Freiwillige verorten 16'000 historische Landkarten in Zürich
16’000 historische Landkarten aus dem Staatsarchiv und der Zentralbibliothek können neu digital im Geoinformationssystem (GIS) des Kantons Zürich betrachtet werden. Dutzende Freiwillige haben dabei geholfen, die alten Karten genau zu verorten.
Quelle: zvg
Auf «Old Maps Online» können historische Pläne wie dieser Entwurf für ein Bundeshaus am Bürkliplatz von 1848 auf die heutige Satellitenkarte gelegt werden
Mit Hilfe von «Crowdsourcing» oder «Citizen Science» lassen sich viele aufwändige Aufgaben in kurzer Zeit erledigen. Dabei werden entsprechende Arbeiten an eine grosse Anzahl von Personen ausgelagert, die auf freiwilliger Basis an einem Projekt mitarbeiten und ihr Wissen einbringen. Auch das Staatsarchiv des Kantons Zürich und die Zentralbibliothek Zürich setzen auf dieses Konzept.
In den letzten drei Jahren legten die Institutionen so etwa Teile ihrer Sammlungen der Öffentlichkeit vor, damit interessierte Helfer alte Landkarten georeferenzieren konnten. Dabei sollten markante Punkte auf den historischen Karten identifiziert und mit aktuell gültigen Koordinaten versehen werden, so dass man diese virtuell auf die heutige Weltkarte legen konnte.
Mehrere Dutzend Freiwillige
Mehrere Dutzend Freiwillige hätten sich an den Aktionen von Staatsarchiv und Zentralbibliothek beteiligt, heisst es in einer Mitteilung der kantonalen Direktion der Justiz und des Inneren sowie der Zürcher Baudirektion von Dienstag. Die Personen konnten die Karten dabei mit digitalen Hilfsmitteln von Zuhause aus betrachten und bearbeiten.
Der grösste Teil der Arbeit sei von einer Handvoll besonders engagierter Personen geleistet worden. Teilnehmer hätten sich aber auch gegenseitig angespornt, um in der «Topscore»-Liste möglichst zuoberst zu stehen. Die Arbeit erfolgte aber nicht nur digital; auch Events oder sogenannte «Mapathons» wurden veranstaltet, bei denen sich freiwillige Helfer trafen und austauschen konnten.
16'000 historische Karten verortet
Dank ihnen konnten nun rund 16'000 historische Karten zum Zürcher Gebiet aus dem 16. bis 20. Jahrhundert verortet werden, wie die Direktion festhält. Über 15'000 davon stammen aus dem Staatsarchiv, weitere 900 aus der Zentralbibliothek.
Darunter befinden sich auch international viel beachtete «Schätze der Kartographie» wie etwa die Werke von Jos Murer aus dem 16. Jahrhundert, von Hans Conrad Gyger aus dem 17. und von Johannes Wild aus dem 19. Jahrhundert. Aber auch diverse Detailpläne von historischen Bauwerken, Kirchen, Spitälern, Schul- und Pfarrhäusern, Brücken, Strassen und Wasserwegen sind Teil davon.
Quelle: zvg
Im GIS-Browser können historische Karten aus dem Staatsarchiv und der Zentralbibliothek zu jedem beliebigen Punkt im Kanton Zürich gefunden werden.
Im Vergleich mit der heutigen Weltkarte werde ersichtlich, wie sich nicht nur die Siedlungsgebiete, sondern auch Naturräume über die vergangenen Jahrhunderte gewandelt hätten, heisst es weiter. Besonders deutlich zeige sich dies etwa bei den vielen detailliert dokumentierten Flusskorrektionen von Limmat, Thur oder Töss.
In Geoinformationssystem integriert
Das Amt für Raumentwicklung des Kantons Zürich hat die georeferenzierten Karten nun in die Browser-Version des kantonalen Geoinformationssystems (GIS) integriert und stellt sie damit nun der interessierten Öffentlichkeit digital zur Verfügung.
Die kartographischen Ressourcen werden als farbige Boxen auf der Landkarte des Kantons dargestellt. Wählt man einen beliebigen Punkt aus, erscheinen in der rechten Spalte sämtliche Karten, auf denen diese Stelle eingezeichnet ist.
Jede Karte ist mit drei Links versehen.
Und der dritte Link führt zur Plattform «Old Maps Online», mit rund 385'000 Dokumenten aus der ganzen Welt gilt sie als grösste
Plattform für digitalisierte historische Karten. Hier wird die historische Karte gewissermassen auf die heutige Weltkarte gelegt: Über einen Schieberegler lässt sich auch die Transparenz verändern und so eine historische Situation mit der heutigen vergleichen.
Weitere Projekte geplant
Sowohl das Staatsarchiv als auch die Zentralbibliothek sehen die Erfahrungen mit «Citizen Science» und «Crowdsourcing» als Erfolgsgeschichte. Die Zentralbibliothek plant so etwa bereits weitere Projekte in dieser Art. Und auch das Staatsarchiv überlegt, wie einzelne Bestände mithilfe der Öffentlichkeit noch besser erschlossen und zugänglich gemacht werden können.
Indem die Ressourcen im Internet frei zur Verfügung gestellt werden, sei dem Kreis der Nutzenden praktisch keine Grenzen mehr gesetzt, schreibt die Direktion weiter. Auf diese Weise machen Staatsarchiv und Zentralbibliothek ihre Wissensbestände weltweit verfügbar. (mgt/pb)
Zu den historischen Karten im GIS-Browser: maps.zh.ch