DAM Preis für Architektur in Deutschland geht nach Dessau
Sie dürften zu den wichtigen Zeugnissen der Bauhausmoderne gehören: Die 1926 von Walter Gropius entworfenen Meisterhäuser in Dessau. In den vier mehr oder weniger identischen Bauten wohnten Walter Gropius selbst sowie sechs seiner Meister mit ihren Familien. Gropius’ Haus und jenes, in welchem sein Assistent László Moholy-Nagy zu Hause war, fielen kurz vor Kriegsende den Bomben zum Opfer.
Während Jahren sorgte ihr Wiederaufbau für Diskussionen. Denn darüber, wie dies geschehen sollte, war man sich lange nicht einig. Schliesslich wurde 2010 ein Architekturwettbewerb ausgeschrieben, den das Berliner Büro Bruno-Fioretti-Marquez gewann. Die Architekten schlugen keine exakten Nachbildungen vor, sondern eine Neuinterpretation der ursprünglichen Bauten, deren Form erahnen lässt, wie das Ensemble ursprünglich ausgesehen hat. Das Innere gestaltete der Konzeptkünstler Olaf Nicolai mit unterschiedlichen Verputzen. Statt Wohnungen sind in den beiden Häusern nun Ausstellungsräume untergebracht. Vor rund zwei Jahren wurden sie offiziell eröffnet.
In diesen Tagen erhielten sie nun den Preis für Architektur des Deutschen Architekturmuseums. «Die gebaute Unschärfe gebärdet sich als mehrdeutiges Symbol für die wechselvolle Geschichte», kommentierte Evelyn Steiner, Jurymitglied und Kuratorin am Schweizer Architekturmuseum in Basel, die Wahl. In direkter Nachbarschaft zur originalgetreuen Rekonstruktion erzeuge die abstrakte Erinnerung «eine spannungsgeladene Konfrontation, die den Diskurs über den Umgang mit der Vergangenheit stimuliert». (mai)
Mehr über die Meisterhäuser und die übrigen 21 besten Bauwerke aus bzw. in Deutschland erfährt man zurzeit in einer spannenden Ausstellung im Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt am Main. (Weitere Informationen: www.dam-online.de) Sie dauert noch bis zum 8. Mai. Zudem ist parallel zur Ausstellung im Presterl-Verlag das Deutshe Architekturjahrbuch 2015/16 erschienen.