Bündner Wohnungsmarkt ist angespannt wegen mehr Haushalten
Immer kleinere und damit immer mehr Haushalte sind die Hauptursache für die angespannte Lage auf dem Bündner Wohnungsmarkt. Dies zeigt eine Analyse zum knappen Wohnraum in Graubünden, die der Kanton bei der Immobiliendienstleisterin Avobis Group in Auftrag gegeben hat. Aktuell erarbeitet er die Grundlagen für einen Ausbau der Wohnraumförderung.
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Massnahmen, um den Wohnungsmarkt in Graubünden zu entspannen, sind gefragt. (Im Bild: Davos)
Die Situation auf dem Wohnungsmarkt in Graubünden ist schwierig: In den letzten vier Jahren hat sich der Wohnungsleerstand stark verringert, gleichzeitig stiegen die Wohnraumpreise. Vor diesem Hintergrund hat das Departement für Volksirtschaft und Soziales des Kantons (DVS) eine Analyse zur Wohnungsknappheit in Auftrag gegeben: Sie bestätigt die angespannte Lage. Ihre Resultate lassen laut DVS aber auch hoffen, dass sich die Lage stabilisiert und nicht weiter verschlechtert.
Einer der Auslöser für die Verknappung des Wohnraums ist die wachsende Zahl der Haushalte. Sie hat in den letzten Jahren stärker zugenommen, als die Wohnbevölkerung. Auf Kantonsebene und in vielen Regionen sei insbesondere ab 2019 die Wohnbautätigkeit zu gering gewesen, um die Nachfrage nach Erstwohnungen, Personalwohnungen und auch nach Ferienwohnungen zu decken, schreibt das DVS.
Mehr Ein- und Zweipersonen-Haushalte
Ein zentraler Faktor für diese Entwicklung ortet das DVS nicht nur in der steigenden Zahl an Zuzügern und in der zunehmenden Nachfrage nach Ferienwohnungen, sondern auch im Umstand, dass die Haushalte immer kleiner werden: Fast drei Viertel seien Ein- oder Zweispersonenhaushalte, schreibt das DVS. Haushalte mit vier und mehr Personen machen gerade Mal 16 Prozent aus.
Gemäss Analyse zeigt sich die Situation auf dem angespannten Wohnungsmarkt bei den Mietwohnungen kritischer als bei den Eigentumswohnungen. Weil Zweitwohnungen beim Gesamtbestand miteinberechnet werden, beeinflusst dies auch die Leerstandsquote, was aber laut DVS aber für die Beurteilung der Leerstandsquote kaum relevant ist. Denn trotzdem rangiert diese nur bei zirka 1 Prozent. «Für einen funktionierenden Mitwohnungsmarkt sollte sie jedoch rund 1,5 Prozent betragen», schreibt das DVS. Das führe zu steigenden Mieten und hohen Suchkosten.
Bautätigkeit nimmt wieder etwas Fahrt auf
Zur Erhitzung des Marktes hat des Weiteren hat auch die geringe Neubautätigkeit der letzten Jahre beigetragen. In erster Linie weniger gebaut haben Privatpersonen, nicht unbedingt Bau- und Immobiliengesellschaften.
Im Vergleich zur übrigen Schweiz hat in Graubünden die Bautätigkeit wieder etwas Fahrt aufgenommen. Die Autoren der Analyse stellten Seitwärtsbewegungen bei den Angebotsmieten und -preisen, bei dem Angebotsvolumen und den Leerständen fest. Somit könnte die Marktanspannung ihren Höhepunkt erreicht haben könnte.
Allerdings: «Die Baupipeline ist aber immer noch zu wenig gefüllt für eine klare kurz- bis mittelfristige Entspannung auf dem Wohnungsmarkt», heisst es in der Medienmitteilung des DVS.
Kanton will Wohnraumförderung ausbauen
Angesichts dieser Entwicklungen ist will man sich beim Kanton nicht nur auf eine allfällige konjunkturelle Entspannung verlassen, sondern auch in der Boden- und Wohnraumpolitik aktiv zu sein. Während derzeit einige (touristische) Gemeinden entsprechende Massnahmen ergreifen, erarbeitet der Kanton die nötigen rechtlich Grundlagen, um die Wohnraumförderung auszubauen.
Die entsprechende Gesetzesrevision über sozialen Wohnungsbau und die Verbesserung der Wohnverhältnisse im Berggebiet soll im Verlauf der zweiten Hälfte dieses Jahres erfolgen. (mai/mgt)