Bergsturz in Bondo GR: Sanierung und Wiederaufbauarbeiten verteuern sich
Sechs Jahre nach dem verheerenden Bergsturz in Bondo GR verlaufen die Sanierungs- und Sicherheitsarbeiten planmässig. Allerdings steigen die Kosten dafür um mehr als 25 Prozent. Höhere Preise für Treib- und Rohstoffe dürften nicht die einzige Ursache sein.
Quelle: Anidaat, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Der Piz Cengalo, bevor sich der Fels löste.
Am 23. August 2017 lösten sich am Piz Cengalo, oberhalb des Dorfes Bondo im Bergell, drei Millionen Kubikmeter Fels und donnerten auf den darunter liegenden Gletscher. Sie verursachten einen Murgang von rund vier Millionen Kubikmetern Geröll. Nur 30 Sekunden nach dem Bergsturz erreichten die Geröllmassen den Talboden und das Zweihundert-Seelen-Dorf. Rund 150 Menschen mussten ihre Häuser für anderthalb Monate verlassen. Acht Wandernde aus Deutschland, Österreich und der Schweiz wurden verschüttet und getötet, ihre Körper konnten bis heute nicht gefunden werden.
Bei dem Unglück sind zwei Dutzend Gebäude komplett zerstört worden, unzählige beschädigt. Der Schaden an der öffentlichen und privaten Infrastruktur wurde auf über 50 Millionen Franken geschätzt.
Wiederaufbau und Sanierungsarbeiten laufen seit 2021
Bis 2021 ist das Dorf vom Gesteinsmaterial befreit worden. Seither laufen die Wiederaufbau- und Sanierungsarbeiten. Die budgetierten Kosten von 42 Millionen Franken steigen jedoch stark an.
Wie Fernando Giovanoli, Gemeindepräsident von Bregaglia sagte am Mittwoch in Bondo gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte, könnten die Kosten um mehr als 25 Prozent steigen. Die Ursachen würden dabei nicht nur bei den Preisen für Rohstoffe oder Treibstoff liegen. Auch der fehlende Wettbewerb zwischen den Firmen und unterschätzte Kosten hätten zu den Mehraufwänden geführt. Unterdessen konzentrieren sich die Arbeiten konzentrieren auf den Hochwasserschutz und auf die Verlegung der Hochspannungskabel. Die insgesamt fünf zerstörten Brücken sollen alle wieder aufgebaut werden.
Offen gehaltene Wanderwege im Val Bondasca
Die Justiz ist derweil nach wie vor mit der Frage nach einer Mitschuld der Behörden am Tod der Wandernden beschäftigt. Angehörige der Opfer erwirkten vor Bundesgericht die Wiederaufnahme der eingestellten Strafunteruntersuchung. Sie sind der Ansicht, dass es angesichts der bekannten Felssturzgefahr falsch war, die Wanderwege im Val Bondasca offenzuhalten. Im Februar 2023 wies das Bündner Kantonsgericht einen von der Staatsanwaltschaft vorgeschlagenen Gutachter zurück. Es hielt den Geologen für befangen. Die Staatsanwaltschaft muss aktuell eine neue Fachperson suchen. (sda/mai)