Dämmen mit imprägniertem Schilf
Deutsche Wissenschaftler tüfteln derzeit an einem neuen Dämmstoff für Fassaden. Ein chinesisches Schilfgras soll die Lösung sein. Doch dafür muss die Pflanze erst mal imprägniert werden.
Wärmedämmung für Fassaden ist in unseren Breitengraden wichtig. Heute werden unsere Wände häufig mit Styroporplatten eingepackt. Doch das Material muss als Sondermüll entsorgt werden, wenn es seinen Dienst getan hat. Nachhaltiger sind Dämmstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen. An einem solchen arbeiten zurzeit Agrarwissenschaftler der Universität Bonn um Professor Ralf Pude und den Meckenheimer Entwickler Michael Petry. Sie reichern üblichen Fassadenputz mit Partikeln aus Chinaschilf (Miscanthus x giganteus) an, wie die Plattform ingenieur.de berichtet.
Ein Bestandteil der Pflanze – das schwammartige Parenchym – ist äusserst porös. Ist diese Pore mit Luft gefüllt, verfügt sie über hervorragende dämmende Eigenschaften. Wird sie jedoch mit normalem Putz vermischt, der mit Wasser angerührt wird, verpufft diese Wirkung. Darum imprägnieren die Forscher die Teilchen, bevor sie sie mit zunächst pulverförmigem Putz vermischt werden. Das später hinzukommende Wasser kann der Pore nun nichts mehr anhaben.
Zurzeit tüfteln die Wissenschaftler an der optimalen Kombination. Ihr Ziel ist ein Putz, der industriell verarbeitet, also auf zu verputzende Wände gespritzt werden kann. Sie experimentieren aktuell mit einem zwei Zentimeter starken Putz, der bereits zum Patent angemeldet worden ist.
Das Rohmaterial müsste übrigens nicht einmal um die halbe Welt transportiert werden: Chinaschilf wächst auch in unserer Gegend gut. (pd/mt)