Das Hirn ist eingeschaltet!
Die Erdbebenkatastrophe in Japan ist für uns alle erschütternd und entsetzlich. Sie ist zum einen eine schreckliche Naturkatastrophe, welche wie in anderen Fällen eine möglichst wirkungsvolle internationale Hilfe nötig macht. Zum anderen zeigt sie in aller Deutlichkeit auf, was das sogenannte Restrisiko von AKW bedeutet. Ein Restrisiko, welches laut Exponenten der Stromlobby zwar klein ist, aber nie ganz eliminiert werden kann. Fukushima zeigt, was das wirklich heisst. Wenn diese Technologie aus dem Ruder gerät, ist sie nicht mehr beherrschbar. Keine andere Katastrophe hat ähnlich verheerende und anhaltende Auswirkungen. Dass in der Schweiz ein Erdbeben der Stärke desjenigen in Japan oder ein Tsunami mit dieser Gewalt sehr unwahrscheinlich sind, ist mir klar. Es ist mir aber egal, welche Ursache ein AKW-Unfall hätte. Allein die fehlende Beherrschbarkeit eines Super-Gaus genügt mir als Argument für einen geordneten Ausstieg aus dieser Technologie.
Der Stromlobby nahestehende Kreise bezeichnen diese Schlussfolgerung als Angstmacherei und Hysterie. Sie verlangen Besonnenheit und Abwarten, bis die Ereignisse analysiert seien. Politiker, welche zum Nachdenken über einen Ausstieg aus der Kernenergie auffordern, werden als Wendehälse beschimpft. In einer Radiodiskussion proklamierte der Chef der «Weltwoche», bevor man übereilt den Kernenergie-Ausstieg fordere, müsse das Hirn eingeschaltet werden.
Dem muss ich entgegenhalten, dass die Fachleute und Pioniere, welche die Entwicklung alternativer Energiesysteme seit Jahrzehnten vorantreiben und den Einsatz erneuerbarer Energien mit innovativen Konzepten und Produkten realisierbar und bezahlbar machen, das Hirn längst eingeschaltet haben!
Wir verfügen heute über Wissen, Technik und Produkte, um aus Wohn- und Geschäftshäusern Plusenergiebauten zu machen, welche «mehr Energie erzeugen, als sie im Jahresdurchschnitt für Warmwasser, Heizung und Stromkonsum benötigen» (Zitat Solar Agentur Schweiz). Moderne, energieeffiziente Fenster und Fassaden sowie gebäudeintegrierte Energie- respektive Solarsysteme sind dazu die wirkungsvollen Beiträge der Fenster- und Fassadenbaubranche.
Gemäss Swissolar kann «die Stromerzeugung aus Solarenergie (Fotovoltaik) ... einen wesentlichen Beitrag zum Systemwandel in der Energieversorgung leisten, wenn jetzt die Weichen richtig gestellt werden. Wichtigste Voraussetzung dafür ist die vollständige Deblockierung der kostendeckenden Einspeisevergütung».
Wir müssen keine Analysen aus Fukushima abwarten, sondern unter Einbezug aller zur Verfügung stehenden Mittel und Konzepte den Fokus auf einen nicht sofortigen, aber geordneten Ausstieg aus der Kernenergie richten. Dies erfordert Tatkraft und den politischen Willen dazu.
Rudolf Locher, Geschäftsführer der Schweizerischen Zentrale Fenster und Fassaden SZFF