Covid-19-Krise: Kurzzeitige Auswirkungen auf den Mietwohnungsmarkt
Trotz der Covid-19-Krise und der sich daraus ergebenden tiefen Nachfrage nach Wohnungen bleibt die Bautätigkeit in der Schweiz bei den Mietwohnungen hoch. Zu diesem Schluss kommen die Autoren des Economics Alert der Credit Suisse (CS).
Quelle: Claudio Schwarz Purzlbaum, Unsplash
Noch brummt die Bautätigkeit bei den Mietwohnungen.
Die Anzahl Baugesuche und Baubewilligungen sei als unmittelbare Folge der Covid-19-Krise im März und April stark zurückgegangen, ist im Economics Alert zu lesen. Beeinflusst hat die Zahlen laut der Bank auch die Tatsache, dass die Kantone Genf, Freiburg, Neuenburg, Waadt und das Tessin während des Höhepunkts der Pandemie in jenen Monaten zeitweise keine Bauvorhaben mehr publizierten. Dies wiederum sorgte laut Analyse der CS-Experten dafür, dass der Rückgang von Baugesuchen und –bewilligungen anfangs stark überzeichnet worden ist.
Mietwohnungen: 2. Quartal gleicht Rückgang vom Vorquartal aus
Somit hat sich das Coronavirus im Mietwohnungsmarkt nur kurzzeitig auf die Baubewilligungen ausgewirkt: Zwar wurde im 1. Quartal wurde im Vergleich zum Vorquartal ein Rückgang von 21 verzeichnet, aber der bereits 2. Quartal verbesserte sich die Situation, weil er Rückgang von einem Plus von 15 Prozent zu meinem grossen Teil aufgefangen werden konnte. Einen positiven Effekt hatten laut CS auch die vielen Grossprojekte, für die Ende 2018 und im 2019 Baugesuche gestellt worden waren und erst vor kurzem bewilligt worden sind. Die Bank erwartet deshalb in den kommenden sechs bis 18 Monaten eine Ausweitung des Mietwohnungsstands um 1.1 Prozent.
Derweil sind die Baugesuche auch im 2. Quartal gesunken. Die Fachleute der CS führen dies vor allem auf den April zurück, wo Gesuche für weniger als 1600 Mietwohnungen eingereicht worden sind. Dies entspreche lediglich 64 Prozent der mittleren Monatssumme seit Anfang 2012. Allerdings liegt die Anzahl Gesuche seit Mai aber wieder über diesem Wert. „Projektentwickler und Investoren lassen sich als nicht durch einen Covid-19-bedingten Nachfrageschock abschrecken“, teilt der Economics Alert mit. Denn das Negativzinsumfeld dürfte noch länger anhalten. Bei dieser Ausgangslage blieben die Investitionen in Mietwohnungen trotz weiter ansteigender Leerstände aus Anlegersicht attraktiv.
Eigentumswohnungen: Tiefstand der Baubewilligungen
Bei Eigentumswohnungen und Einfamilien rechnen die CS-Experten hingegen in den nächsten ein bis zwei Jahren mit einer sinkenden Bautätigkeit. Hier hätten die Baubewilligungen im gleitenden 4-Quartals-Mittel einen Tiefststand erreicht. Innert Jahresfrist verzeichneten sie lediglich noch rund 11‘800 Eigentumswohnungen und 5750 Einfamilienhäuser, die bewilligt worden sind. Damit liege die erwartete Ausweitung in den kommenden sechs bis acht Monaten lediglich noch bei 0.8 Prozent des Bestands an Wohneigentum. Auch die jüngsten Werten der Baugesuche zeige keine Trendwende, heisst es weiter.
Damit fällt die Eigentumsproduktion im Gegensatz zum Mietwohnungsmarkt laut der Bank zu tief aus. So liegt Anzahl bewilligter Wohnheiten um 46 Prozent unter derjenigen von 2008. Und dies, obwohl die Rahmenbedingungen bezüglich Nachfrage gemäss der Bank noch immer ausserordentlich gut sind: Die Hypothekarzinsen seien nicht weit weg von ihren historischen Tiefstständen, und mit Verlängerung der des Negativzinsumfelds werde sich an den tiefen Hypothekarzinsen so schnell nichts ändern. Wie Experten schreiben, zeigt sich dies darin, dass der Wunsch nach Wohneigentum hoch bleibt und in den steigenden Preisen für Wohneigentum, das bislang die Folgen des Virus nicht zu spüren bekommen hat.
Lediglich die kalkulatorischen Finanzierungsregeln wirkten dämpfend, sowohl auf die Nachfrage als auch auf das Preiswachstum. (mai/pd)