Campus Biel: Verwaltungsgericht sieht Stadt Biel bei Enteignung im Recht
Dass die Stadt Biel und nicht der Kanton Bern ein Enteignungsverfahren im Zusammenhang mit dem Bau des neuen Fachhochschulcampus in Biel angestrengt hat, ist legitim. Zu diesem Urteil ist das bernische Verwaltungsgericht Ende März gekommen.
Damit ist das juristische Hin und Her rund um eine
Liegenschaft am Rand des geplanten Campus Biel/Bienne um ein Kapitel reicher.
Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und kann ans Bundesgericht weitergezogen
werden. Dieses hatte sich bereits mit der Abbruchbewilligung für die
Liegenschaft befasst. Anfang November 2020 wies es die Beschwerde des
Eigentümers ab.
Das bernische Verwaltungsgericht befasste sich nun mit der
zentralen Frage, wer legitimiert ist, ein Enteignungsverfahren anzustrengen.
Die vorinstanzliche Enteignungsschätzungskommission war zum Schluss gekommen,
dass die Stadt Biel nicht legitimiert sei. Vielmehr hätte der Kanton das
Verfahren auslösen müssen.
Stadt Biel erhob Beschwerde
Gegen diesen Entscheid erhob die Stadt Biel Beschwerde und
hat nun vor Verwaltungsgericht Recht bekommen. Die oberste kantonale
Gerichtsinstanz kam zum Schluss, dass das Grossprojekt des Campus Biel/Bienne
ein gemeinschaftliches Vorhaben von Kanton und Standortgemeinde ist. Auf dem
Gebiet «werden in engem Zusammenwirken kantonale und kommunale Aufgaben erfüllt»,
heisst es in dem am Donnerstag veröffentlichten Urteil.
Die Stadt Biel erfülle mit der Planung eigene Aufgaben in
dem Gebiet und sei deshalb legitimiert, ein Enteignungsverfahren anzustrengen.
Müssten beide Gemeinwesen das Enteignungsrecht durchsetzen, ergäben sich laut
Verwaltungsgericht «kaum praktikable Abgrenzungsfragen».
Ausschreibung für Bau abgebrochen
Der juristische Kampf um die Enteignung der Liegenschaft am
Rand des Campus-Geländes ist nicht die einzige «Baustelle» des Grossprojekts. So
musste etwa die Ausschreibung für den Bau des Campus im Herbst 2019 abgebrochen
werden, nachdem die eingegangenen Offerten deutlich über dem Kreditrahmen von
233,5 Millionen Franken lagen.
Das Amt für Grundstücke nahm daraufhin das Bauprojekt unter
die Lupe und ortete Sparpotenzial von 30 bis 45 Millionen Franken. Allerdings
erwartet der Kanton Zusatzkosten im höheren zweistelligen Millionenbereich, wie
der bernische Baudirektor Christoph Neuhaus im Februar bekannt gab. Unter dem
Strich wird der Campus also teurer.
Eröffnung frühestens 2025
Ursprünglich hätte der Campus im Jahr 2021 eröffnet werden
sollen. Dieser Zeitplan konnte bei Weitem nicht eingehalten werden. Mit einer
Eröffnung der Bildungseinrichtung rechnet der Kanton frühestens 2025 – je nach
Verlauf der juristischen Verfahren.
Die Berner Fachhochschule will auf dem ehemaligen «Feldschlösschen-Areal»
in Biel ihre beiden Departemente Technik und Informatik sowie Architektur, Holz
und Bau konzentrieren. Bauherr des geplanten Campus Biel/Bienne ist der Kanton
Bern. (sda/pb)