Bauwirtschaft Bern und Wallis: Von gegensätzlichen Entwicklungen geprägt
Die Hochbautätigkeit in den Kantonen dürfte vor einer Abschwächung stehen. Einen Boom verzeichnet das Wallis beim Bau von Mehrfamilienhäusern. Gegenläufig ist die Entwicklung in den Kantonen beim Industrie- sowie beim Bürobau. Hohe Summen sind für den Bau von Hotels geplant. Die Auftragslage könnte besser sein, doch der Arbeitsvorrat ist überdurchschnittlich.
Das Bauhaupt- und Ausbaugewerbe der Region Bern und Wallis dürfte vor einer Abschwächung stehen. Im Kanton Bern ging die auf Basis von Gesuchen ermittelte Hochbausumme um 7,1 Prozent zurück. Weil der Kanton fast zwei Drittel der geplanten Hochbauinvestitionen auf sich vereinigt, konnte die Zunahme im Kanton Wallis (+1,1%) das Gesamtergebnis nur geringfügig verbessern. Im Vergleich zur vorangegangenen Berichtsperiode resultierte daher bei der für die künftige Hochbautätigkeit relevanten Summe gesamthaft ein Minus von 4,2 Prozent.
Immerhin wird sich der Rückgang der geplanten Investitionen auf hohem Niveau vollziehen, zumal diese auch den Fünfjahresdurchschnitt übertreffen. Da bei der Gesuchstellung und den Bewilligungsprozessen die Angaben zu den geplanten Baukosten in der Regel zu laufenden Preisen erfolgen, beziehen sich die Baukosten auf nominale Werte. Aufgrund der Baupreisentwicklungen dürften die realen Bauinvestitionen daher tiefere Werte erreichen.
Wohnbau nur im Wallis im Plus
Nicht alle Segmente der Bauregion konnten eine Basis legen für eine positive Entwicklung der künftigen Bautätigkeit. Insbesondere der Wohnbau schwächelte, dessen geplante Investitionen in den letzten fünf Jahren im Schnitt rund zwei Drittel der Hochbautätigkeit der Bauregion ausmachte.
Trotz des sich anbahnenden knappen Angebots und der Bevölkerungsentwicklung wird sich voraussichtlich die Wohnflächenproduktion verringern. Um 1,1 Prozent ging die Summe für den Bau von mehrstöckigen Wohnliegenschaften im Vergleich zur Vorperiode gesamthaft zurück, wie die Statistiken der Docu Media Schweiz GmbH zeigen (Stichtag Ende April). Zu berücksichtigen sind allerdings auch Basiseffekte, nachdem der Wert geplanter Wohnbauten letztes Jahr im Vergleich zum Jahr 2021 um ein Fünftel in die Höhe geschossen war und damals in der fünfjährigen Zeitreihe erstmals die Marke von fünf Milliarden Franken übertraf. In beiden Kantonen legte damals die Wohnbausumme zweistellig zu.
Während sich im Wallis die Summe für Wohnbauprojekte nahe an die Marke von zwei Milliarden bewegte (+1,9%), geriet beim Wohnbau der Kanton Bern ins Hintertreffen (-2,9%). Weil wiederum rund zwei Drittel der Investitionen in Wohngebäude im Kanton Bern verbaut werden, resultierte gesamthaft ein Minus von 1,1 Prozent, doch bleiben die projektierten Investitionen im Fünfjahresvergleich immer noch überdurchschnittlich.
Mehrfamilienhaus-Boom im Wallis
Der Kanton Bern muss zudem in beiden Segmenten des Wohnbaus mit Rückschlägen rechnen. Um 3,0 Prozent fiel die Summe für den Bau von Mehrfamilienhäusern (MFH), während das Geschäft im Segment Einfamilienhäuser (EFH) mit einem Minus von 2,6 Prozent im Kanton ebenfalls geringe Impulse setzen dürfte. Wie der im Verlauf des letzten Jahres schweizweit abklingende Boom beim Bau von Einfamilienhäusern, ging auch im Wallis der Aufwärtstrend in diesem Segment jäh zu Ende.
Im Kanton mit einer der höchsten Wohneigentumsquoten der Schweiz brach die Segmentsumme um 20,0 Prozent ein, lag aber dennoch geringfügig über dem langjährigen Durchschnitt. Dagegen boomt im Kanton Wallis der Bau von Mehrfamilienhäusern, denn Wohnraum wird insbesondere im Talgrund knapp. Die für MFH-Bauten veranschlagten Investitionen beschrieben in den letzten drei Jahren einen positiven Trend mit zweistelligen Wachstumsraten. Um 21,6 Prozent legte die geplante Bausumme im Vergleich zur letzten Berichtsperiode zu (Vorjahr: +30,8%).
Industrie vorerst gemächlicher
Als Stütze der Baukonjunktur erweisen dürfte sich das Industriesegment im Kanton Bern, wo sich ein deutlicher Anstieg des geplanten Bauvolumens ergeben hat (+22,3%), allerdings unter dem langjährigen Durchschnitt blieb. Im Vergleich zur Vorperiode halbierten sich im Kanton die Investitionen von Industrie und Gewerbe, unter Berücksichtigung des Basiseffekts nach einer ausserordentlich hohen Projektsumme im Vorjahr.
Aufgrund der Grösse und der funktionellen Gestaltung der Gebäude, in denen komplexe Produktionsprozesse ablaufen, lösen Industriegebäude oft hohe Investitionsvolumina aus. Trotz des Rückgangs erreichte die geplante Bausumme ein beachtliches Niveau. Und in Visp VS will der Biopharma-Konzern Lonza weiter kräftig investieren, wie Verwaltungsratspräsident Albert Baehny gegenüber dem «Walliser Boten» verlauten liess.
