schlup konzipiert hat. Er habe seine Bauten ganz präzise auf ein bestehendes Gebiet und auf ein realistisches Raumprogramm hin konzipiert. Davon zeugt etwa der Situationsplan zu einem neuen Zuchthaus in Bern oder der Plan, den Vesta-Tempel von Tivoli in einer topografisch vergleichbaren Situation in Bern nachzubauen.

Kommandoposten der Schweizer Armee

Neben der Sonderausstellung ist auch das Schloss Jegenstorf einen Besuch wert: as ursprünglich mittelalterliche Schloss wurde 1720 zu einem barocken Landsitz mit prunkvollen Räumen und Park umgebaut. Vor 100 Jahren wurde es bereits aufwendig renoviert. Von 1944 bis zum Ende des zweiten Weltkrieges diente es General Henri Guisan als Kommandoposten der Schweizer Armee. Das Museum präsentiert Möbel, Gemälde, Uhren, Einrichtungsgegenstände bürgerlicher und patrizischer Haushalte des 17. bis 19. Jahrhunderts aus Stadt und Kanton Bern, sowie eine umfangreiche Sammlung von Porträts. (mai/mgt)

Die Ausstellung „Stürler in Rom. Ein Berner Architekt auf Bildungsreise 1792“ dauert vom 20. Mai bis 16. Oktober.

Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 13.30 bis 17.30 Uhr, So 11 bis 17.30 Uhr.

Adresse: Schloss Jegenstorf, General-Guisanstrasse 5, 3303 Jegenstorf

Weitere Informationen: www.schloss-jegenstorf.ch

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