Der schiefe Turm von Pisa neigt sich weniger
Der schiefe Turm von Pisa wird allmählich nicht mehr schiefer: Ein internationales Komitee, das die Stabilität des denkmalgeschützten Turms überwacht, hat festgestellt, dass sich der Turm 21 Jahre nach seiner Stabilisierung weniger neigt.
Quelle: Gemeinfrei
Der schiefe Turm von Pisa: Laut einem Komitee, welches das Wahrzeichen überwacht, hat das Bauwerk in den letzten 20 Jahren vier Zentimeter seiner Neigung verloren.
Durch sein mangelhaftes Fundament erlangte er weltweite Berühmtheit: der schiefe Turm von Pisa. Der Bau des Glockenturms des Doms von Pisa startete im Jahr 1173 in einem Gebiet, in dem der weiche, feuchte Untergrund von Anfang an eine Katastrophe bedeutete. Die Arbeiter hatten erst das dritte Stockwerk erreicht, als die Schieflage schliesslich bemerkt wurde.
Nachdem Pisa 1178 gegen den Stadtstaat Genua in den Krieg gezogen war, wurden die Bauarbeiten unterbrochen und erst 1272 wieder aufgenommen – in dieser langen Zeit hatte sich der Boden etwas stabilisiert. Ingenieure fügten daraufhin vier weitere Stockwerke und den Glockenturm hinzu und passten die Proportionen an, um die Schieflage auszugleichen. Dies, in dem eine Seite der Stockwerke höher als die andere gebaut wurde.
Turm unmittelbar einsturzgefährdet
Doch trotz aller Versuche die Neigung zu korrigieren, hielt das Absinken des Turms acht Jahrhunderte lang an. Pro Jahr nahm die Neigung schätzungsweise um einen Millimeter zu. Im Januar 1990 wurde der Turm dann schliesslich aus Sicherheitsgründen für die Öffentlichkeit geschlossen – ausgelöst durch den tödlichen Einsturz des Zivilturms in Pavia ein Jahr zuvor.
Zu diesem Zeitpunkt neigte sich der Turm in einem Winkel von 5,5 Grad und galt als «unmittelbar einsturzgefährdet». Der Turm wurde daraufhin mit einem Stahlgürtel umwickelt, verkabelt und am Boden verankert. Während er durch Drähte und Gegengewichte aus Blei stabil gehalten wurde, wurden ausserdem grosse Mengen Erdreich unter der höheren Seite abgetragen.
Quelle: Rolf Gebhardt wikimedia CC BY-SA 3.0
Eine Aufnahme von 1998 zeigt Bleigewichte, die zur Stabilisierung des Turms eingesetzt wurden.
70 Tonnen Erde abgetragen
Nach 10 Jahren Arbeit und 70 Tonnen abgetragener Erde war die Neigung des Turms auf 3,99 Prozent reduziert worden und er wurde um 44 Zentimeter aufgerichtet. Im Jahr 2001 wurde der für umgerechnet rund 2,6 Milliarden Franken neu stabilisierte Turm dann wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Seither wird das Bauwerk regelmässig von einem Komitee überwacht.
Laut der örtlichen Denkmalschutzbehörde Opera della Primaziale Pisana (OPA), die die Kontrollen finanziert, ist der Gesundheitszustand des Turms ausgezeichnet. Letzte Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich das Bauwerk seit der Stabilisierung von 2001 tatsächlich sogar leicht aufgerichtet hat. Der Turm habe in den letzten 20 Jahren vier Zentimeter seiner Neigung verloren.
Wie Nunziante Squeglia, Professor für Geotechnik an der Universität Pisa, der mit dem Komitee zusammenarbeitet, erklärt, hat die Neigung dank der Stabilisierungsarbeiten abgenommen, zusammen mit «Schwingungen, die jetzt im Durchschnitt einen halben Millimeter pro Jahr variieren». Das was am meisten zähle, die Stabilität des Glockenturms, sei zudem besser als erwartet. (mgt/pb)
Schiefster Turm der Welt steht in Deutschland
Quelle: RID Rekord-Institut für Deutschland
Neuer Rekordhalter für den schiefsten Turm der Welt: Der Glockenturm in Gau-Weinheim.
Der schiefste Turm der Welt steht aber längst nicht mehr in Pisa. Der aktuelle Rekordhalter befindet sich in Deutschland: Der Dorf-Glockenturm von Gau-Weinheim in Rheinland-Pfalz weist eine Neigung von 5,4277 Grad auf und ist vom Rekord-Institut für Deutschland (RID) kürzlich mit der Urkunde für den schiefsten Turm der Welt ausgezeichnet worden.
Der schiefe Turm von Pisa wurde jedoch bereits 2007 als Titelträger von einem Turm im ostfriesischen Suurhusen abgelöst, er neigt sich um 5,19 Grad. Das Pendant in Pisa hat nach der erfolgreichen Sanierung nun eine Schieflage von 3,97 Grad. (pb)