Umgekehrt sind die Vorzeichen beim Bürobau. Im Kanton Bern, wo viele eidgenössische und kantonale Ämter angesiedelt sind, konnte das Segment die hohe Projektsumme der Vorperiode nicht bestätigen (-29,7%). Doch aufgrund der geplanten Bürobauten dürfen Bauunternehmen damit rechnen, dass weiterhin überdurchschnittlich hohe Summen in Verwaltungsbauten fliessen werden. Auf Jahre mit einem konstanten, aber eher bescheidenen Summen steht das Wallis vor einem Investitionsschub in Bürobauten (+76,1%).
Destinationen forcieren Hotelbau
Im Kanton Bern mit seinen umfangreichen Bildungseinrichtungen fliessen in der Regel hohe Beträge in Gebäude für Bildungs- und Forschungseinrichtungen. Im Vergleich zum Vorjahr erhöhten sich laut Baugesuchen die geplanten Projektsummen um 43,2 Prozent. Konstanz vermittelt auch der langjährige Durchschnitt, den die Investitionen um 11,7 Prozent übertrafen.
Im Wallis gingen die Investitionen in Schulgebäude dagegen zurück (-37,6%), und lagen weit unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Ähnlich verhält es sich bei Gebäuden im Bereich des Gesundheitswesens. Im Vergleich zur Vorjahresperiode konnte der Kanton Bern den Umfang der geplanten Investitionen immerhin halten, lagen diese doch auch im Bereich des Fünfjahresmittels. Im Wallis fällt der Erweiterungsneubau des Spitals in Brig ins Gewicht, der jahrelang wegen Einsprachen blockiert war.
Im Wallis konnte der Hotelbau in der Berichtsperiode die hohe Summe vom Jahr davor bestätigen. Auch erreichen die geplanten Investitionen nach der Pandemie wieder den Fünfjahresdurchschnitt, was auf eine nachhaltige Erholung des Segments schliessen lässt. Zwei Hotels sind beispielsweise in Saas-Fee geplant für gesamthaft 80 Millionen Franken. Und in Zermatt betreffen Gesuche drei Hotelneubauten für 73 Millionen Franken.
Solche Impulse hat der Tourismuskanton dringend nötig, wo die Gastrobranche volkswirtschaftlich eine bedeutendere Rolle spielt als im Stand Bern. Gleichwohl generieren die wichtigen Feriendestinationen wie die Stadt Bern oder Interlaken und Gstaad einen soliden Investitionsfluss in Sanierungen oder Neubauten von Hotels. Letztes Jahr betrug das Plus 16,1 Prozent, was im Mehrjahresvergleich auch im Kanton Bern überdurchschnittlich ist. Die Zahlen der Docu Media Schweiz GmbH betreffen auf Basis von Gesuchen ermittelte Bausummen künftiger Bauvorhaben, die nach Erteilung der Baubewilligungen dann die effektive Bautätigkeit auslösen.
Arbeitsvorrat stimmt zuversichtlich
Im Rückblick war die Bautätigkeit im 2.Semester gesamthaft stark rückläufig (-10,3%), während sie in den sechs Monaten des Vorjahres noch im Plus lag. Die schwache Entwicklung der Bautätigkeit in der Bauregion Bern und Wallis ist sowohl auf den Wohn- (-20,7%) als auch den Tiefbau (-9,0%) zurückzuführen. Weil sich der Rückgang vor allem im 2. Halbjahr beschleunigte, resultierte übers gesamte letzte Jahr gesehen ein Minus von 9,2 Prozent. Positiv in Erscheinung trat sowohl in der Semester- als auch in der Jahresbetrachtung einzig der öffentliche Hochbau, wie aus Zahlen des Schweizerischen Baumeisterverbands (SBV) hervorgeht.
Beim Auftragseingang präsentierte sich ein weniger düsteres Bild. Immerhin im 2.Halbjahr positive Akzente setzen konnten Tiefbauprojekte (+90,2%) und das Segment öffentlicher Hochbau. Im Wohnbausegment gingen bei den Bauunternehmen dagegen massiv weniger Aufträge ein als noch im entsprechenden Vorjahressemester (-31,8%), nachdem im letzten Jahr noch ein Plus zu verzeichnen war. Die Ursache für den Rückgang dürfte allerdings vor allem beim Kanton Bern liegen, denn im Oberwallis boomt der Wohnbau. Das Angebot an Wohnraum kann die Nachfrage von Zuzügern nicht decken. Auch beim übrigen Hochbau ist die Auftragslage deutlich schlechter als in der Vorjahresperiode (-36,4%), was sich auch im Verglich zum langjährigen Mittel zeigt. Immerhin präsentiert sich die Lage im Ganzjahresvergleich etwas besser.
Zuversichtlicher stimmt dagegen der Arbeitsvorrat, dessen Wert per 31.Dezember 25,8 Prozent über jenem des Vorjahresstichtags lag. Den Wert vorrätiger Aufträge steigern konnte vor allem das bedeutende Tiefbausegment (+36,7%) sowie der Wohnbau (+66,3%), aber auch der öffentliche Hochbau (+66,3%). Der übrige Hochbau fiel jedoch zurück (-17,6%). Den lang-jährigen Durchschnitt konnten aber alle Segmente übertreffen, was eine solide Entwicklung der Bautätigkeit in der Bauregion erwarten lässt.
Quelle: Bauzeit Architekten
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